17.04.2020

Westafrika: Mit System gegen das Virus

Die Erfassung Infizierter ist entscheidend dafür, die Ausbreitung der Corona-Pandemie einzudämmen. Behörden in Nigeria und Ghana richten bestehende Systeme hierfür neu aus.

Im Kampf gegen die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie sind insbesondere Systeme gefragt, die neue Infektionsfälle möglichst schnell und zentral erfassen. Für dezentral organisierte Länder mit entlegenen Regionen ist dies keine leichte Aufgabe. In Ghana und Nigeria mussten die Gesundheitsbehörden hierfür keine neuen Lösungen entwickeln, sondern konnten auf Bestehendes zurückgreifen: Das digitale Krankheitsüberwachungssystem SORMAS (Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System) wird bereits seit einigen Jahren genutzt, um die Entwicklung von Infektionskrankheiten in Westafrika zu beobachten. Bereits Anfang Februar wurde das System erweitert, sodass in den beiden Ländern nun auch Fälle von COVID-19 erfasst und dokumentiert werden können.

Entwickelt wurde SORMAS bereits 2014 durch ein Konsortium bestehend unter anderem aus dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsschutz (HZI) und dem Nigerianischen Zentrum für Krankheitskontrolle, um den Ausbruch des Ebolavirus in Nigeria besser überwachen zu können. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und kofinanziert von der Europäischen Union (EU) hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH eine Ausweitung des Instruments in Nigeria unterstützt und die Umwandlung des Systems in ein Open-Source-Tool gefördert. Dadurch kann die Anwendung leichter in andere bestehende Systeme integriert werden.

In der Praxis erfasst das Gesundheitspersonal in SORMAS lokale Daten von Infizierten und Kontaktpersonen, die dann automatisch in Echtzeit an zentrale Gesundheitsbehörden übermittelt werden. So können Maßnahmen zur Eindämmung über mehrere Ebenen schnell ausgelöst werden. Die Anwendung ist auch auf Tablets und Mobiltelefonen einsetzbar und ermöglicht den Gesundheitssystemen so, auch Fälle aus entlegenen oder strukturschwachen Regionen schnell zu erfassen. SORMAS basiert technisch auf einem flexiblen Bausteinkonzept pro Krankheit, deshalb konnte das Modul zur Erfassung von Corona-Infektionen innerhalb weniger Tage hinzugefügt werden.

Die GIZ unterstützt Regionen in Nigeria und Ghana nun dabei, das neue Corona-Modul einzusetzen und kann dabei auf bestehende Erfahrungen zurückgreifen. „COVID-19 hat nicht geändert, was wir tun. Im Gegenteil: Es zeigt allen Beteiligten nur, wie relevant es ist“, sagt Projektleiterin Sabine Ablefoni. In 400 Distrikten, die SORMAS schon zuvor für andere Infektionskrankheiten genutzt haben, wird es nun zur Erfassung von COVID-19 verwendet, auch an Flug- und Seehäfen. Auch in weiteren Ländern kann das System eingesetzt werden.

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