Gesellschaftliche Beteiligung durch digitale Verwaltung
© GIZ/Moatasem Mortaja

17.12.2021

Gesellschaftliche Beteiligung durch digitale Verwaltung

Mit digitalen Formaten können Verwaltungen ihre Bürger*innen direkt in lokale Themen einbinden. In den Palästinensischen Gebieten gestalten die Menschen so ihre Umgebung.

Ausweise beantragen, Baubewilligungen ausstellen, Bürgerdialoge veranstalten: Öffentliche Verwaltung und Dienstleistungen können immer mehr digital erfolgen. Auch die Länder des Nahen Ostens und des nördlichen Afrikas bauen immer mehr auf E-Governance (digitale Verwaltung). Allerdings nehmen die Bürger*innen die neu geschaffenen Angebote bislang kaum in Anspruch. Der Grund: Die Bedarfe und Wünsche der Nutzer*innen werden nur selten in die Entwicklung einbezogen. Dabei können sowohl nutzungsfreundliche elektronische Services und auch digitale Beteiligungsformate das Vertrauen in die Verwaltung stärken, Ungleichheit verringern und so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen.

Besonders auf der kommunalen Ebene soll die Bevölkerung sich bei öffentlichen Projekten stärker beteiligen. In den Palästinensischen Gebieten arbeitet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH deshalb seit 2020 daran, digitale Verwaltung so zu strukturieren, dass sie die Bedarfe der Bevölkerung deckt. Auftraggeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Ein spezielles Augenmerk liegt dabei auf der Beteiligung von Frauen und Menschen mit Behinderung. Außerdem erhalten Bürger*innen die Gelegenheit, kommunale Pläne mitzugestalten und so selbst Einfluss auf ihr Zusammenleben zu üben. Sie engagieren sich also für ihr tägliches Lebensumfeld – und profitieren direkt von Verbesserungen.

Genau das tat Jamila Al-Habbash: Sie beteiligte sich aktiv in der kommunalen Verwaltung. Die Journalistin hat während der gewaltsamen Auseinandersetzungen im Gazastreifen 2008-2009 beide Beine verloren. „Meine Behinderung soll mich nicht von einem erfüllten gesellschaftlichen Leben abhalten“, sagt die 27-Jährige. Und so hat sie als eine von 25 Menschen aus der Stadt Gaza einen Abschnitt der Uferpromenade mitgestaltet. Gemeinsam haben sie mithilfe einer einfach bedienbaren digitalen Anwendung Modelle zur Gestaltung entworfen. Eines davon setzt die Stadt nun in die Praxis um. Jamila Al-Habbash ist begeistert. „Für mich ist es eine einzigartige Erfahrung, meine Ideen und Vorstellungen von einem offenen, barrierefreien und sicheren Ort für alle in einem konkreten Design verwirklicht zu sehen.“

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