15.01.2016

Die GIZ schafft Perspektiven für Flüchtlinge im Nordirak, die vom „Islamischen Staat“ vertrieben wurden

In der kurdischen Provinz Dohuk im Nordirak, nur etwas größer als das Saarland, leben normalerweise 1,4 Millionen Menschen. In den vergangenen eineinhalb Jahren kamen rund 700.000 syrische Kriegsflüchtlinge und irakische Binnenvertriebene  hinzu, darunter auch Jesiden. Als im Juli 2014 Krieger des „Islamischen Staats“ die Dörfer von Jesiden im Nordirak überfielen, begann ein gewaltiger  Exodus: Die Jesiden flohen ins Sindschar-Gebirge oder in die Kurdenregion im Nordirak. Inzwischen gibt es in Dohuk 18 große Flüchtlingscamps, nur  20 Kilometer von der Front zwischen den Kurden und dem „Islamischen Staat“ entfernt.    

Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, die Entwicklungshilfe-Organisation des Bundes, ist einem Flüchtlingslager und in sechs Camps für Binnenvertriebene tätig. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit  (BMZ) sorgt sie dort seit November 2014 im Rahmen der Übergangshilfe für eine bessere Infrastruktur. 38 Millionen Euro stellte das BMZ für die ersten eineinhalb Jahre zur Verfügung, im Dezember hat es die Mittel um weitere 15 Millionen Euro aufgestockt.

Dabei geht es um eine schnelle Unterstützung für die dort Untergekommenen. Die GIZ verbessert die Wasserversorgung in den schon bestehenden Camps. Sie organisiert den Bau von Abwasserkanälen. Sie hat Ingenieure eingestellt und Flüchtlinge zu Wartungspersonal ausgebildet. Auf diese Weise wurden die hygienischen Verhältnisse für bisher rund 250.000 Menschen verbessert.

Die GIZ baut in den Camps außerdem Gesundheitszentren für die medizinische Erstversorgung und Schulen. Bisher sind es fünf Krankenstationen und 14 Schulen. Trotzdem sind die Klassenzimmer völlig überfüllt: Die Kinder werden dort im Drei-Schicht-System unterrichtet. Weitere Schulen sind in Planung.

In sechs Gemeindezentren, die die GIZ in den Camps errichtet hat, findet Rechtsberatung für etwa 20.000 Menschen statt. Viele konnten bei ihrer Flucht kein einziges Schriftstück mitnehmen und brauchen nun neue Dokumente. Auch psychosoziale Hilfe finden die Flüchtlinge dort. Viele haben schwere Traumata erlitten. Die Gemeindezentren sind für rund 200.000 Menschen ein wichtiger Treffpunkt. Frauen können dort Lesen und Schreiben lernen.    

Die Flüchtlinge leben aber nicht nur in Camps, sondern auch in Rohbauten Wohnungen in  den Städten der Provinz Dohuk. Daher unterstützt die GIZ auch die aufnehmenden Gemeinden. So soll erreicht werden, dass sich die Lebensbedingungen der Einheimischen durch die Flüchtlinge nicht dramatisch verschlechtern. Daher wurde die medizinische Versorgung verbessert: zwei Krankenhäuser in der Region wurden erweitert und mehrere Krankenwagen angeschafft.  Den Menschen, die in unfertigen Rohbauten untergekommen sind, hilft sie dabei, diese mit Plastikplanen und Holzlatten winterfest zu machen.  

Im neuen Jahr 2016 startet die GIZ mehrere Projekte zur Berufsausbildung. Deren Ziel  ist es, den Flüchtlingen die Chance auf  ein eigenes Einkommen zu verschaffen. Sie sollen eine Lebensperspektive in der Region haben, damit sie irgendwann in ihre Heimat zurückkehren können.    

„Für uns gibt es noch viel zu tun“, so Carl F. Tästensen, Landesdirektor der GIZ für Irak, Iran, Syrien und die Türkei. „Bis heute konnten wir 250.000 Menschen unterstützen. Doch die Flüchtlinge brauchen Sicherheit, einen Job und Bildung für die Kinder, daran arbeiten wir.“

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen. Sie unterstützt die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und in der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ trägt dazu bei, dass Menschen und Gesellschaften eigene Perspektiven entwickeln und ihre Lebensbedingungen verbessern.