„Landthemen sind der Schlüssel zu Frieden und Entwicklung“
Ibrahima Diallo, Professor für Landrecht und NELGA-Koordinator in Westafrika, im Interview über den Aufbau einer umfassenden akademischen Ausbildung zu Landfragen
Was hat sich in den vergangenen Jahren bei der akademischen Ausbildung zu Landfragen getan?
Alles begann mit einer Analyse der Afrikanischen Union, die feststellte: Landfragen werden in der Hochschulbildung zu wenig berücksichtigt. Das zeigte sich auch an meiner Universität Gaston Berger in Saint-Louis im Norden Senegals – die Lehre zu diesem wichtigen Thema war auf verschiedene Fakultäten verteilt. Wir wollten das ändern.
Dank NELGA haben wir eine komplette Ausbildung von A bis Z entwickelt. Mit Unterstützung der GIZ und des Afrikanischen Zentrums für Landpolitik konnten wir 2018 ein Exzellenzzentrum gründen, das Westafrika abdeckt – von Mali bis Togo. Ziel war, eine akademische Ausbildung bis zur Promotion im Bereich Landverwaltung zu etablieren. Wir starteten mit Promovierenden, inzwischen gibt es den Master of Excellence in Land Governance, dessen erste Absolvent*innen bereits im Berufsleben stehen. Bald folgt ein berufsorientierter Bachelorstudiengang.
Was macht den Ansatz so besonders?
Unser Ansatz ist interdisziplinär und ganzheitlich. Wir bündeln Fachwissen aus Recht, Wirtschaft, Landwirtschaft und Infrastruktur. Dabei behandeln wir Themen wie Landkonflikte, Geschlechterfragen und Investitionen in die Landwirtschaft ebenso wie Stadtplanung und Dezentralisierung. Andere Programme decken oft nur Teilaspekte ab – wir bieten die komplette Bildungskette. Unsere Absolventinnen und Absolventen arbeiten beispielsweise in Ministerien und Nichtregierungsorganisationen.
Warum sind Landfragen für die Zukunft Westafrikas so wichtig?
Senegal hat derzeit 18 Millionen Einwohner*innen, 2050 werden es voraussichtlich 35 Millionen sein. Die zentrale Frage lautet: Wie können wir diese Menschen ernähren und unterbringen, ohne Konflikte um Land zu verschärfen? Ohne friedliche und gerechte Landverwaltung lassen sich weder Landwirtschaft noch Stadtentwicklung oder Investitionen nachhaltig gestalten.
Landfragen sind der Schlüssel zu Frieden und Entwicklung. Unser Zentrum forscht, analysiert, warnt und berät Politik und Gesellschaft. Wir haben der Regierung konkrete Vorschläge vorgelegt und arbeiten daran, ein Institut für universitäre Landstudien in Westafrika aufzubauen. Ich bin überzeugt: Die Zukunft ist vielversprechend – wenn wir jetzt die richtigen Grundlagen schaffen.