Nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklung
Programmkurzbeschreibung
Bezeichnung: Nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklung (PROAGRO I und II)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ); Swedish International Development Agency (SIDA)
Land: Bolivien
Politischer Träger: Ministerio de Planificación del Desarrollo, Viceministro de Inversión Pública y Financiamiento Externo (VIPFE)
Gesamtlaufzeit: 2005 bis 2014
Ausgangssituation
Große Teile der Bevölkerung in den ländlichen Trockengebieten Boliviens sind von extremer Armut betroffen. Ihre Existenzgrundlage ist weitgehend die Bewässerungslandwirtschaft. Knappe Wasserressourcen begrenzen die Entwicklungspotenziale der landwirtschaftlichen Produktion. Oft fehlt es an zweckmäßiger Bewässerungsinfrastruktur, funktionalen Abstimmungsmechanismen zur Verteilung der Wasserressourcen und bedarfsnaher Unterstützung durch die staatlichen Institutionen. Die ohnehin schwierigen Rahmenbedingungen in diesen ländlichen Trockengebieten verschärfen sich durch die Auswirkungen des Klimawandels: Rückgang der Wasserverfügbarkeit, Verkürzung von Vegetationszeiten, Zunahme von extremen Wetterereignissen und Produktionsrisiken sind schon heute spürbar.
Mit nationalen Programmen für Bewässerung, Wassereinzugsgebietsmanagement sowie zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion hat die bolivianische Regierung wichtige Förderinstrumente geschaffen. Auch auf der Ebene der Regional- und Munizipalregierungen werden teilweise erhebliche Fördermittel für den ländlichen Raum zur Verfügung gestellt. Bei der Umsetzung gibt es jedoch große Defizite und Unterstützungsbedarf. Gleichzeitig stellt der Klimawandel die öffentlichen Stellen vor neue Herausforderungen: So werden verstärkt Maßnahmen zur Risikominderung in der landwirtschaftlichen Produktion notwendig, etwa durch die Sicherung der Wasserressourcen, effizientere Wassernutzung und Förderung trockenheitsresistenterer Anbaukulturen und -verfahren.
Ziel
Kleinbäuerliche Produzentinnen und Produzenten in ländlichen Trockengebieten haben ihre Resilienz (Widerstandsfähigkeit) gegenüber Risiken des Klimawandels erhöht, das Management der Wassereinzugsgebiete besser auf Sicherung der Verfügbarkeit und gerechte Verteilung der Wasserressourcen ausgerichtet und die Erträge ihrer landwirtschaftlichen Produktion nachhaltig gesteigert.
Vorgehensweise
PROAGRO wird seit Beginn der zweiten Phase (2011) als deutsch-schwedisch-bolivianische Kooperation fortgeführt. Das Vorhaben besteht aus drei Komponenten:
- Erhalt und gerechte Verteilung der knappen Wasserressourcen im Rahmen eines integrierten Wassereinzugsgebietsmanagements
Vor allem Organisations- und Entscheidungsstrukturen werden gestärkt und wichtige Einzelmaßnahmen unterstützt. Außerdem wird die Umsetzung und Weiterentwicklung des normativen Rahmens, insbesondere des bolivianischen Plan Nacional de Cuencas (PNC), gefördert. - Erschließung und möglichst effiziente Nutzung von Wasser für die landwirtschaftliche Produktion
Neben technischen Maßnahmen stehen Fragen der Organisationsentwicklung sowie begleitende Beratung zur Umsetzung und Qualitätssicherung großer nationaler Investitionsprogramme im Vordergrund. Förderung der landwirtschaftlichen Produktion und Vermarktung
Der Schwerpunkt liegt auf der möglichst marktorientierten Weiterentwicklung der Bewässerungslandwirtschaft.
Die Anpassung an Klimaextreme wird von den bolivianischen landwirtschaftlichen Produzenten der Trockenregionen seit Jahrhunderten praktiziert. Strategien zur Anpassung an den Klimawandel können deshalb auf lokales Wissen und Erfahrungen im Umgang mit Wetterextremen und -risiken aufbauen. In den Schwerpunktregionen Chaco, Norte de Potosí und Valles Mesotérmicos werden zusammen mit den landwirtschaftlichen Produzenten und den lokalen Organisationen an die jeweiligen Bedingungen der Region angepasste Lösungen und Managementmodelle für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Naturressourcen umgesetzt, dokumentiert und mit Unterstützung lokaler, regionaler und nationaler Partner repliziert – etwas Formen nachhaltiger Waldweidewirtschaft, Methoden zur Wasserernte, -speicherung und -nutzung oder Erosions- und Quellschutzmaßnahmen.
Wirkung – Was bisher erreicht wurde
Im Rahmen der ersten Phase des Vorhabens (2005 bis 2011) wurden 13.000 Hektar neue Bewässerungsfläche für 10.000 landwirtschaftliche Produzenten erschlossen. Darüber hinaus verbesserten 1.700 Familien in der ärmsten Region des Landes ihre Wasserverfügbarkeit durch den Bau von 775 Kleinstbewässerungsanlagen, die vor allem aus Regenwasserspeichern gespeist werden. Die Beratung in landwirtschaftlicher Produktion und Vermarktung hat vor allem im Chaco bei den Beteiligten zu Einkommenssteigerungen von durchschnittlich 300 Prozent geführt. In dieser Region konnte im gleichen Zeitraum das öffentliche Investitionsvolumen im Bereich Landwirtschaft um 20 Prozent gesteigert werden.
Seit 2011 wurde die Teilnehmerzahl um fast 10.000 weitere Produzentinnen und Produzenten erhöht. Im Rahmen der Politikberatung konnten der Klimawandel und die damit verbundenen Risiken als verbindliches Planungskriterium zum Beispiel in das nationale Investitionsprogramm MIAgua integriert werden.