Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Programm zur Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung in Indien
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Indien
Politischer Träger: Ministry of Housing and Urban Poverty Alleviation (MoHUPA)
Gesamtlaufzeit: 2014 bis 2017

Ausgangssituation

Bis zum 2030 werden nach heutigen Schätzungen bis zu 600 Millionen Menschen und damit fast jeder Zweite in Indien in Städten leben. Die schnelle Urbanisierung überfordert die Städte; sie können nicht ausreichend Wohnraum und eine adäquate Infrastruktur wie Straßen und Schulen bereitstellen. Bereits heute lebt circa die Hälfte der städtischen Bevölkerung in Slums. Die indische Regierung versucht häufig, die Lebenslagen der Menschen in städtischen Armutsgebieten zu verbessern, indem sie die Menschen in Neubausiedlungen am Stadtrand umsiedelt. Dadurch wird jedoch oft das Gegenteil erreicht und die Armut verschärft: Das soziale Umfeld und die sozialen Netzwerke der Umgezogenen brechen auf, Familien werden auseinandergerissen, ihr Zugang zu Einkommen und Arbeit wird erschwert, Transportkosten erhöhen sich. Gleichzeitig werden bestehende Wohnungen abgerissen. Der Neubau, inklusive Anschluss an Infrastrukturnetze, ist ressourcenintensiv und mit negativen Auswirkungen auf die natürliche Umwelt verbunden.

Die indische Regierung strebt bereits seit einiger Zeit ein so genanntes In-situ-Slum-Upgrading an. Das bedeutet, dass die ansässige Bevölkerung nicht mehr umgesiedelt wird, sondern ihre Wohn- und Lebensverhältnisse sozial verträglich und ressourcenschonend vor Ort verbessert werden. Dafür fehlt es jedoch noch an notwendigen praktischen Erfahrungen, erprobten Instrumenten und Methoden sowie an einem effektiven Wissensmanagement auf allen Ebenen. Generell sind die Fähigkeiten nationaler und subnationaler Verwaltungen für eine effektive, planmäßige und breitenwirksame Sanierung von Slumgebieten unzureichend.

Ziel

Instrumente und Methoden für erfolgreiche Maßnahmen des In-situ-Upgrading sind entwickelt und werden von den Landesregierungen und Städte genutzt. Die Lebensbedingungen der Slumbewohner haben sich dadurch verbessert.

Vorgehensweise

Die GIZ unterstützt die indische Regierung dabei, die Wohn- und Lebensverhältnisse der ansässigen Bevölkerung in den Slums ohne Umsiedlung sozial verträglich und ressourcenschonend zu verbessern. Hierbei konzentriert sie sich darauf, die Wohnsituation für die Betroffenen zu verbessern, ohne die bestehenden Häuser vollständig abzureißen. Außerdem soll die Bevölkerung mit grundlegenden Dienstleistungen, wie sauberem Trinkwasser und Strom, versorgt werden. Ein wichtiges Prinzip ist, dass die Aktivitäten auf den bestehenden Strukturen aufbauen und sich die ansässige Bevölkerung intensiv an den Maßnahmen beteiligt.

In enger Zusammenarbeit mit ausgewählten Stadtverwaltungen sollen in Zukunft die Toiletten- sowie die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung verbessert werden. Dies wird durch bessere Transportmöglichkeiten und Stromversorgung sowie eine bessere Straßenbeleuchtung ergänzt. Die Maßnahmen kommen vor allem Frauen zugute. Sie können sich durch das In-situ-Slum-Upgrading den Schutz der sozialen Netzwerke und Arbeitgeber in den ihnen vertrauten Slums erhalten. Durch eine bessere Infrastrukturausstattung wie der Straßenbeleuchtung erhöht sich zudem ihre Sicherheit.

Die Erfahrungen beim In-situ-Slum-Upgrading mit minimalem Abriss und dezentraler Dienstleistungsversorgung werden, in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wohnungsbau und Bekämpfung städtischer Armut, dokumentiert und ausgewertet. Gemeinsam werden Handbücher und Instrumenten-Baukästen (Toolkits) erstellt, die den Bundestaaten und Stadtverwaltungen für die Umsetzung von Maßnahmen zum In-situ-Slum-Upgrading zur Verfügung gestellt werden. In einem nächsten Schritt werden insbesondere die Stadtverwaltungen befähigt, erfolgreiche Projekte zu adaptieren und sie bedarfsorientiert zu planen und umzusetzen. Ausgewählte Trainingseinrichtungen werden darin beraten, Themen der inklusiven Stadtentwicklung in ihre Aus- und Fortbildungspläne zu integrieren. Damit sollen Entscheidungsträger und technische Mitarbeiter auf lokaler und bundesstaatlicher Ebene qualifiziert werden, eine nachhaltige und inklusive Stadtentwicklung sicherzustellen.

Vor allem Frauen werden unterstützt, ihre Interessen besser artikulieren und vertreten zu können. Lokale Bürgervertretungen und Selbsthilfegruppen, darunter vorzugsweise Frauenorganisationen, sollen als Mittler zwischen der städtischen Verwaltung und den Slumbewohnern agieren. Mit ihrer Hilfe soll die lokale Bevölkerung in den Slums befähigt werden, sich stärker an Maßnahmen zu beteiligen.

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