Ziviler Friedensdienst: Gemeinsame Lösungen für Landkonflikte im Nordosten Ugandas finden

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Ziviler Friedensdienst: Förderung des partizipativen Managements von Landkonflikten im Norden Ugandas
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Uganda
Gesamtlaufzeit: 2015 bis 2022

Landschaftsaufnahme aus Karamoja im Nordosten Ugandas: Wolken am Himmel, vorne trockener Boden und einzelne Sträucher, im Hintergrund Bäume und ein Gebirgszug. © Heike Wintershoff/GIZ

Ausgangssituation

Wie in weiten Teilen Afrikas ist auch in Uganda die Mehrzahl der Bevölkerung darauf angewiesen, ein eigenes Stück Boden zu bewirtschaften. Der Besitz und die Nutzung von Land sind aber stark umkämpft. 80 Prozent der aktuellen Gerichtsverfahren in Uganda stehen in Zusammenhang mit Landkonflikten.  

Staatliche und traditionelle Institutionen sind mit diesem Problem überfordert oder sind selbst darin verwickelt. Opfer dieser Entwicklung sind arme Bevölkerungsgruppen, darunter vor allem Frauen und Kinder, speziell Witwen und Waisen. Sogar innerhalb von Familien kommt es vermehrt zu illegaler Aneignung von Land („Landgrabbing“) und Streit um Landbesitz.

In Teso, Karamoja und dem Acholiland sind mehr als 90 Prozent des Landes geprägt von einem traditionellen Landmanagementsystem, das nur bedingt kompatibel ist mit dem formellen Landmanagementsystem. Die langjährigen Konflikte sowie Korruption auf allen Ebenen haben die Institutionen, die in der Landverwaltung tätig sind, geschwächt. Die steigende Nachfrage nach Land wird durch massives Bevölkerungswachstum ausgelöst und es bestehen Interessenskonflikte zwischen der Bevölkerung und privaten Investoren beziehungsweise der Regierung: Private Investoren sind an der Ausbeutung  von Bodenschätzen interessiert, die Regierung hat mehr als 40 Prozent der gesamten Fläche von Karamoja unter Naturschutz gestellt. Darüber hinaus kommt immer wieder zu Konfrontationen zwischen Hirt*innen, Bäuerinnen und Bauern, wenn es um den Zugang zu Weideland und Wasser geht. Bewaffnete Viehdiebstähle sind in Karamoja nach wie ein Problem für die Sicherheit.  
Darüber hinaus haben Vertreter*innen von Institutionen nur wenig Wissen und geringe Kapazitäten, wenn es darum geht, Konflikte gewaltfrei auszutragen. Die Bevölkerung weiß zudem wenig über Landrechte und Landmanagement.

Ziel

Lokale Bevölkerungsgruppen in Teso, Karamoja und dem Acholiland arbeiten aktiv zusammen, um Landkonflikten vorzubeugen und bestehende Konflikte gewaltfrei auszutragen. Sie sind über traditionelles und formelles Landrecht und Landmanagement informiert und nutzen dieses Wissen, um ihre Landrechte abzusichern und interne Konflikte zu vermeiden.

Vorgehensweise

Der Ziviler Friedensdienst (ZFD) unterstützt und koordiniert seit 2014 in Teso, Karamoja und seit Kurzem ebenfalls im Acholiland 15 Interessensgruppen, die zu verschiedenen Dimensionen von Landkonflikten arbeiten. Nationale Behörden, Lokalpolitiker*innen, traditionelle Führer*innen, internationale und nationale Nichtregierungsorganisationen und lokale Initiativen sind in diesen Interessensgruppen vertreten. Ziel der Netzwerke ist es, gemeinsam die wichtigsten Landkonflikte zu identifizieren sowie die Möglichkeiten zur Bearbeitung dieser Konflikte aufzuzeigen und umzusetzen. Ergänzend zum dauerhaften Austausch in festen Arbeitsgruppen werden jährliche Treffen der verschiedenen Interessensvertreter organisiert, um aktuelle Entwicklungen umfassend zu diskutieren und gemeinsame Interventionsstrategien zu entwickeln. 2019 nahmen rund 250 Personen von lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene an diesem Treffen teil.

Der ZFD unterstützt den Multistakeholder-Prozess inhaltlich, finanziell und logistisch. Der Fokus liegt dabei auf der Vernetzung und Beratung verschiedener Akteure unter besonderer Berücksichtigung traditioneller Führer*innen. Dadurch werden der Informationsaustausch rund um das Thema Land gefördert und lokale Kompetenzen und Ressourcen für die gemeinsame friedliche Lösung von Konflikten aufgebaut. Eine gemeinsame Lobby- und Advocacy-Arbeit, die den Initiativen zusätzliche Wirkung verschafft, wird ebenfalls unterstützt und angestoßen.

Wirkungen

  • 13 Interessengruppen, bestehend aus Vertreter*innen staatlicher, traditioneller und zivilgesellschaftlicher Bereiche, haben sich entsprechend verschiedener Ausprägungen von Landkonflikten gebildet und strategische Langzeitplanungen entwickelt.
  • Mehr als 200 Vertreter*innen dieser Interessengruppen nehmen an einem Multistakeholder-Prozess zur Prävention und zur gewaltfreien Bearbeitung von Landkonflikten in Teso und Karamoja teil.
  • Durch Fortbildungsmaßnahmen wurden die Kenntnisse und Fähigkeiten von mehr als 200 Teilnehmenden zu gewaltfreier Konfliktbearbeitung gestärkt.
  • Durch Informations- und Sensibilisierungskampagnen wurden in mehr als acht Distrikten Informationen zu Frauenlandrecht an mehr als 5.000 Menschen weitergegeben und durch Fortbildungsmaßnahmen das Wissen von mehr als 800 Akteur*innen zu Landrecht- und Landmanagement, mit besonderem Schwerpunkt auf Frauenlandrecht, gestärkt.
  • Durch politische Beratung traditioneller Führer*innen wurden die Rechte auf Land für Frauen im traditionellen Landrecht schriftlich verankert.
  • Als Resultat von Konsultationen mit mehr als 500 Vertreter*innen der Bevölkerung aus allen Distrikten Karamojas wurden Karten zu Weideflächen und damit verbundenen Konflikten erstellt.
  • Mehr als fünf Landkonflikte wurden in der Region bearbeitet.
  • Mit Hilfe von Mediation und durch eine Grenzbaumpflanzung wurden in 18 Dörfern Landgrenzkonflikte zwischen und innerhalb von Familien bearbeitet.

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