Jugendbeschäftigung in Sierra Leone fördern

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Beschäftigungsförderungsprogramm (EPP IV) – Förderung der Jugendbeschäftigung durch lokale Wirtschaftsentwicklung und Berufsbildung
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kofinanziert vonEuropean Union
Land: Sierra Leone
Politischer Träger: Ministerium für Planung und wirtschaftliche Entwicklung, Ministry of Planning and Economic Development (MoPED)
Gesamtlaufzeit: 2020 bis 2024

 

Unternehmer in Kono in dem Geschäft, das er nach der Teilnahme an einer Unternehmerausbildung im Rahmen des EPP III gegründet hat.

Ausgangssituation

Sierra Leone ist hochverschuldet, nicht zuletzt aufgrund einer Reihe von Krisen, die dem Land Impulse für wirtschaftliche Entwicklung geraubt haben. Die Wirtschaft ist insgesamt schwach und sehr anfällig für externe Erschütterungen. In den vergangenen Monaten hat die COVID-19-Pandemie zusätzliche Wirtschaftseinbrüche verursacht. Eine weitere Bürde für das Land ist die extrem hohe Arbeitslosen- und Unterbeschäftigungsquote. 60 bis 70 Prozent der Erwerbsbevölkerung werden als erwerbstätige Arme eingestuft. Das bedeutet, dass Haushalte, selbst wenn die Menschen arbeiten, unterhalb der Armutsgrenze leben (IAO, 2019). Besonders betroffen sind Jugendliche und Frauen in den ländlichen Gebieten Sierra Leones.

55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und 70 Prozent der Beschäftigung entfallen auf die Landwirtschaft, die sich aber wegen anhaltender Unterinvestition, geringer Produktivität, fehlender Diversifizierung und geringer Wertschöpfung noch immer überwiegend auf Subsistenzniveau bewegt.

Dies verschärft die prekäre wirtschaftliche Situation des Landes und ganz besonders die schwierige sozioökonomischen Lage der ländlichen Gemeinschaften.

Ziel

Die Beschäftigungssituation junger Menschen in Sierra Leone ist verbessert.

 

Ehemalige Teilnehmerin des B-Loop-Schulungszyklus in Kailahun. Buchführung ist für sie tägliche Praxis und hilft ihr, ihr Geschäft bedarfsgerecht zu entwickeln.

Vorgehensweise

Im Rahmen eines integrierten Ansatzes bringt das Programm öffentliche und private Akteure zusammen, um sowohl die Beschäftigungsfähigkeit als auch die Beschäftigungsmöglichkeiten zu verbessern. Finanzielle Unterstützung und Beratung für den Privatsektor, vor allem in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, tragen dazu bei, die ländliche Wirtschaft zu stärken und die Einkommensmöglichkeiten für junge Menschen zu verbessern. Gleichzeitig arbeitet das Programm daran, junge Menschen fit für den Arbeitsmarkt zu machen, indem es bedarfsgerechte Schnellkurse zur Vermittlung wichtiger lebenspraktischer, beruflicher und unternehmerischer Kompetenzen organisiert. Unterstützt wird dies durch Maßnahmen zur Verbesserung des beruflichen Bildungswesens und seine Anpassung an die Anforderungen des Arbeitsmarkts. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH führt das Programm im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit Kofinanzierung der Europäischen Union durch. Der Hauptpartner ist das sierra-leonische Ministerium für Planung und wirtschaftliche Entwicklung. Das Programm setzt auf mehreren Ebenen an und gliedert sich in drei wesentliche Handlungsfelder:

Ehemaliger Begünstigter der Fazilität für Innovation (F4I) in Koinadugu, der mit F4I-Fördermitteln einen Smoker und Imkeranzüge kaufte und nun vor Ort hochwertigeren Honig in größeren Mengen produzieren kann.
  1. Kompetenzentwicklung:

    Diese Komponente beinhaltet bedarfsorientierte Ausbildungsangebote für 11.000 junge Menschen (50 Prozent davon sind Frauen), wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung lebenspraktischer, beruflicher und unternehmerischer Kompetenzen liegt. Eine zweite Säule sind integrierte Ausbildungsangebote für die Landwirtschaft (integrated farmer training, IFT). Sie kombinieren wesentliche Aspekte guter landwirtschaftlicher Praxis, Wissen über die Landwirtschaft als Unternehmen und einstellungsverändernde Übungen. Insgesamt sollen 4.000 fortschrittliche Landwirt*innen erreicht werden, die dann ihr Einkommen aus selbständiger landwirtschaftlicher Tätigkeit steigern können.
     
  2. Berufliche Bildung:

    Das Hauptaugenmerk des Vorhabens liegt auf der Weiterentwicklung des beruflichen Bildungswesens und seiner Konsolidierung auf institutioneller Ebene. Zentrale Aufgabe in diesem Bereich ist es, die Erarbeitung und Umsetzung des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) in Zusammenarbeit mit nationalen Partnern voranzubringen. Das Vorhaben unterstützt die Umsetzung des NQR durch die Verbesserung der physischen Lernumgebung in ausgewählten Berufsbildungseinrichtungen und die Entwicklung und Überarbeitung von Lehrplänen. Eine wichtige Neuerung ist die Integration praktischer Arbeitserfahrung in die Berufsbildung (duale Ausbildung) in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft, was den Praxisbezug der Ausbildung erhöht.
     
  3. Privatsektorentwicklung:

    Die dritte Komponente zielt darauf ab, durch Unterstützung bestehender Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen direkt mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen. Über die Fazilität für Wachstum werden Fördermittel und Sachleistungen in verschiedener Form vergeben. In einem Schulungszyklus für kleine und mittlere Unternehmen (SME Business and Coaching Loop) durchlaufen 750–900 Menschen eine intensive kaufmännische Ausbildung. Im Rahmen von Pilotprojekten wird der SME Business and Coaching Loop auch für fortschrittliche, wachstumsorientierte Unternehmen und für Personen, die nicht oder nur eingeschränkt lesen, schreiben und rechnen können, angeboten.

    Darüber hinaus werden verschiedene Dienstleistungen für die Unternehmensentwicklung aufgebaut, um die Geschäftstätigkeit zu erleichtern.

Stand: April 2021