Nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft

Programmkurzbeschreibung

Bezeichnung: Programm zum Nachhaltigen Naturressourcenmanagement (PMRN)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Paraguay
Politischer Träger: Ministerio de Agricultura y Ganaderia (MAG)
Gesamtlaufzeit: 2000 bis 2016

Paraguay © GIZ

Ausgangssituation

In Paraguay spielt die Landwirtschaft die zentrale Rolle für die Entwicklung des Landes. Hier arbeitet fast die Hälfte der Beschäftigten und sie macht 80 Prozent der Exporte aus. Rund 1.000 Großbetriebe, die 90 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen besitzen, sind hoch entwickelt. Dagegen verfügen etwa 230.000 Kleinproduzenten mit Betrieben bis zu 50 Hektar nur über vier Prozent der Ackerfläche und erwirtschaften kein ausreichendes Familieneinkommen. Die kleinen Familienbetriebe haben jedoch eine wichtige Funktion und großes Potenzial für die Ernährungssicherung der Bevölkerung, denn sie produzieren rund drei Viertel der Grundnahrungsmittel für das Land.

Öffentliche und private landwirtschaftliche Beratungsdienste sind nicht in der Lage, diesen Familienbetrieben ihre Dienstleistungen flächendeckend und auf deren Herausforderungen zugeschnitten anzubieten. Nach aktuellen Schätzungen erhalten lediglich rund 30 Prozent der Familienbetriebe eine landwirtschaftliche Beratung, die teilweise nicht an den Bedürfnissen der Produzenten oder ihrer Familien ausgerichtet ist.

Ziel

Die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Familienbetriebe ist verbessert.

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Vorgehensweise

Der wichtigste Partner des Projektes ist der staatliche landwirtschaftliche Beratungsdienst. Er ist eng in die Projektaktivitäten eingebunden, bis hin zum Management des Programms. Die Mitarbeiter des Beratungsdienstes lernen durch diese Zusammenarbeit, Projekte ihrer eigenen Behörde besser zu managen. Gemeinsam überprüfen die Partner die Qualität der landwirtschaftlichen Berater – sowohl die der staatlichen Mitarbeiter als auch diejenige privater Anbieter. Der landwirtschaftliche Beratungsdienst koordiniert mit Unterstützung des Projektes die verschiedenen Beratungsanbieter, auch die der regionalen Provinzregierungen und Kreisverwaltungen.

In Schulungen und Fortbildungen erwerben die Mitarbeiter der staatlichen landwirtschaftlichen Beratung, von Genossenschaften und aus der Privatwirtschaft in fünf Provinzen das notwendige Know-how, um ihre Institutionen und Unternehmen zu managen und maßgeschneiderte Dienstleistungen den Kleinbauern anbieten zu können. Rund 12.000 weitere Familienbetriebe in den Projektregionen werden von diesem Wissen profitieren. Die Agrarberater verbreiten ein Konzept der nachhaltigen Landwirtschaft. Darüber hinaus fokussieren sie sich auf einige Wertschöpfungsketten, wodurch die Familien ihre Produktion und ihr Einkommen steigern sollen. In den kleinbäuerlichen Familien spielen die Frauen eine wichtige Rolle, da sie häufig die Entscheidungen für den Betrieb treffen. Sie sprechen die Agrarberater daher in erster Linie an.

Kooperationen mit landwirtschaftlichen Universitäten und Schulen sorgen dafür, dass Lehrinhalte einer nachhaltigen Landwirtschaft in den Unterricht einfließen, auch in die Aus- und Weiterbildung junger Menschen, Berater und Produzenten.

Wirkungen

Zunächst haben die Familienbetriebe ihre Böden rehabilitiert, wodurch sie ihre Erträge deutlich steigern konnten. Rund 16.000 Hektar bearbeiten die Kleinbauern heute mit bodenschonenden Methoden, etwa 8.000 Hektar nutzen sie forstwirtschaftlich. Bei einer Familiengröße von durchschnittlich vier Personen, profitieren bislang 75.000 Menschen von den veränderten Anbaumethoden.

Über 200 Fach- und Führungskräfte der landwirtschaftlichen Beratungsstelle des Landwirtschaftsministeriums und Berater anderer privatwirtschaftlich organisierter Institutionen haben ihre Kenntnisse und Fertigkeiten, einschließlich für Managementaufgaben, aktualisiert und sind in der Lage, ein effizientes, effektives Beratungsangebot zu erbringen.

Eine umfassende Aus- und Fortbildungsstrategie für jetzige und zukünftige Berater hat das Landwirtschaftsministerium verabschiedet und setzt sie teilweise um. Leitlinien einer nach Geschlechtern differenzierenden landwirtschaftlichen Beratung sind erarbeitet worden, Qualitätsstandards für Berater und Beraterinnen kleinbäuerlicher Familienbetriebe wurden entwickelt. Politiker und Entscheidungsträger in den Projektregionen setzen sich sachkundig mit der Problematik degradierter Böden durch unangepasste Bodenbearbeitungstechnologien auseinander. In den Gemeinden tagen Abstimmungsgremien. Die verschiedenen Fördermaßnahmen für kleinbäuerliche Betriebe koordiniert kompetent die staatliche landwirtschaftliche Beratungsstelle.

Um Ertragsüberschüsse zu vermarkten, sind relevante Wertschöpfungsketten identifiziert und beschrieben worden. Eine Analyse der Situation der Landwirtschaftsschulen liegt vor und dient der Entwicklung eines spezifischen Förderansatzes, der die Belange der Landjugend berücksichtigt.

Die wichtigsten Wertschöpfungsketten (WSK) sind Maniok, Mais und Bohnen, Milch und Sesam. Die bodenschonenden Anbaumethoden können die Erträge bei Mais bis zu 25 Prozent steigern. Durch die Anbindung an die weiterverarbeitenden Betriebe, die von entsprechenden Bauerngenossenschaften geleitet werden, können diese Mehrerträge auf dem Markt platziert werden.

Eine besondere WSK, die Belieferungskette von staatlichen ländlichen Schulen zur täglichen Schulspeisung, wird vom Programm unterstützt. Kleinbauern erzeugen Gemüse, Mais und Bohnen und beliefern damit die Schulen ihrer Region. An der verkürzten WSK sind, neben den Erzeugern, die landwirtschaftlichen Berater sowie Bezirksregierungen beteiligt. Die staatlich garantierten Preise und Abnahmemengen führen zur Einkommenssicherung.

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Eine Analyse der Situation der Landwirtschaftsschulen ergab, dass kein Lehrplan Ansätze nachhaltiger Landwirtschaft, bodenkonservierende Praktiken oder Wertschöpfungsketten umfasst. Zum Teil waren die Begriffe Dozenten und Schülern nicht bekannt. Jugendliche, die nach der Ausbildung in ihre Familienbetriebe zurückgehen wollen, benötigen Inhalte, die sie befähigen, den elterlichen Betrieb erfolgreich zu führen. Ansätze ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit müssen parallel vermittelt werden. Die Analyse dient der Entwicklung eines spezifischen Förderansatzes, der diese Belange der Landjugend berücksichtigt.