03.04.2019

Perspektiven für die Ärmsten in Kambodscha

„Niemanden zurücklassen“ ist eines der Prinzipien zur Umsetzung der Agenda 2030. Was das in der Praxis bedeutet zeigt ein Beispiel aus Kambodscha.

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erhebt den Anspruch, dass alle Menschen ein Leben in Würde führen können. Auch die Ärmsten der Armen, Menschen mit Behinderung oder Indigene sollen von den Bemühungen zu den 17 Nachhaltigkeitszielen profitieren – „niemanden zurücklassen“ ist das Leitprinzip. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt ihre Partnerorganisationen dabei, diesen Ansatz der Agenda 2030 zu erreichen.

Um Armut effektiv zu mindern, müssen Lösungen gezielt auf arme Menschen ausgerichtet sein. Aber wie weiß ein Staat überhaupt, welche Menschen wirklich arm sind? Armut ist vielschichtig und deshalb nicht einfach zu berechnen. In Kambodscha gibt es dafür IDPoor: ein einheitliches, einfach anwendbares Verfahren bei dem Gemeindevertreter die Dorfbewohner nach festgelegten Kriterien befragen. Die Ergebnisse werden mit den Dorfbewohnern besprochen bevor sie in eine landesweite Datenbank einfließen. Arme erhalten so z.B. kostenlose Gesundheitsversorgung oder Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wenn in einem armen Haushalt ein Kind geboren wird oder wenn ein Haushaltsmitglied mit Behinderung lebt, zahlt der Staat eine Beihilfe.  

Seit 2006 unterstützt die GIZ im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums diesen Ansatz der Armutsbekämpfung in Kambodscha. Dabei war es eine besondere Herausforderung, technische Lösungen zu entwickeln, mit denen überall im Land, auch in den abgelegenen ländlichen Regionen, gearbeitet werden konnte, um Armut transparent und einheitlich zu erfassen. Letztendlich verbindet IDPoor bewährte Papierfragebögen mit moderner Datenbanktechnologie in einem effizienten System. Derzeit erreicht IDPoor mehr als 550.000 bedürftige Haushalte auf dem Land, das sind mehr als 2,5 Millionen Menschen. Seit 2018 wird IDPoor auch für die Bevölkerung in Städten genutzt, über 17.000 zusätzliche arme Haushalte sind bereits erfasst. Und der Ansatz wird flexibler: Die Interviewer nutzen jetzt auch Tablets und Smartphones zur Datenerhebung. So können Daten häufiger und einfacher aktualisiert werden.

Ab 2019 übernimmt die kambodschanische Regierung die gesamte Finanzierung der IDPoor-Erhebungen. Somit soll auch langfristig niemand in Kambodscha zurückgelassen werden.

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