"Gewinn für beide Seiten"

Erfolgreiche Außenwirtschaftsförderung durch Wirtschaftskooperationen

Wer es geschafft hat, in das Fortbildungsprogramm aufgenommen zu werden, hat es meist wirklich geschafft: Denn ihren Aufstieg in eine Führungsposition in Wirtschaft oder Verwaltung verdanken viele „Ehemalige“ nicht zuletzt auch dem Leadership-Programm des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) für chinesische Fach- und Führungskräfte. Bereits Anfang der 1980er Jahre, mit Beginn der Öffnungspolitik Chinas, hat die Landesregierung in Düsseldorf das Programm für Fach- und Führungskräfte aus der Volksrepublik aufgelegt. Man hatte schnell erkannt, welche wirtschaftliche Entwicklung der neue politische Kurs der Regierung in Peking versprach.

Seither setzt die GIZ die Fortbildungsprogramme um, die partnerschaftlich durch die Landesregierung NRW und die chinesische Seite finanziert werden – konzentriert auf die Partnerprovinzen Jiangsu, Sichuan und Shanxi. Von beiden Seiten wird deren fachliche Ausrichtung immer wieder an aktuelle Entwicklungen angepasst. Was dabei von deutscher Seite als Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit begann, hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem erfolgreichen Instrument der Außenwirtschaftsförderung entwickelt, von dem beide Länder profitieren. Fast 1.000 Personen haben das bis zu zwölf Monate dauernde NRW-Leadership-Programm inzwischen durchlaufen, das auf chinesische Fach- und Führungskräfte in ­Unternehmen und Institutionen zielt. In ihrem Heimatland lernen sie zunächst Deutsch, bevor sie ein Management-Training in NRW absolvieren. Anschließend lernen und arbeiten sie individuell in nordrhein-westfälischen Unternehmen in den Bereichen, die sie für ihre Aufgaben zu Hause brauchen. Gleichzeitig lädt das Programm aber auch hochrangige Delegierte aus den Provinzen zu fachbezogenen Informationsaufenthalten nach NRW ein. So stärkt es den Erfahrungsaustausch und Know-how-Transfer zwischen NRW und den Partnerprovinzen und fördert gemeinsame Projekte und Wirtschaftskooperationen.

Für den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Bundesland und seinen chinesischen Partnerprovinzen sind vor allem die „Ehemaligen“ besonders wichtig: Durch ihre Trainingsaufenthalte haben sie eine enge Bindung an Deutschland und besonders an Nordrhein-Westfalen und tragen heute aktiv dazu bei, Kontakte und Kooperationen zwischen nordrhein-westfälischen und chinesischen Unternehmen sowie Institutionen auszubauen. Um diese Kontakte zu pflegen, lädt die GIZ daher ausgewählte Alumni erneut nach Deutschland ein. Wechselseitige Besuche von Delegationen aus Politik und Wirtschaft vertiefen die Beziehungen.

Das NRW-Leadership-Programm profitiert stark von der engen Zusammenarbeit der beiden GIZ-Landesbüros in NRW und in China: von der Unterstützung bei der Auswahl geeigneter Trainingsteilnehmer und deren späterer Einbindung in Projektaktivitäten in China bis hin zur gemeinsamen Organisation von Fachstudienreisen. Durch die vielfältigen Arbeitskontakte zu politischen Institutionen, Unternehmen und Fachzentren bringt die GIZ so Schlüsselakteure aus NRW und China zusammen. So verknüpft die GIZ die Interessen Deutschlands, von NRW, der Wirtschaft und der Partner im Ausland und fördert neue Kooperationen.

Aktuell entwickelt und organisiert die GIZ bis 2014 etwa für die Provinz Shanxi Fortbildungsprogramme und Fachstudienreisen rund um das Thema „Ökologischer Strukturwandel“ – ob zu Umwelt- und Klimaschutz, Industriemodernisierung oder ökologischer Stadtentwicklung. Shanxi, ein Zentrum der Schwerindustrie mit reichhaltigen Erz- und Kohlevorkommen, muss seine Wirtschaft umstrukturieren und wurde von der Zentralregierung als Modellregion für ökologischen Strukturwandel ausgewählt. Die Provinz steht dabei vor ähnlichen Herausforderungen, wie sie das Ruhrgebiet seit den 1960er Jahren bewältigen musste. Nordrhein-Westfalen ist daher für die chinesischen Partner für eine Kooperation besonders interessant.

Dieser Artikel erschien zuerst im GIZ-Unternehmensbericht 2012.