Wiederaufbau nach den Erdbeben von April/Mai 2015

Projektbeschreibung

Bezeichnung: Wiederaufbauprogramm in Nepal
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Nepal
Politischer Träger: Ministry of Health and Population (MoHP)
Gesamtlaufzeit: 2015 bis 2016

Ausgangssituation

Bei den beiden Erdbeben, die Nepal im April und im Mai 2015 trafen, starben fast 9.000 Menschen und über 22.000 wurden verletzt. In weiten Teilen der Region wurden öffentliche und private Infrastruktur stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele Häuser wurden ganz oder teilweise zerstört. Circa 1,4 Millionen Menschen hatten keinen Zugang zu Nahrungsmitteln und sauberem Wasser mehr. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal, ebenso die medizinische Grundversorgung. Mehrere hundert Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört oder beschädigt.

Für den Wiederaufbau von Wohnhäusern in ländlichen und städtischen Gebieten hat die nepalesische Regierung 45 Prozent der Mittel des Post-Disaster Recovery Framework vorgesehen. Dies entspricht rund 3,5 Milliarden US-Dollar, die Gesamtsumme des Wiederaufbauprogramms beträgt schätzungsweise 7,8 Milliarden US-Dollar.

Als Reaktion auf die großen Verluste und Schäden stimmte Deutschland einem Ersuchen der nepalesischen Regierung zu, akute Nothilfe für die lokale Bevölkerung in den drei betroffenen Distrikten zu leisten. Die Hilfe sollte ab Juni 2015 zunächst für 12 Monate gewährt werden, wurde später jedoch bis August 2018 verlängert.

Ziel

Vom Erdbeben betroffene Gemeinden haben besseren Zugang zu grundlegenden Unterstützungsleistungen; ihre Widerstandskraft ist gestärkt.

Vorgehensweise

Als unmittelbare Folge des Erdbebens legte die GIZ ein Soforthilfeprogramm auf, um die akute medizinische Grundversorgung zu sichern. Im Unterschied dazu bietet das Wiederaufbauprogramm eine mittel- bis langfristig angelegte Unterstützung für die Instandsetzung der vom Erdbeben betroffenen Gemeinden.

Das Vorhaben hat das Ministerium für Gesundheit und das Ministerium für föderale Angelegenheiten und lokale Entwicklung 12 Monate lang bei der Bewältigung der landesweiten Krise in den Distrikten Rasuwa, Nuwakot und Dhading unterstützt. Dabei konzentriert sich das Vorhaben auf diese Handlungsfelder: (1) Basisgesundheitsdienstleistungen; (2) Unterstützung beim Bau provisorischer Unterkünfte und Versorgung mit einer Basishaushaltsausstattung; (3) zeitnahe Reaktion auf die Bedarfe bestimmter Zielgruppen, beispielsweise alleinstehende Frauen und Witwen oder marginalisierte Ethnien; (4) Wiederaufbau von Schulen. Darüber hinaus leistete das Projekt einen Beitrag zur Restaurierung historischer Gebäude in Bhaktapur und unterstützte die Distriktkomitees für Katastrophenhilfe bei Beratung und Koordinierung.

Das erweiterte Programm konzentriert sich zurzeit auf vier Handlungsfelder:

  • Bessere Lebensqualität der lokalen Bevölkerung durch den Wiederaufbau der sozialen und der Produktionsinfrastruktur
  • Ausbau der Leistungsfähigkeit bei der Katastrophenvorsorge in Distrikten und Gemeinden
  • Unterstützung der Bemühungen um besonders gefährdete kleine Infrastrukturprojekte
  • Förderung des Zugangs zu sicheren Schulen durch Reparatur und Wiederaufbau zerstörter Gebäude

Wirkungen – was bisher erreicht wurde

  • Bis zu 6.000 Haushalte wurden dabei unterstützt, durch den bevorstehenden Winter und das Erdbeben hervorgerufene Probleme zu bewältigen. Beispielsweise wurden energiesparende Öfen, Haushaltsutensilien, Decken, Matratzen sowie Materialien und Werkzeuge zur Errichtung kurzfristiger Notunterkünfte bereitgestellt.
  • In den betroffenen Distrikten wurden 34 Gesundheitsstationen neu errichtet und 3 instandgesetzt. Dadurch können wieder Basisgesundheitsleistungen angeboten werden; die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden vor Ort ist gestärkt.
  • 5.700 Haushalte erhielten Saatgut und Werkzeuge und wurden so bei der Wiederaufnahme ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit unterstützt. Etwa 650 Landwirte haben Hilfestellung bei der Einführung neuer Technologien erhalten, wodurch die Produktion gesteigert und die Lebensmittelversorgung gesichert werden konnte.
  • Mehr als 650 Personen haben eine Fachausbildung für erdbebensichere Bautechniken erhalten. Mit diesen Techniken haben sie Häuser und kommunale Infrastrukturen gebaut. Die Gemeinden sind in Zukunft dadurch weniger anfällig für Naturkatastrophen.
  • Durch den Wiederaufbau der örtlichen Infrastruktur und mit Mitteln für Arbeits- und Beschäftigungsprogramme sind für die betroffene Bevölkerung Möglichkeiten entstanden, Einkommen zu erzielen. Etwa 4.000 Haushalte haben von der wiederhergestellten Infrastruktur profitiert.
  • Rund ein Drittel der Personen, die an den bisher durchgeführten Schulungsmaßnahmen für erdbebensicheres Bauen teilgenommen haben, waren Frauen. Für Nepal ist das ein hoher Anteil. Das Vorhaben eröffnet neue Möglichkeiten, gezielt Mädchen und Frauen zu fördern, eine Gruppe die unter den indirekten Folgen des Erdbebens ganz besonders zu leiden hat, zum Beispiel durch vermehrten Menschenhandel, Kinderehen und Prostitution.
  • Durch die Unterstützung der nepalesischen Regierung beim Ausbau der Katastrophenvorsorge in den Distrikten trägt das Projekt dazu bei, dass zukünftige Katastrophen besser bewältigt werden können. 
  • Die Verknüpfung von Ausbildung und Unterstützung von Frauenkooperativen hat zu guten Ergebnissen geführt, beispielsweise bei Einkommen generierenden Maßnahmen wie landwirtschaftliche Verarbeitungstechniken, kostengünstige Produktion von Hygieneartikeln oder beim Bau erdbebensicherer Gebäude.
  • Durch die Unterstützung des Distriktkomitees zur Katastrophenbewältigung konnte das Vorhaben die Koordinations- und Reaktionsfähigkeit der zuständigen Behörden spürbar verbessern.