Tourismusförderung als Teil lokaler Wirtschaftsentwicklung in Südafrika

Maßnahmenbeschreibung: Neue Arbeitsplätze und bessere Lebensbedingungen für die lokale Bevölkerung

Bezeichnung: Stärkung des regionalen Tourismussektors durch den Aufbau eines Tourismusverbandes in der Gemeinde Lukhanji
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Südafrika
Partner: Lukhanji Lokalverwaltung; Lukhanji Tourismusverband

Logo der Lukhanji Tourism Organisation, Südafrika

Bei den Wachstumsbemühungen der südafrikanischen Regierung und der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen (New Growth Path) spielt Tourismus eine wichtige Rolle. In den vergangenen Jahren ist der Sektor stetig gewachsen, im ersten Quartal 2012 verzeichnete Südafrika fast 11 Prozent mehr Besucher als im Jahr zuvor – ein Wachstum weit über dem internationalen Durchschnitt. Auch lokale und Distriktgemeinden bemühen sich sehr, die Tourismusindustrie im Rahmen ihrer Aufgaben für die kommunale Wirtschaftsförderung zu stärken. Durch gezielte Investitionen und die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft versuchen sie, neue Beschäftigungsmöglichkeiten im Tourismussektor zu fördern.

Im Rahmen des Programms zur Stärkung lokaler Regierungsführung, das die GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Südafrika durchführt, wird auch der Tourismussektor in verschiedenen Kommunen unterstützt.

Das Programm zur Stärkung der lokalen Regierungsführung arbeitet daran, die Rahmenbedingungen eines effektiven Kommunalwesens zu verbessern und vor allem die Zusammenarbeit zwischen den drei Regierungsebenen sowie mit der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zu stärken. So sollen öffentliche Dienstleistungen schneller und in besserer Qualität zur Verfügung stehen, die lokale Demokratie soll gestärkt werden und von einer nachhaltigen Entwicklung vor allem die arme Bevölkerung profitieren.

Ziel

Kommunen und lokale Akteure können Potenziale im Tourismussektor effektiver nutzen. Sie sind in der Lage, neue Vorhaben zu planen und erfolgreich umsetzen. Arbeitsplätze werden geschaffen und so langfristig die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung verbessert.

Vorgehensweise

Die Pilotgemeinde Lukhanji, zu der rund 200.000 Einwohner gehören, liegt im Zentrum der Provinz Eastern Cape und zählt zu den strukturschwächsten Gemeinden des Landes. Landwirtschaft und Kleingewerbe gehören zu den wichtigsten lokalen Wirtschaftssektoren. Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung ist formal beschäftigt, ein Großteil im öffentlichen Sektor. Die überwiegende Mehrheit ist dagegen beschäftigungslos oder im informellen Sektor tätig. Unzureichende Infrastrukturinvestitionen, fehlende Anreize und Fachkräftemangel schrecken viele Unternehmen ab, sich in der Region anzusiedeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Viele, meist junge und besser ausgebildete Menschen wandern in die Provinzzentren Port Elizabeth und East London und in die wirtschaftsstarken Ballungsräume um Johannesburg, Kapstadt oder Durban ab.

Lokale Tourismuswirtschaft spielt in der Entwicklungsstrategie und bei den Wachstumsbemühungen der Gemeinde Lukhanji eine wichtige Rolle. Die Region bietet sowohl naturräumlich als auch historisch und kulturell attraktive Sehenswürdigkeiten, etwa eine Vielzahl privater Safariparks und geschützte Naturreservate, ein künstlicher Damm mit vielfältigen Wassersportmöglichkeiten sowie historische bedeutsame Stätten, an denen die wechselvolle Vergangenheit Südafrikas deutlich wird. Lukhanji liegt außerdem an einer Hauptverkehrsachse zwischen Küste und Hinterland.

Lange Zeit gelang es dennoch nicht, die touristischen Potenziale besser zu nutzen und mehr südafrikanische und internationale Besucher in die Gegend zu bringen, um so die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Wegen der mangelnden Zusammenarbeit zwischen Kommunalverwaltung und privaten Tourismusanbietern fehlten eine einheitliche Vision und eine Vermarktungsstrategie für den Tourismussektor.

Auch rund 20 Jahre nach ihrem Ende hat die Apartheidpolitik noch immer starke Auswirkungen auf das Gemeinschaftsleben, vor allem in klein- und randstädtisch geprägten Gemeinden. So wird der Privatsektor in Regionen wie Lukhanji nach wie vor mehrheitlich von weißen Südafrikanern dominiert, während in der Kommunalverwaltung größtenteils schwarze Mitarbeiter beschäftigt sind. Dies hat zum Teil erhebliche Folgen: Ein regelmäßiger Austausch findet nur selten statt, öffentlich-private Partnerschaften sind politisch oft nur gegen große Widerstände durchsetzbar. Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis bei Unternehmen und Gemeindeverwaltung, die Grundvoraussetzungen für eine prosperierende Lokalwirtschaft sind, lassen sich in vielen Fällen nur schwer realisieren.

Die Idee örtlicher Tourismusanbieter, wie Hoteliers, Reiseveranstalter und Museumsbetreiber, einen lokalen Tourismusverband (Lukhanji Tourism Organisation, LTO) zu schaffen, wurde Ende 2008 verwirklicht. Von 2009 bis 2011 unterstützte die GIZ, im Rahmen des Programms zur Stärkung lokaler Regierungsführung, den Aufbau des Tourismusverbands LTO. Mit finanzieller Unterstützung und zwei Tourismusfachkräften begleitete die GIZ die rechtliche und institutionelle Gründung der Organisation. Eine verbindliche Kooperation zwischen Kommune und Tourismusanbietern konnte initiiert werden. Sie sah die Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie und die Vereinbarung von Maßnahmen vor, um sowohl die Region einheitlich und wachstumsfördernd zu vermarkten als auch die touristische Infrastruktur zu verbessern.

Kernstück der Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem Sektor war der Aufbau eines Besucherinformationszentrums. Gästen werden hier Unterkünfte sowie Informationen über Sehenswürdigkeiten vermittelt. Die Lokalverwaltung stellte Räumlichkeiten zur Verfügung, während die operativen Kosten durch die monatlichen Beiträge der Mitglieder des neu gegründeten Verbandes gedeckt werden. Durch das 2010 eröffnete Informationszentrum, eine umfangreiche Datenbank mit nahezu allen Tourismusanbietern in der Region, sowie Broschüren, Karten und Reiseführer hat sich die touristische Vermarktung der Gemeinde Lukhanji in kurzer Zeit signifikant verbessert. Auf die Wünsche der Besucher kann nun bedarfsgerechter und effektiver eingegangen werden.

Wirkung – Was bisher erreicht wurde

Der lokale Tourismusverband LTO ist seit seiner Entstehung 2009 fest in der Gemeinde etabliert. Nahezu 100 lokale Tourismusunternehmen zählen inzwischen zu den Mitgliedern. Regelmäßige Newsletter und Veranstaltungen, in denen die Mitglieder über neueste Entwicklungen in der Gemeinde und in der Tourismusindustrie informiert werden, sind Teil der Serviceangebote des Verbandes. Aufstrebenden Tourismusunternehmen wird Beratung für Geschäftsentwicklung und Marketing angeboten.

Die Gründung der LTO führte zu zahlreichen positiven Resultaten. Vertreter von Kommune und Tourismusindustrie konnten zusammengebracht werden; gemeinsam wurde eine Vision für die Region entwickelt. Besonders positiv ist, dass die Partnerschaft über bloße Absichtserklärungen hinausgeht und die LTO auch finanziell durch die Kommunalverwaltung unterstützt wird. Darüber hinaus hat die Gemeinde einen Sitz im Aufsichtsrat des Verbandes erhalten, sodass sie besser über die Situation der lokalen Tourismusindustrie informiert ist. Gleichzeitig wird die LTO als Verband stärker wahrgenommen und kann ihre Anliegen und Interessen gegenüber der Kommunalverwaltung deutlich kommunizieren, etwa Bedarf an Investitionen in die lokale Infrastruktur.

Mitarbeiter des Tourismus-Informationszentrums in Queenstown, Gemeinde Lukhanji, Südafrika © GIZ

Die LTO leistet einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung der Bevölkerung für den lokalen Tourismus. Jungen Menschen werden regelmäßig Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten sowohl im Informationszentrum als auch in den assoziierten Hotels und Restaurants vermittelt und somit neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen.

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