Wahlbeobachter der Europäischen Union unterstützen Demokratisierungsprozesse und arbeiten für faire und freie Wahlen.
Faire und freie Wahlen bieten Bürgern die Möglichkeit, ihren politischen Willen unmittelbar auszudrücken. Sie sind daher essenziell für die demokratische Entwicklung eines Landes. Um die Einhaltung der Grundsätze demokratischer Wahlen zu gewährleisten, können Länder auf unabhängige Wahlbeobachter zurückgreifen: Auf Einladung eines Landes entsendet die Europäische Kommission Wahlbeobachter, die die Abläufe vor, während und nach der Wahl überprüfen und dokumentieren. Mehr als 120 Missionen wurden in den vergangenen 20 Jahren realisiert, an denen über 10.000 europäische Beobachter teilgenommen haben.
Im Auftrag der Europäischen Kommission unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH seit 2008 die Arbeit der Wahlbeobachter. In den bislang 23 Missionen haben ihr vor allem ihre Strukturen vor Ort und langjährigen Erfahrungen in dem Bereich geholfen, diese Wahlbeobachtungsmissionen zu ermöglichen.
Im Vorfeld wird die Mission organisatorisch und administrativ vorbereitet. Dazu gehört zum Beispiel, das Team aus Experten und Beobachtern zusammenzustellen, geeignete Unterkünfte zu beschaffen, sichere Büros anzumieten und diese mit Kommunikationstechnik wie Telefonen oder Internetverbindung auszustatten – aber auch, wenn erforderlich, Sicherheitsausrüstung wie Helme oder schusssichere Westen zur Verfügung zu stellen.
Während der gesamten Missionsdauer unterstützt die GIZ die europäischen Beobachter in logistischen Fragen, damit diese am Wahltag so viele Wahllokale wie möglich besuchen können: Fahrzeuge, technische Ausrüstung und nicht zuletzt auch Unterkünfte müssen dafür zur Verfügung gestellt werden. In Ländern und Regionen mit einer schwächeren Infrastruktur sind diese Leistungen besonders gefragt.
Senegal, Mali, Paraguay, Burkina Faso, Sri Lanka, Ägypten, Tschad – dies sind nur einige der 20 Länder, in denen das Bundesunternehmen bislang Wahlbeobachtungsmissionen durchgeführt hat. Jedes Land und jede Wahl stellen die Beobachter vor unterschiedliche Herausforderungen. Wie zum Beispiel die Parlamentswahlen im Tschad im Februar 2011: Aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei vorherigen Wahlen – das Land nimmt einen der letzten Plätze im Korruptionsindex von Transparency International ein – reisten die ersten Experten bereits im November 2010 in die Landeshauptstadt N’Djamena. In den folgenden Wochen wuchs die Mission auf 90 Mitglieder an – sie alle beobachteten die Registrierung der Kandidaten und Wähler sowie den Wahlkampf und die Berichterstattung der Medien. Am Wahltag selbst prüften die EU-Wahlbeobachter dann die Öffnung der knapp 600 Wahllokale, die Abgabe und die Auszählung der Stimmen. Am Ende der Mission wurden die Ergebnisse an die nationale Wahlkommission übergeben und gemeinsam mit den tschadischen Partnern diskutiert.
Zuletzt war die GIZ 2019 in Wahlbeobachtungsmissionen im Senegal und im Kosovo tätig, weitere Mission führten nach Burundi, Gambia, Burkina Faso und Mali.. In vielen dieser Länder gab es große Herausforderungen – sowohl in Bezug auf die Logistik als auch die Sicherheit. Während der Missionen in Burundi und Burkina Faso beispielsweise verschlechterte sich die Sicherheitslage so, dass in sehr kurzer Zeit alle Beobachter und sonstige Experten der Mission aus den Ländern evakuiert werden mussten. In Kosovo wiederum lag die Herausforderung darin, dass zwischen der Beauftragung und dem Missionsbeginn nur wenige Tage lagen: Dank der wertvollen Unterstützung des Landesbüros, des Expertenteams und von International Services hat die GIZ diese Herausforderung aber erfolgreich gemeistert.
Stand: März 2020