Deutsch-Indisches Energieprogramm – Grüne Energiekorridore (IGEN-GEC)

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Deutsch-Indisches Energieprogramm – Grüne Energiekorridore (IGEN-GEC)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Indien
Politischer Träger: Ministry of New and Renewable Energy – MNRE), die indische Zentralregierung
Gesamtlaufzeit: 2015 bis 2020

Ausgangssituation

Indien verfügt über ein großes und vielfältiges Potenzial an erneuerbaren Energien (EE), die zur nachhaltigen Stromerzeugung sowie für verschiedene andere Energieanwendungen genutzt werden können. Die indische EE-Politik hat nicht nur den Klimaschutz im Blick, sondern strebt auch Energiesicherheit sowie einen besseren Zugang zu Energie für die Bevölkerung an. In den letzten fünf Jahren hat sich die Kapazität der erneuerbaren Energien vervielfacht, was größtenteils auf die günstigen politischen Rahmenbedingungen im Land zurückzuführen ist.

Die indische Regierung hat sich vorgenommen, die EE-Kapazitäten bis 2022 auf 175 Gigawatt auszubauen. Zwar ist eine Erhöhung des Anteils der variablen erneuerbaren Energien am gesamten Strommix zu begrüßen, doch stellt das Vorhaben die Netzbetreiber des Landes vor neue Herausforderungen. Denn um den Strom, der durch die neuen Kapazitäten erzeugt wird, ins Netz einzuspeisen, müssen die vorhandenen Übertragungs- und Verteilnetze ausgebaut und modernisiert werden. 

Die Gründe dafür sind vor allem die großen Entfernungen zwischen dem Ort der Stromerzeugung und dem Ort des Stromverbrauchs. Auch die Tatsache, daß erneuerbare Energien nicht ständig zur Verfügung stehen, spielt eine wichtige Rolle, weil dadurch Maßnahmen zur Netzstabilisierung notwendig werden. Der Bau von netzfernen EE-Projekten in abgelegenen Gebieten nimmt weit weniger Zeit in Anspruch als der Ausbau der Netzinfrastruktur. Infolgedessen ergibt sich bei der Einspeisung von Ökostrom ein Engpass. Hinzu kommt, daß es zu Frequenz- und Spannungsstörungen im Stromnetz kommt, weil Strom aus erneuerbaren Energien nicht unterbrechungsfrei zur Verfügung steht. Da es bei den Netzbetreibern an moderner Technik zur Integration von erneuerbaren Energiequellen in das Stromnetz sowie an der entsprechenden Kompetenz fehlt, muss häufig auf die Einbindung von sinnvollen erneuerbaren Energiequellen verzichtet werden. 

Ziel

Das Projekt Grüne Energiekorridore des Deutsch-Indischen Energieprogramms (IGEN-GEC) erarbeitet konkrete Empfehlungen, um Entscheider und Durchführungsorganisationen in Indien bei der Anbindung der erneuerbaren Energien an das allgemeine Stromnetz zu unterstützen. 

Vorgehensweise

Die grundlegende Vorgehensweise besteht darin, die Herausforderungen, die bei der Einbindung von erneuerbaren Energien in das Stromnetz zu bewältigen sind, sowie mögliche Lösungsansätze zu identifizieren. Das IGEN-GEC-Projekt setzt zur Erreichung seiner Ziele auf folgende Strategien:

  • Entwicklung einer Methodik zur Bewertung und Verbesserung der Lastausgleichskapazitäten, wenn in jedem Bundesstaat/Netzgebiet verstärkt erneuerbare Energien an das allgemeine Stromnetz angebunden werden
  • Entwicklung eines speziell für Indien geeigneten Modells zur Prognose des Solarstromertrags
  • Planung von Renewable Energy Management Centres (REMCs) und Festlegung der von diesen Einrichtungen wahrzunehmenden Aufgaben sowie der entsprechenden Infrastrukturanforderungen
  • Gestaltung der Märkte, insbesondere Kapazitätsmärkte und Märkte für netznahe Dienstleistungen, um den Anteil an erneuerbaren Energien an der gesamten Stromversorgung zu steigern
  • Analyse der Regulierungsmaßnahmen und technischen Standards in Indien und Entwicklung von Empfehlungen, um die Marktdurchdringung der erneuerbaren Energien in Indien zu fördern
  • Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, um die Einbindung von erneuerbaren Energien in das allgemeine Stromnetz zu fördern
  • Capacity Building für Netzbetreiber, Regulierungsbehörden und politische Entscheider auf Ebene der Zentralregierung und der Bundesstaaten, um die Netzeinbindung von erneuerbaren Energien auf breiter Basis voranzubringen
  • Schaffung einer Diskussionsplattform für einen Austausch von internationalen Erfahrungen und Best Practices in Bezug auf die Integration von erneuerbaren Energien 

Die GIZ setzt in diesem Bereich die Technische Zusammenarbeit in enger Zusammenarbeit mit der für die Finanzielle Zusammenarbeit zuständigen KfW-Entwicklungsbank um. So stellt die KfW zinsverbilligte Darlehen mit einem Volumen von mehr als 1,4 Mrd. Euro für den Ausbau der zentral- und bundesstaatlichen Netzinfrastruktur bereit, die für die Einspeisung des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen benötigt wird.

Wirkungen

  • Als Knotenpunkte für die Lösung der operativen Probleme bei der Netzintegration von erneuerbaren Energien sind sieben Renewable Energy Management Centres (REMCs) in Planung, die bis Ende 2019 ihre Arbeit aufgenommen haben werden. Sie entstehen in Bundesstaaten, die reich an erneuerbaren Energiequellen sind, nämlich Andhra Pradesh, Gujarat, Karnataka, Maharashtra, Madhya Pradesh, Rajasthan und Tamil Nadu; darüber hinaus sind drei regionale REMCs (im Norden, Süden und Westen) sowie ein REMC auf nationaler Ebene vorgesehen.
  • Die erste internationale Konferenz über die großvolumige Netzintegration von erneuerbaren Energien in Indien („1st International Conference on Large-Scale Grid Integration of Renewable Energy in India“), die vom 6. bis 8. September 2017 in Neu-Delhi stattfand, war ein voller Erfolg: Mehr als 350 Teilnehmer aus 18 Ländern nahmen an der Veranstaltung teil, auf der insgesamt 113 Vorträge gehalten und 33 Poster präsentiert wurden. Mit der Konferenz sollte eine Diskussionsplattform für den Austausch von internationalen Erfahrungen und Best Practices für die Integration von erneuerbaren Energien in das allgemeine Stromnetz ins Leben gerufen werden. 
  • Im November 2018 wurde ein Zertifizierungsprogramm für die Schulung von Netzbetreibern zur EE-Netzintegration gestartet. Das Programm sieht einen dreimonatigen Online-Kurs und eine sechstägige Präsenzschulung vor.
  • Gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitern des National Institute of Wind Energy (NIWE) wurde ein speziell für Indien geeignetes Modell zur Prognose des Solarstromertrags entwickelt. Die NIWE-Mitarbeiter wurden intensiv geschult, um dieses Modell auch langfristig nachhaltig nutzen zu können.