07.03.2019

Internationaler Frauentag: In Ghana übernehmen Frauen das Steuer

Charlotte Bayn ist eine der ersten Busfahrerinnen in ihrem Heimatland Ghana. Der Verkehr in Accra wird so schneller, nachhaltiger und sicherer.

„Frauen bewegen die Stadt“ („Women moving the city“) ist der Name der Initiative, mit der Busfahrerinnen und Busfahrer für ein neues Schnellbussystem in Ghanas Hauptstadt Accra gesucht wurden. Charlotte Bayn ist eine von 73 Frauen, die aus 400 Bewerberinnen zur Ausbildung an der neu gegründeten Transportakademie angenommen wurden. Sie hat die sechsmonatige duale Ausbildung mittlerweile erfolgreich absolviert, Busführerschein inklusive. Zurzeit sind rund 50 Absolventinnen unterwegs auf Accras Straßen.-

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH konzipierte und plante die duale Ausbildung zusammen mit Scania und mehreren Unternehmen der Logistikbranche in einer Entwicklungspartnerschaft. Dazu gehören auch die Gründung der Lehrstätte und die Umsetzung des Ausbildungsbetriebs in Zusammenarbeit mit dem ghanaischen Transportministerium. Ermöglicht wird dies durch das develoPPP.de-Programm, mit dem das Bundesentwicklungsministerium entwicklungspolitisches Engagement von Unternehmen fördert.

Eines der Projektziele in Accra ist, bis Ende 2019 600 Busfahrerinnen und Busfahrer auszubilden. Gleichberechtigung im Arbeitsleben – ganz im Sinne des Weltfrauentags – ist dabei ein ganz wichtiger Faktor. Hintergrund der Entwicklungspartnerschaft ist der Mangel an gut qualifizierten Berufskraftfahrern in Ghana. Bislang gab es keine spezielle Ausbildung für Bus- oder Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer.

Neben Fachkräftemangel und Gleichberechtigung gibt es noch einen dritten Grund, das Steuer gezielt in weibliche Hände zu übergeben: Frauen verursachen statistisch gesehen deutlich seltener Unfälle, auch in Ghana. Gerade auf Accras Straßen ist Fahrsicherheit gefragt. Die Stadt wächst in rasantem Tempo – und mit ihr der Straßenverkehr. Besonnenes Fahren reduziert das Unfallrisiko, Staus werden vermieden. Neben einem funktionierenden öffentlichen Nahverkehr belastet eine defensive Fahrweise außerdem die Umwelt weniger. 

Als festangestellte Busfahrerin trägt Charlotte Bayn nun dazu bei, dass Accras Bürger sicherer und nachhaltiger unterwegs sind. Von dem Gehalt kann sie leben und zusätzlich noch ihre Familie unterstützen. Gleichzeitig geht für sie ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: „Ich wollte schon als Kind einen Bus oder Lkw fahren.“ Eine Frau am Steuer eines Busses war in Ghana bis vor kurzem kaum vorstellbar. Dort ist der Mobilitätsbereich stark männerdominiert. Noch.

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