25.09.2018

Die Apotheke der Zukunft steht in Südafrika

Medikamente aus dem Automaten: In Südafrika erhalten chronisch kranke Patienten ihre Arzneimittel schnell, unkompliziert und ohne Stigmatisierung.

Bis etwa 2020 sollen in Deutschland Online-Sprechstunden von Ärzten möglich sein, die Einführung von Medikamenten-Automaten wird kontrovers debattiert. In Südafrika, einem Land mit 20 Millionen chronisch Kranken und einem großen Mangel an pharmazeutischem Personal, wird mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens bereits begonnen: In drei dichtbevölkerten Stadtteilen von Johannesburg können Patienten ihre Arzneimittel an 16 Automaten in vier Einkaufszentren abholen. Rund 15.000 Menschen, davon rund 70 Prozent Frauen, haben dieses Angebot seit Frühjahr 2017 bereits genutzt.

Die digitalen Apotheken sind das Ergebnis der Zusammenarbeit des deutschen Apothekenautomatenherstellers MACH4 und Right E-Pharmacy, dem kommerziellen Arm der südafrikanischen NRO Right to Care mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Das Projekt wird im Rahmen des develoPPP.de-Programms durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.

An den Automaten bekommen registrierte Patienten ihre Medikamente und werden via Videoanruf von einem Apotheker zu Einnahme und Nebenwirkungen beraten – in den elf Landessprachen und auch am Wochenende. Die Medikamentenausgabe dauert rund fünf Minuten, im Vergleich zu Wartezeiten von mehreren Stunden in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. Die Patienten sind mit einer Chipkarte ausgestattet, über die auf die in einer Cloud gespeicherten Patienten- und Rezeptdaten zugegriffen werden kann.

Die Apothekenautomaten verbessern nicht nur den Zugang zu Medikamenten und fachlicher Beratung, sondern auch die Chancen einer korrekten, regelmäßigen Medikamenteneinnahme: Patienten erhalten eine SMS zur Erinnerung ihres nächsten Abholtermins. Außerdem sinkt die Wahrscheinlichkeit, sich mit anderen Krankheiten in den überfüllten Wartesälen anzustecken oder als HIV-Patient stigmatisiert zu werden.

Die Automaten sind noch nicht ausgelastet: zwei- bis dreimal so viele Patienten könnten noch versorgt werden. Das ist gut so, denn die Nutzung der High-Tech Apotheken steigt monatlich.

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