20.03.2019

Solarenergie in Tunesien: Fortbildungen für Fachkräfte

Ein neues Aus- und Weiterbildungsprogramm bietet bessere Chancen am Arbeitsmarkt und ebnet den Weg zur Nutzung von Erneuerbaren Energien.

Ibtihel Boughami blickt positiv in die Zukunft. Die 26-Jährige arbeitet bei einem Photovoltaik-Unternehmen in der Stadt Sousse. Nach ihrem Studium mit den Schwerpunkten Physik und Energie war sie mehr als zwei Jahre erfolglos auf Arbeitssuche. Dank einer Fortbildung zur Installateurin für Photovoltaikanlagen fand sie eine Stelle und ist nun Projektleiterin. „Heute bin ich mit meiner Position zufrieden und ich hoffe, dass ich Karriere in der Photovoltaik-Branche machen kann“, sagt sie.

Tunesien will bis 2030 ein Drittel des Strombedarfs durch erneuerbare Energien decken. Mit über 3.000 Sonnenstunden im Jahr bestehen sehr gute Voraussetzungen für die Solarenergie. Dennoch deckt das Land seinen Strombedarf noch zu rund 97 Prozent aus Gas und Öl, da bislang relativ wenige Photovoltaik-Anlagen im Land installiert waren. Für einen Ausbau fehlte nicht zuletzt ein strukturiertes Aus- und Weiterbildungsprogramm für Fachkräfte in der Solarenergie. Zum anderen sind 30 Prozent der tunesischen Hochschulabsolventen arbeitslos, darunter viele mit technischen Abschlüssen. Bedarfsorientierte Beschäftigungsprogramme haben daher oberste Priorität für die tunesische Regierung.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat im Auftrag des Auswärtigen Amtes (AA) und gemeinsam mit Partnern vor Ort ein Aus- und Fortbildungssystem aufgebaut, um neue Installateure zu gewinnen und Fachkräften verbesserte Weiterbildungen zu ermöglichen. Neue Angebote wurden in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft entwickelt. Seit 2017 ist eine 60-stündige Schulung, die jeweils zur Hälfte aus Theorie und Praxis besteht, für alle Photovoltaik-Installateure im Land verpflichtend. Es gibt sowohl Aufbaukurse für Neu- und Quereinsteiger als auch vertiefende Kurse für qualifizierte Fachkräfte.

In dem neuen Fortbildungssystem werden die tunesischen Fachkräfte praxisorientiert und nach internationalen Qualitätsstandards geschult. Mehrere Ausbildungszentren haben Partnerschaften mit privaten Unternehmen abgeschlossen, die den Absolventen eine duale Ausbildung mit direkten praktischen Erfahrungen ermöglichen. Mit dem Ausbau des Fortbildungssystems wurde auch die Anzahl der Trainingszentren erhöht: 2015 gab es nur eine solche Einrichtung, mittlerweile sind es zwölf. Für arbeitssuchende Hochschulabsolvierende wie Ibtihel Boughami gibt es einen weiteren Ansatz: Unternehmen wählen ihre künftigen Angestellten noch vor der Ausbildung gezielt aus, mit dem Ziel, sie nach Abschluss des Trainings zu beschäftigen.

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