Bessere Chancen für junge Menschen in Venetien

09.07.2015 – Die GIZ unterstützt die norditalienische Region Venetien bei Reformen, um mehr Beschäftigung für junge Menschen zu schaffen. Auch die Europäische Union ist dabei.

Mehr als 40 Prozent der unter 25-Jährigen sind in Italien erwerbslos. Eine Ursache ist die überwiegend schulische Berufsausbildung, die sich nicht an der tatsächlichen Nachfrage des Arbeitsmarkts orientiert. Auch haben diese Schulabgänger keine Erfahrung mit dem betrieblichen Ablauf, Schicht- oder Feiertagsarbeit und sind daher weniger leistungsfähig bei einem Einstieg in den Arbeitsalltag. Oft wählen sie zudem eine Ausbildung, für die es in der Region nur wenige Arbeitsplätze gibt. Anders als in Deutschland: Hier entscheidet sich der Ausbildungsbetrieb bedarfsorientiert für einen Bewerber. Während der Lehrzeit im Betrieb lernen sich beide Seiten kennen, und der Auszubildende nimmt bereits am Berufsalltag teil. Mit der 2012 gestarteten Reform der Berufsbildung will die italienische Regierung gegensteuern und auch Elemente des deutschen dualen Berufsbildungssystems einführen.

Venetien eignet sich als Pilotregion zur Einführung in besonderem Maße: Einerseits leidet die Region unter einem Strukturwandel der Wirtschaft, andererseits bietet der Tourismus für das Hotel- und Gaststättengewerbe Perspektiven. Die Regionalregierung und ihre Arbeitsagentur haben sich zur Begleitung dieses Prozesses an die Deutsche Gesellschaft für Internationale Entwicklung (GIZ) GmbH gewandt. Axel Fastenau, bei der GIZ für die Zusammenarbeit mit Industrieländern zuständig: „Der italienischen Seite hat besonders gut unser integrierter Ansatz zur Beschäftigungsförderung gefallen, der sowohl die Ausbildung Jugendlicher als auch die Nachfrage des Arbeitsmarkts berücksichtigt – und wie wir die beiden Aspekte miteinander verbinden.“ Zudem habe die Erfahrung beim Ermitteln und Analysieren von Veränderungsprozessen eine Rolle gespielt. Doch zunächst müssten Elemente des deutschen dualen Ausbildungssystems ausgewählt und auf italienische Verhältnisse angepasst werden. Dabei arbeitet die GIZ eng mit Schulen, lokalen Behörden, Unternehmensverbänden und Gewerkschaften zusammen. Sie sind auch wichtige Partner bei der Wirkungsmessung und dem Erarbeiten von Reformempfehlungen.

Fastenau: „Wir suchen im Kleinen nach wirksamen Mechanismen in der Praxis, die auch auf andere Regionen Italiens und andere Branchen übertragbar sind.“ Die Ergebnisse fließen in die Politikberatung ein. Die italienischen Arbeits- und Bildungsministerien sind mit im Boot. Sie haben bei ihren deutschen Kollegen der Bundesministerien für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie Bildung und Forschung (BMBF) um Unterstützung geworben. Das BMAS unterstützt das italienische Arbeitsministerium und hat die GIZ für die Arbeit benannt. Das BMBF seinerseits hat das Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) als Fachinstitution um Unterstützung gebeten. GIZ und BIBB sind deutsche Partner in dem von der Europäischen Union und der Region Venetien finanzierten Vorhaben.

Die GIZ arbeitet weltweit für verschiedene Auftraggeber in der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung. In den vergangenen Jahren hat sie jährlich rund 100.000 Jugendliche beruflich qualifiziert, mehr als 2000 Existenzgründungen begleitet und 30.000 Unternehmen beraten.