Entwicklung eines ländlichen Finanzsystems

Programmkurzbeschreibung

Bezeichnung: Programm Ländliche Finanzinstitutionen
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Land: Indien
Politischer Träger: Ministry of Finance, Department of Financial Services, Banking Division
Gesamtlaufzeit: 2009 bis 2015

Indien. Frauen-Selbsthilfegruppe am Bankschalter © GIZ

Ausgangssituation

Die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung in Indien hat keinen Zugang zu bedarfsgerechten Bankdienstleistungen, mit deren Hilfe sie ihre wirtschaftliche Situation verbessern könnten. Das betrifft besonders ärmere Haushalte, Kleinbauern und Frauen. Genossenschaftsbanken und andere regional tätige Banken sowie Kreditgenossenschaften und finanzielle Selbsthilfegruppen könnten dieser Bevölkerungsgruppe Finanzdienstleistungen zur Verfügung stellen, doch die meisten dieser Anbieter haben eine nur geringe Leistungs- und Innovationsfähigkeit. Die Indische Regierung hat daher die National Bank for Agriculture and Rural Development (NABARD) mit der Durchführung von Programmen zur Förderung des ländlichen Finanzwesens und der finanzwirtschaftlichen Einbindung beauftragt.

Ziel

Ländliche Finanzinstitutionen bieten bedarfsgerechte Finanzdienstleistungen für Kleinbauern, Frauen und ärmere Haushalte nachhaltig an.

Indien. Zielgruppen des Vorhabens sind Kleinbauern, Frauen und ärmere Haushalte © GIZ

Vorgehensweise

Die Entwicklungsbank NABARD ist als Programmpartner für die Aufsicht, Refinanzierung und Förderung des ländlichen Finanzwesens zuständig. Die Partner fördern ländliche Kreditgenossenschaften, Mikrofinanzierung durch Selbsthilfegruppen und die finanzwirtschaftliche Einbindung der ärmeren Haushalte durch Banken.

Die Projektmitarbeiter beraten Landesregierungen, Banken und Nichtregierungsorganisationen und organisieren Fortbildungen für Partner, Kreditgenossenschaften und Selbsthilfegruppen. Hierdurch sowie durch die Anwendung neuer Lösungsmodelle und Technologien soll die finanzwirtschaftliche Einbindung der ländlichen Bevölkerung ermöglicht werden.

NABARD verfügt über Fonds, aus denen sie Fortbildungen, technologische Innovationen und die Ausweitung der Programmaktivitäten (190 Millionen Euro von 2009 bis 2013) finanziert. Die Maßnahmen erreichten 488 ländliche Banken und 200 Millionen Mitglieder von Kreditgenossenschaften und Selbsthilfegruppen. Das Programm arbeitet mit dem Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband und der Akademie Deutscher Genossenschaften zusammen.

Wirkungen

Ländliches Kreditgenossenschaftswesen. Seit 2008 verbesserte das aus 92.000 Institutionen mit 120 Millionen Mitgliedern bestehende ländliche Kreditgenossenschaftswesen seine Leistungsfähigkeit, indem es sein Buchführungs-, Prüfungs-, Ausbildungs- und Beratungssystem standardisierte. Ein besonderer Erfolg ist die Einrichtung eines nationalen Instituts mit derzeit 4.360 institutionellen Mitgliedern, das die Qualität der Ausbildung kontrolliert und die beruflichen Kompetenzen der Mitarbeiter zertifiziert. Durch die Einrichtung von bisher 114 Beratungseinheiten in Genossenschaftsbanken hat sich die Geschäftsentwicklung der primären Genossenschaften verbessert. Der Anteil der mindestens als „zufriedenstellend gesund“ bewerteten Genossenschaftsbanken stieg von 66 auf 97 Prozent an. Viele Genossenschaften erweiterten das Dienstleistungsangebot für ihre Mitglieder. Die Kreditvergabe verdoppelte sich und der Anteil der Kredit aufnehmenden Mitglieder stieg von 37 auf 45 Prozent an.

Mikrofinanzierung durch Selbsthilfegruppen und finanzwirtschaftliche Inklusion. Die Anzahl der Mitglieder in Selbsthilfegruppen mit Spareinlagen bei Banken ist seit 2008 von 50 auf 90 Millionen angestiegen. 82 Prozent der Mitglieder sind Frauen und 56 Prozent der Gruppen haben aktuell laufende Bankdarlehen. Das Bankangebot für Selbsthilfegruppen verbesserte sich durch die Entwicklung bedarfsgerechter Produkte und den Einsatz von deren Mitgliedern als Vertreter von Banken auf Dorfebene. Derzeit versorgen 68 Frauen im Auftrag von zwei Banken 18.600 Kunden in 286 Dörfern mit Bankdienstleistungen. Durch neue Technologien können die Frauen bisher nicht zugängliche Leistungen wie Geldtransfers anbieten.

Indien. Bankdienstleistungen im Dorf durch Frauen einer Selbsthilfegruppe © GIZ

Neun weitere Banken beabsichtigen, den Ansatz ebenfalls zu nutzen. Die Mitgliedschaft in Selbsthilfegruppen sowie ihre Rolle als Bankintermediäre stärkt die Stellung der Frauen in der häuslichen und dörflichen Gemeinschaft. Untersuchungen zeigen, dass 92 Prozent der Frauen sich durch die Mitgliedschaft in Selbsthilfegruppen gestärkt fühlen, 70 Prozent der Mitglieder mit den Bankdienstleistungen zufrieden sind, 25 Prozent von ihnen höhere Einkommen erzielen und Ausgaben für Bildung und Gesundheit der Haushalte sich um 34 Prozent erhöhten.