Jugendarbeit: Ein Schlüssel zur Entwicklung

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Perspektiven für die Jugend
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Kirgisistan
Politischer Träger: Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Kirgisischen Republik; Staatsagentur für Jugendangelegenheiten, Körperkultur und Sport unter der Regierung der Kirgisischen Republik
Gesamtlaufzeit: 2015 bis 2018

Jugendliche in Kirgisistan © GIZ

Ausgangssituation

Wie viele einstige sowjetische Teilrepubliken befindet sich die Kirgisische Republik in Zentralasien noch immer im Umbruch. Die Unabhängigkeit von der ehemaligen Sowjetunion hat Autonomie, aber auch wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten mit sich gebracht. Ein Drittel der Bevölkerung sind Jugendliche zwischen 14 und 28 Jahren. Sie sind von Arbeitslosigkeit, Armut und einem unzureichenden Bildungssystem betroffen. Möglichkeiten zur sozialen, wirtschaftlichen und politischen Teilhabe sind gering.

2010 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, an denen Jugendliche maßgeblich beteiligt waren. Das Thema Jugendpolitik bekam danach erhöhte Aufmerksamkeit. Seit der Regierungsumbildung 2016 zählt die Gestaltung und Umsetzung der Jugendpolitik zum Aufgabenbereich der Staatsagentur für Jugend und Sport.
Die personellen und fachlichen Ressourcen desstaatlichen Partners sind bislang zu schwach, um das Politikfeld Jugend zukunftsgerichtet zu gestalten und nachhaltige Strukturen für Jugendarbeit im ganzen Land zu fördern. Eine Reihe nichtstaatlicher Organisationen der Jugendarbeit und Jugendpolitik bringt sich in die Politikgestaltung ein oder fördert Jugendliche in unterschiedlichsten Bereichen. Wichtiger zivilgesellschaftlicher Partner ist das Institut für Jugendentwicklung, das landesweit arbeitet und international vernetzt ist.

Ziel

Staatliche und nichtstaatliche Akteure berücksichtigen bei der Gestaltung und Umsetzung von Jugendpolitik den Bedarf der Jugendlichen nach aktiver wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Teilhabe.

Vorgehensweise

Die junge Generation ist der Schlüssel zur Entwicklung des Landes. „Perspektiven für die Jugend“ versucht, bei allen Beteiligten ein Umdenken in Gang zu setzen: Jugendarbeit nicht nur punktuell zu betreiben, sondern nachhaltig, an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert und mit ihrer Beteiligung. Strategischer Fokus des Projekts ist die Verbesserung der Leistungsfähigkeit von staatlichen und nichtstaatlichen Strukturen der Jugendförderung. Das Jugendvorhaben unterstützt die Partner dazu in vier Handlungsfeldern:

  1. Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine nationale Jugendpolitik. Das Vorhaben berät die politischen Träger bei der Gestaltung ressortübergreifender Dialoge zur Jugendpolitik. Schwerpunkt sind Themen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Teilhabe.
  2. Unterstützung von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren bei der beteiligungsorientierten Umsetzung lokaler Jugendpolitik. Gemeinden und lokale Jugend-Nichtregierungsorganisationen (NRO) werden bei der gemeinsamen Gestaltung lokaler Jugendpolitik und der Umsetzung jugendorientierter Maßnahmen unterstützt.
  3. Breitenwirksame Qualifizierung von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren der Jugendförderung. Die vom Vorhaben bereits eingeführten, zertifizierten Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter von Jugend-NRO und Verwaltungen werden ausgeweitet. Die Weiterbildungen bieten Theorie- und Praxisphasen an, in denen die Teilnehmenden lernen, Strategien, Aktionspläne und Förderprogramme zu erarbeiten oder Zuschüsse zu beantragen. 64 Leiter von Jugendorganisationen und 47 Jugendspezialisten aus den Regionalverwaltungen wurden bislang ausgebildet.
  4. Verbesserung der Qualität von Jugendfördermaßnahmen. Das Vorhaben berät die Jugend-NRO bei der Qualitätsentwicklung von Projekten zur Beschäftigungsförderung und bei Berufsorientierungsmaßnahmen für Jugendliche. Dafür steht ein Förderfonds zur Verfügung.

Austauschforen und -formate fördern das Lernen voneinander. Genutzt werden dabei auch Süd-Süd-Kooperationen mit anderen postsozialistischen Ländern, die mit ähnlichen wirtschaftlichen und sozialen, teilweise konfliktreichen Veränderungen und Herausforderungen zu kämpfen haben und ihre Erfahrungen mit kirgisischen Kollegen teilen.

Wirkung

Bürgermeister und Abteilungsleitungen aus den Verwaltungen mehrerer Partnerkommunen haben Mitarbeiter in der Jugendarbeit weitergebildet. Sie engagieren sich nun als Jugendreferenten in ihren Gemeinden für die Belange von Jugendlichen: Sie entwickeln Aktivitäten für Jugendliche und koordinieren die Jugendarbeit mit den lokalen Jugendorganisationen. In fast jeder der ersten rund 20 Partnergemeinden gibt es eigene Budgets für die Jugendarbeit oder es werden vermehrt Gelder aus dem Gemeindebudget für Jugendaktivitäten ausgegeben.

Mitglieder von Jugendorganisationen sind durch eine Ausbildung zum Jugendleiter aktiv geworden und entwickeln zusammen mit ihren Gemeinden Pilotmaßnahmen für Jugendliche. Nicht selten spielt das Thema Berufsorientierung und Beschäftigungsförderung dabei eine große Rolle. In Karakol eröffnete ein Jugendinformationsbüro. In Naryn, im Nordosten des Landes, bietet ein Jugendhaus zehn lokalen Jugendorganisationen Platz. Seit 2014 geht dort ein Jugend-TV-Kanal auf Sendung, der 57 Kommunen und die Stadt Naryn erreicht. In Ming Kusch, einem abgelegenen Ort im Norden der Provinz Naryn, renovierte die örtliche Jugendorganisation mit Unterstützung der Gemeinde ein altes Kulturzentrum. Dort werden Räume für Veranstaltungen und Dienstleistungen angeboten, zum Beispiel ein Passfotostudio, mit denen die Jugendorganisation Einnahmen erzielt.

Kirgisistan. Jugendliche in Kirgisistan. © GIZ

An der staatlichen Verwaltungsakademie wurden in die Weiterbildungsgänge für Mitarbeiter lokaler Verwaltungen Einheiten zu Jugendpolitik und Jugendarbeit pilothaft integriert.

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