Nationales Grundbildungsprogramm

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Nationales Grundbildungsprogramm
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Pakistan
Politischer Träger: Capital Administration and Development Division (CA& DD)
Gesamtlaufzeit: 2006 bis 2015

Kinder einer Grundschule in der Nähe von Peschawar © GIZ

Ausgangssituation

Die wirtschaftlichen Kennzahlen Pakistans haben sich verbessert. Dennoch belegt das Land im Human Development Index des UNDP nach wie vor nur Rang 136 von 177. Einer der Hauptgründe dafür ist das mangelhafte Bildungswesen, das im Vergleich aller am UNESCO-Programm „Bildung für alle“ teilnehmenden Länder mit am schlechtesten abschneidet. Das geringe Bildungsniveau hemmt die Entwicklung des Landes. So müssen fast drei Viertel der Bevölkerung mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen.

Es hat sich gezeigt, dass frühere Bildungsreformen nicht ausreichend waren, um die schlechten Kennzahlen im Hinblick auf Qualität und Quantität der Bildung zu verbessern. Vor diesem Hintergrund hat die pakistanische Regierung den Nationalen Bildungsplan (NEP) 2009 erarbeitet. Er soll einige der Lücken schließen, die mit dem Vorgängerprogramm, dem NEP 1998–2010, nicht konsequent genug angegangen worden waren. Außerdem hat der NEP 1998–2010 nur wenig dazu beigetragen, dass auf den verschiedenen Verwaltungsebenen, von der Bundes- bis hinunter zur Bezirksebene, Zuständigkeiten und Verfahren klar geregelt wurden. So überrascht es nicht, dass der Bildungsplan für 1998 bis 2010 nicht die gewünschten Ergebnisse brachte und die Qualität des Bildungswesens, der Zugang zu Bildung und die Chancengleichheit auf niedrigem Niveau blieben.

Diese Probleme wurden zu drängenden Herausforderungen, als Pakistan verschiedene internationale Übereinkommen unterzeichnete wie die Millenniumserklärung und den Beitritt zum Programm „Bildung für alle“. Nach umfassenden Beratungen und einer gründlichen Prüfung des NEP 1998–2010 wurde der Nationale Bildungsplan 2009 erarbeitet. Der neue Bildungsplan beruht auf einer ganzheitlichen Betrachtungsweise und versucht die Mängel im pakistanischen Bildungswesen durch eine Ausweitung des institutionellen Rahmens, bessere Regierungsführung sowie verstärkten Aufbau von Kompetenzen, Ressourcen und Leistungsfähigkeit in den Griff zu bekommen.

Ziel

Die Grundbildung für Mädchen und Jungen genügt den Alltagsanforderungen und ist qualitativ besser.

Vorgehensweise

Das Programm unterstützt die pakistanische Bundesregierung bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Bildungspolitik und bei der Erreichung ihrer bildungspolitischen Ziele. Höchste Priorität hat die Einführung des Nationalen Bildungsplans durch glaubwürdige Sektorpläne und die Nutzung eines entsprechenden Monitoringrahmens. Das Projekt fördert die Institutionalisierung eines Koordinationsmechanismus, der die Mitarbeiter von Bundes- und Provinzialregierungen bei der Einführung der Grundsätze des 18. Zusatzes zur pakistanischen Verfassung unterstützen soll. Der 2010 verabschiedete Verfassungszusatz sieht die Stärkung demokratischer Grundsätze und eine Dezentralisierung des Landes vor. Außerdem unterstützt das Projekt die politischen Entscheidungsträger bei der klaren Festlegung von Aufgaben und Zuständigkeiten.

Zur Verbesserung der Bildungsergebnisse wurde eine Reform der Lehrpläne auf den Weg gebracht, die nun auf die speziellen Bedürfnisse der einzelnen Provinzen zugeschnitten werden sollen. Ein wichtiger praktischer Aspekt der Lehrplanreform ist die dringend notwendige Verbesserung der Schulbücher. Auch in dieser Hinsicht unterstützt das Projekt die einzelnen Provinzen.

Wirkung – Was bisher erreicht wurde

Der Nationale Bildungsplan 2009 wurde im Rahmen eines partizipatorischen Beratungsprozesses entwickelt, an dem alle Provinzen und Regierungsbereiche beteiligt waren. Mit Unterstützung der GIZ wurde der Plan für den Bildungssektor (Education Sector Plan – ESP) für Khyber Pakhtunkhwa entwickelt (wird zurzeit geprüft).

Außerdem wurde auf Grundlage des NEP 2009 mit den Arbeiten an den Plänen für den Bildungssektor für die Provinz Punjab, die Bundeshauptstadt Islamabad und die unter Bundesverwaltung stehenden Stammesgebiete (Federally Administered Tribal Areas – FATA) begonnen.

Im Rahmen dieses Prozesses wird geprüft, welche Kompetenzen und Ressourcen vorhanden sind und welche für die Einführung der Bildungssektorpläne (ESP) noch benötigt werden.

Zurzeit wird an der Institutionalisierung eines Prozesses zur Abstimmung zwischen den Provinzen gearbeitet. Außerdem wurde eine Studie zu den Wirkungen des 18. Verfassungszusatzes in Auftrag gegeben, um die Herausforderungen und Folgen der Dezentralisierung besser einschätzen zu können. Sie wurden mit den beteiligten Akteuren aller Provinz- und Gebietsregierungen des Landes diskutiert. Überdies erhielten die Regierungen technische Unterstützung im Hinblick auf die Koordinierung der Geber und die Harmonisierung der Entwicklungsanstrengungen.

Inzwischen wurde die Entwicklung neuer, auf Kompetenzen und Standards basierender Lehrpläne erfolgreich abgeschlossen, sodass auf modernen Lehrmethoden beruhende Lehrpläne für 63 Fächer (einschließlich aller Kernfächer) zur Verfügung stehen. Die GIZ hat den gesamten Prozess technisch unterstützt und fördert momentan auch die Einführung und Anwendung der neuen Lehrpläne.

Mit Beteiligung der Provinzen wurden ein Rahmen für die Lehrplaneinführung (Curriculum Implementation Framework – CIF) sowie die zugehörigen Monitoringmaßnahmen erarbeitet. Der Rahmen legt die notwendigen Schritte für eine erfolgreiche Anwendung des Lehrplans fest sowie Aufgaben und Zuständigkeiten der mit der Lehrplaneinführung betrauten Partnerorganisationen. Der CIF wird in jeder Provinz im Hinblick auf den 18. Verfassungszusatz diskutiert und an die spezifischen Gegebenheiten in der jeweiligen Provinz angepasst.

Der Entwurf für eine neue Bildungspolitik liegt vor und wurde von zahlreichen Akteuren aus dem öffentlichen wie auch privaten Sektor kommentiert. Das Team für die „National Education Policy Review“ (Überprüfung der nationalen Bildungspolitik) ist dabei, die Kommentare in den Entwurf einzuarbeiten. Gleichzeitig wurde damit begonnen, das neue Bildungspolitikkonzept mit den einzelnen Provinzregierungen zu diskutieren, um einen Konsens zu erreichen. Ein Plan für die Umsetzung dieser neuen Bildungspolitik ist bereits entwickelt und wird ebenfalls mit den Provinzen besprochen.

Die Provinzregierungen sind auch in die nationale Curriculumreform aktiv eingebunden. Darüber hinaus wurden nationale Experten, insbesondere von den Universitäten und dem privaten Schulsektor, für die Überarbeitung der Curricula mobilisiert. Neue Curricula für die Hauptfächer der Klassen 1 bis 12 sind verbindlich verabschiedet. Die Curricula der Wahlfächer (insgesamt 84) werden derzeit geprüft. Ein Neuentwurf der nationalen Textbuch- und Lehrmittelpolitik wurde verabschiedet und eine weit gehende Liberalisierung des Textbuch- und Lehrmittelsektors eingeleitet. Das Vorhaben berät alle in diesen Prozess eingebundenen Akteure durch Workshops, um sie mit ihren neuen Aufgaben vertraut zu machen. Einmal im Jahr wird ein landesweiter Schreibwettbewerb durchgeführt, durch den die Kinderliteratur, aber auch die Lesekultur im Land gefördert werden sollen. Daneben unterstützt die GIZ die „National Book Foundation“ und „Pakistan Publishers & Booksellers Association“ (Vereinigung der pakistanischen Verleger und Buchhändler) bei der Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse und der Organisation der Buchmesse in Karachi.