Zwei Frauen in weißer Kleidung und mit Handschuhen geben das "Daumen-hoch-Zeichen". Header: Jugendlichen aus Guatemala.jpg 	Drei Jugendliche in Arbeitskleidung mit Hörschutz strecken ihren rechten Daumen hoch und schauen in die Kamera. Vor ihnen stehen auf einem Arbeitstisch Holzprodukte wie gedrechselte Möbelbeine.

Wirtschaft und Beschäftigung: Zurück, aber nicht zurückgelassen

Wie junge Migrant*innen nach der Heimkehr neue Perspektiven finden.

© GIZ / Guillermo Argueta
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Zurück, aber nicht zurückgelassen

Tausende Jugendliche kehren jedes Jahr aus den USA oder Mexiko nach Mittelamerika zurück – oft ohne Perspektive. Durch internationale Zusammenarbeit entstehen Bildungs- und Jobchancen, die ihnen einen Neuanfang in ihrer Heimat ermöglichen.

Als Irma Rodríguez nach El Salvador zurückkam, war da vor allem Leere. Nach Jahren in den USA kam sie in ein Land, das sie kaum noch kannte. Doch dann erhielt sie einen Anruf: Sie bekam einen Platz in einer Schulung zur Handelsangestellten. Organisiert hat das Training die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gemeinsam mit dem salvadorianischen Außenministerium und dem Industrieverband. „Was mich am meisten begeistert hat, waren die Soft Skills“, erzählt Rodríguez. Heute arbeitet sie in einem Supermarkt in der Hauptstadt San Salvador – und will bleiben: „Ich habe jetzt Werkzeuge an der Hand und Wissen. Das wird mir in der Zukunft helfen.“

Ihre Geschichte steht exemplarisch für über 150.000 Menschen, die allein 2023 aus den USA und Mexiko in die sogenannten Nord-Dreieckstaaten Mittelamerikas – Honduras, El Salvador und Guatemala – zurückkehrten. Die meisten von ihnen wurden abgeschoben oder sind daran gescheitert, in die USA einzuwandern. Viele von ihnen sind Minderjährige oder junge Menschen. Ein Großteil hatte nie die Chance, sich ein Leben in der Heimat aufzubauen.

MHPSS Kurs Teilnehmerin.jpeg 	Eine junge Person mit Schirmmütze und farbbefleckter Kleidung hält einen Zettel hoch. Auf ihm steht: Mi sueño: Fotografa profesional y psychóloga (Mein Traum: Professionelle Fotografin und Psychologin).

© GIZ/ Ana Patricia Urtecho

Lokale Antworten auf globale Wanderung

Um ihnen neue Perspektiven zu eröffnen, arbeitete die GIZ gleich mit mehreren Partnern zusammen. Auf deutscher Seite war das die Entwicklungsbank KfW, in Zentralamerika das Integrationssystem (SICA) sowie dessen Sozialsekretariat (SISCA). Die acht SICA-Mitgliedsstaaten hatten früh erkannt, dass die wachsende Zahl rückkehrender und fluchtgefährdeter Jugendlicher nicht nur humanitäre, sondern auch soziale und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Wer keine Zukunftsperspektiven sieht, macht sich womöglich erneut auf den Weg ins Ausland. SISCA setzt deshalb auf abgestimmte Maßnahmen zur Wiedereingliederung, um Stabilität und Entwicklungschancen in der Region zu schaffen.

Hier setzte die GIZ an: In El Salvador, Guatemala und Honduras stärkte sie Bildungsangebote für die jungen Heimkehrer*innen. Sie sorgte dafür, dass diejenigen, die auf ihrer Reise Schreckliches erlebt hatten, psychosoziale Unterstützung erhalten. Und sie baute die arbeitsmarktorientierte Qualifizierung aus. Das alles geschah in enger Kooperation mit Kommunen, Behörden und Unternehmen und an deren Bedarfen ausgerichtet.

Was als Pilotarbeit in elf Gemeinden begann, wird inzwischen über nationale Strukturen verbreitet. Mehr als 6.600 junge Menschen nutzten bisher Beratungs- und Bildungsangebote. In El Salvador allein nahmen über 2.300 Jugendliche an flexiblen Lernformaten teil, 62 Prozent davon Frauen. Ein zentraler Bestandteil: die berufliche Reintegration. Über 1.500 junge Menschen absolvierten praxisnahe Schulungen, ein Drittel von ihnen fand direkt im Anschluss eine feste Anstellung.

 

Flexible Ausbildung El Salvador.JPG 	Ein Mann im T-Shirt sitzt an einem Pult und lächelt in die Kamera. In der Hand hat er einen Kuli, vor ihm liegt ein Heft. Im Hintergrund schreibt eine Frau in ein Heft.

© GIZ/ Víctor Argueta

Wirtschaft als Wegbereiter

Ein Schlüssel zum Erfolg ist die Beteiligung der Privatwirtschaft. Gemeinsam mit Unternehmen entstanden Ausbildungsmodelle, die am regionalen Arbeitsmarkt ausgerichtet sind. Ein Beispiel: die Kooperation mit dem salvadorianischen Industrieverband und der Supermarktkette Súper Selectos. Rückkehrer*innen absolvieren dort Schulungen zum Beispiel in Lagerlogistik und Kundenservice, ergänzt durch ein Sozialkompetenz-Training.

Jorge Arriaza, Präsident des salvadorianischen Industrieverbandes, erklärt: „Die Industrie kennt den Bedarf. Wir wissen, welche Profile fehlen. Deshalb entwickeln wir gemeinsam passgenaue Ausbildungsformate.“ Für Wilber Alfaro, Rückkehrerbeauftragter im Außenministerium, ist das ein entscheidender Faktor: „Dass die Wirtschaft Partner in Programmen für Rückkehrende wird, ist ein innovativer Schritt.“

Auch in Guatemala trägt die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft Früchte: In Quetzaltenango bildet ein kommunales Zentrum gemeinsam mit lokalen Betrieben Rückkehrerinnen in Schönheitsberufen aus. Viele von ihnen gründeten im Anschluss eine eigene Existenz als Friseurin oder Kosmetikerin. In Honduras wiederum identifizieren Industrie- und Handelskammern geeignete Berufsfelder und vermitteln über digitale Plattformen passende Stellen. Regionale Austauschformate zwischen Behörden aus Honduras, El Salvador und Guatemala stärken zudem das gemeinsame Lernen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Europäische Verantwortung – konkrete Wirkung

Die GIZ trägt in Zentralamerika zur Stabilisierung und sozialen Teilhabe bei – im Interesse der Region und Europas. Denn wer vor Ort Perspektiven sieht, bleibt. Und wer zurückkehrt, braucht Vertrauen, dass ein Neuanfang möglich ist. Internationale Zusammenarbeit wirkt hier doppelt: Sie verbessert Lebensbedingungen und reduziert den Druck zu irregulärer Migration. Das stärkt nicht nur die drei Länder in Zentralamerika, sondern auch den Austausch mit anderen Partnerländern der Sonderinitiative Geflüchtete und Aufnahmeländer des BMZ.

Meldung

Ein Mann in einem Anzug mit Krawatte steht vor einer kunstvoll gerafften Vorhanginstallation in Gold-, Beige- und Brauntönen.

Neue Chancen für Geflüchtete

Unsere Referenzen

Eine Frau in einem Laborkittel vor einem Tisch.

Berufliche Perspektiven in der Heimat

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Drei Pflegefachkräfte stehen in einem Krankenhausflur und lächeln in die Kamera.

Fachkräfte für Deutschland