Politikberatung und Systemreform

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Programm Reform der Berufsbildung in Vietnam – Handlungsfeld 1: Politikberatung und Systemreform
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Sozialistische Republik Vietnam
Politischer Träger: Ministry of Labour, Invalids and Social Affairs (MoLISA)
Gesamtlaufzeit: 2010 bis 2020

Ausgangssituation

Vietnam strebt bis 2020 die Entwicklung zum Industrieland auf einem „grünen“ Wachstumspfad an. Die Berufsbildung spielt dabei eine zentrale Rolle, denn der Bedarf an kompetenten Arbeitskräften steigt stetig mit fortschreitendem Wachstum, neuen fachlich-technischen Herausforderungen und mit Blick auf die regionale und internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Derzeit wird das vietnamesische Berufsbildungssystem den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfordernissen noch nicht gerecht. Einerseits kann das Beschäftigungspotenzial in den Wachstumssektoren durch den Fachkräftemangel nicht ausgeschöpft werden. Andererseits treten jährlich etwa eine Million Menschen in den Arbeitsmarkt ein und suchen nach einkommenssichernder Beschäftigung.

Die vietnamesische Regierung hat den Qualitätsdurchbruch in der beruflichen Bildung zu einem zentralen entwicklungspolitischen Ziel erklärt. Bis 2020 soll der Anteil ausgebildeter Arbeitskräfte von derzeit 32 auf 55 Prozent erhöht werden. Die Berufsausbildung soll sich außerdem stärker am Bedarf einer grünen, nachhaltigen Wirtschaft orientieren.

Ziel

Das Aus- und Weiterbildungsangebot für die am Bedarf einer grünen und nachhaltigen Wirtschaft ausgerichtete berufliche Qualifizierung von Arbeitskräften ist verbessert.

Vorgehensweise

Maßgebliche Akteure von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft werden bei der gemeinsamen Gestaltung der Rahmenbedingungen einer arbeitsmarktorientierten und regional anschlussfähigen Berufsbildung unterstützt. Das Vorhaben berät das Direktorat für Berufsbildung des Arbeitsministeriums bei der Entwicklung von Politik- und Reformstrategien sowie bei der Gestaltung entsprechender Gesetze und Verordnungen. Schwerpunkte sind vor allen die Einbindung der Wirtschaft in die Entwicklung von Berufsstandards, die Umsetzung kooperativer Ausbildungsmodelle und die Durchführung unabhängiger Prüfungen.

Das Vorhaben unterstützt das Direktorat zudem bei der Entwicklung eines Netzwerks von Kompetenzzentren der Berufsbildung sowie bei der Planung und Umsetzung der Beiträge der Berufsbildung zu einer grünen Wachstumsstrategie. Die national und lokal ressortübergreifende Zusammenarbeit von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wird besonders gefördert. Zudem wird durch die Weiterentwicklung entsprechender Kompetenzen im Direktorat wesentlich zur Geberkoordinierung beigetragen.

Wirkungen

Das Programm hat signifikant zur Reform des vietnamesischen Berufsbildungssystems beigetragen:

  • 92 Fach- und Führungskräfte des Direktorats für Berufsbildung und des Arbeitsministeriums wurden weitergebildet und setzen ihre verbesserten Kompetenzen zur Reform des Berufsbildungssystems ein, unter anderem bei der Entwicklung von Durchführungsbestimmungen für das neue Berufsbildungsgesetz.
  • Aus der Pilotierung kooperativer Ausbildungsmodelle abgeleitete Empfehlungen zur Kooperation mit der Wirtschaft sind unter anderem in das neue Berufsbildungsgesetz eingeflossen.
  • Im Nationalen Aktionsplan der grünen Wachstumsstrategie wurde Personalentwicklung verankert. Außerdem wurden Aktivitäten zur klima-, umwelt- und ressourcenschutzförderlichen Ausrichtung von Berufsbildung aufgenommen („Greening“).
  • Gemeinsam mit dem vietnamesischen Partner wurde ein grundlegendes Konzept für Kompetenzzentren der Berufsbildung entwickelt.
  • Das Nationale Institut für Berufsbildung (NIVET), das deutsche Bundesinstitut für Berufsbildung und die GIZ sind eine Kooperation eingegangen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurden Mitarbeiter des NIVET speziell qualifiziert. As erstes Forschungsinstitut in der ASEAN-Region ist das NIVET nun in der Lage, regelmäßige Berufsbildungsberichterstattung als Grundlage für evidenzbasierte politische Entscheidungen durchzuführen.
  • Absolventinnen und Absolventen der geförderten Ausbildungsgänge Metall- und Elektrotechnik sowie Mechatronik aus den unterstützten Berufsbildungsinstituten haben zu 94 Prozent eine ausbildungsadäquate Beschäftigung gefunden. In den Berufsbildungsinstituten und im Nationalen Institut für Berufsbildung werden Ressourcen bereitgestellt, um den Absolventenverbleib zu erheben.
  • Zur Verbesserung der Qualität der Berufsbildung wurden Monitoring- und Evaluierungsinstrumente weiterentwickelt und in das Qualitätsmanagementsystem des Generaldirektorats für Berufsbildung des Arbeitsministeriums integriert.
  • Die gesellschaftliche Anerkennung beruflicher Bildung und der Berufsbildungsangebote an den unterstützten Berufsbildungsinstituten hat sich verbessert. Imagekampagnen, Fotoausstellungen und Berufsinformationen, die Tausende junge Menschen und Eltern erreicht haben, haben dazu beigetragen.
  • Entwicklungspartnerschaften zwischen Wirtschaft und Berufsbildungsinstituten – unter anderem mit B. Braun, Messer, dem Europäischen Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft, Festo, Bau Sachsen – haben Qualität und Bedarfsorientierung des Berufsbildungsangebots an den unterstützten Berufsbildungsinstituten verbessert.

Weitere Informationen