Verbesserung von sozialer Sicherung in Indien

Programmkurzbeschreibung

Bezeichnung: Deutsch-Indisches Programm Soziale Sicherung (IGSSP)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Indien
Politischer Träger: Ministerium für Gesundheit und Familie
Gesamtlaufzeit: 2011 bis 2020

Indien IGSSP. © GIZ

Ausgangssituation

Mehr als 400 Millionen Menschen, das sind etwa 88 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung in Indien, arbeiten ohne Arbeitsvertrag als Tagelöhner*in, als Landarbeiter*in ohne Grundbesitz oder als Kleinhändler*in. Die Mehrheit dieser informell Beschäftigten und ihre Familien verfügen über keine angemessene soziale Absicherung. Unvorhergesehene Ausgaben und Einkommensausfälle infolge von Krankheit, Unfall oder Tod des Hauptverdieners sowie sinkende Erwerbschancen im Alter führen dazu, dass Familien verarmen. Die indische Zentralregierung und die Regierungen der Bundesstaaten bieten verschiedene Sozialprogramme an. Allerdings sind sie oft schlecht verwaltet und für informell Beschäftigte nur schwer zugänglich.

Ziel

Das System der sozialen Sicherung für informell Beschäftigte und ihre Familien ist verbessert.

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Vorgehensweise

Das Deutsch-Indische Programm Soziale Sicherung leistet Politikberatung, stärkt die Leistungsfähigkeit von Ministerien und anderen Akteuren, entwickelt Trainingsmaterial, führt Evaluierungen durch, leistet IT-Beratung und entwickelt Monitoringinstrumente und Aufklärungskampagnen für informell Beschäftigte.

Das Programm umfasst im Wesentlichen zwei Handlungsfelder. So wird eine nationale Krankenversicherung für die arme Bevölkerung entwickelt und eingeführt. Darüber hinaus stimmt das Projekt verschiedene Sozialprogramme besser aufeinander ab und fördert die engere Zusammenarbeit.

Politischer Träger des Programms ist das indische Ministerium für Gesundheit und Familien. So hat das Programm das Ministerium bereits bei der Einführung der Krankenversicherung Rashtriya Swasthya Bima Yojana (RSBY) beraten, welche bis Herbst 2018 aktiv war. Derzeit unterstützt das Programm das Ministerium und die neu gegründete Nationale Gesundheitsbehörde bei der Planung und Umsetzung einer neuen großen Gesundheitsreform. Diese Reform beinhaltet den Aufbau der nationalen Krankenversicherung Pradhan Mantri Jan Aaroya Joyana (PM-JAY). Ziel der Krankenversicherung ist, die Zahl der Versicherten auf 500 Millionen zu erhöhen. Qualität und Umfang der Gesundheitsleistungen für arme und hilfsbedürftige Menschen sollen ebenfalls verbessert werden.

Indien IGSSP. © GIZ

Wirkungen

Ausweitung von Indiens nationaler Krankenversicherung: Bis zur aktuellen Gesundheitsreform war RSBY, gemessen an der Zahl ihrer Versicherten, eine der weltweit größten Krankenversicherungen. Im März 2016 waren über 41 Millionen arme Haushalte mit rund 125 Millionen Menschen eingeschrieben. Die neue Krankenversicherung ist ambitionierter: sie ist die weltweit größte komplett staatlich finanzierte Krankenversicherung.

Besserer Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen für Arme: Rund 11,8 Millionen Krankenhausaufenthalte in über 10.000 eingeschriebenen Krankenhäusern wurden unter RSBY ermöglicht.

Verbesserte medizinische Versorgung für Frauen: Der Anteil von versicherten Frauen in RSBY konnte in vier Jahren von 41 auf 49 Prozent ausgebaut werden.

Niedrigere Direktzahlungen für Krankenhausaufenthalte: Unabhängige Evaluierungen zeigen, dass die versicherten Familien niedrigere Direktzahlungen für stationäre Behandlungen geleistet haben.

Einsatz innovativer IT-Instrumente: Der Anspruch auf Gesundheitsdienstleistungen kann durch innovative Technologien leicht bestätigt und elektronisch abgewickelt werden. Regierungsprogramme sind dadurch effizienter und inklusiver geworden.

Stärkung von Kapazitäten in Regierungsbehörden: Durch das Berufsprogramm der GIZ zur Schulung von Manager*innen und Expert*innen, die die Krankenversicherung einführen und umsetzen, konnten die Kapazitäten von Regierungsbehörden nachhaltig gestärkt werden. 

Aufbau von Sozialberatungsstellen: Die Regierung von Karnataka hat rund 1.200 Sozialberatungsstellen in allen 30 Bezirken des Bundesstaates eröffnet. Das Vorgehen beruht auf einem Pilotversuch des Deutsch-Indischen Programms Soziale Sicherung. Hierbei wurde der Mehrwert dieser Zentren für informell Beschäftigte nachgewiesen. 

Verbessertes Auskommen im Alter: Zusammen mit der Nichtregierungsorganisation HelpAge India unterstützte das Projekt im Bundesstaat Bihar den Aufbau von mehr als 900 Selbsthilfegruppen für ältere Menschen mit insgesamt 12.400 Mitgliedern.