02.05.2019

Moderne Lehrerausbildung in Afghanistan

Die Lehrerausbildung ist ein wichtiger Baustein für eine moderne afghanische Gesellschaft. Die Professionalisierung der Ausbildung erhöht die Berufschancen der jungen Afghaninnen und Afghanen.

Lesen und schreiben zu lernen, ist entscheidend für den Lebensweg. Aber nicht überall eine Selbstverständlichkeit: In Afghanistan gehen etwa neun Millionen Kinder zur Schule, mehr als ein Drittel davon sind Mädchen. Während nur die Hälfte aller jungen Afghaninnen und Afghanen eine weiterführende Schule besucht, erhalten fast alle Kinder eine Grundschulbildung. Doch wurden sie bislang nicht von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet, die für Erstlese- und -schreibunterricht ausgebildet sind. Deshalb entwickelt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gegenwärtig im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einen Studiengang für Grundschullehrkräfte. „Es wird Kindern nicht gerecht, wenn sie Lesen und Schreiben von fachfremden Lehrkräften lernen", erklärt Dieter Goepfert. Er leitet das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium in Afghanistan.

Der Bedarf für eine solche Lehrerausbildung ist groß: Nach dem Ende des Taliban-Regimes 2001 konnten plötzlich viel mehr Kinder in die Schule gehen, der Bedarf an Lehrkräften wuchs deshalb stark an. Das afghanische Bildungsministerium war gezwungen, in relativ kurzer Zeit viele Lehrer auszubilden. Das geschieht an Pädagogischen Hochschulen im Rahmen eines nur zweijährigen Studiums. Damit sich Lehrkräfte pädagogisch und didaktisch weiterbilden konnten, hat die GIZ in Zusammenarbeit mit dem afghanischen Bildungsministerium zusätzlich zum Studium für Grundschullehrer Weiterbildungskurse für naturwissenschaftliche Fächer sowie Mathematik entwickelt. Bislang wurden so mehr als 22.000 Lehrkräfte aus- und fortgebildet. Derzeit werden entsprechende Studienkurse auch für andere Fächer entwickelt.

Die Ausbildung von Lehrkräften ist ein wichtiger Beitrag, um die Berufschancen junger Afghanen und Afghaninnen zu erhöhen und einen Weg aus der Armut zu finden. „Der erste Abschluss kann nach der 9. Klasse erreicht werden und bietet die Chance auf eine formale Berufsausbildung. Die meisten Jungen nutzen den Abschluss für eine Handwerksausbildung, zum Beispiel als Schreiner oder als Schweißer. Bei Mädchen sind die Möglichkeiten einer richtigen beruflichen Ausbildung wesentlich eingeschränkter“, erklärt Goepfert. Typische Berufe sind nach wie vor Näherin oder Teppichknüpferin. Mit einem Schulabschluss haben Mädchen bessere Chancen auf höher qualifizierte Berufe.

Weitere Informationen