Ausgangssituation
Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 hat die Türkei mehr als 2,7 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen (Stand Juni 2016 laut Flüchtlingshilfswerk UNHCR). Ihre dauerhafte Versorgung und Unterbringung stellt die öffentlichen Institutionen der Türkei vor große Herausforderungen.
Damit Flüchtlinge legal eine Arbeit aufnehmen können, hat die Türkei Anfang 2016 ihre Gesetzgebung geändert: Syrische Flüchtlinge können seither eine Arbeitserlaubnis und Zugang zum Ausbildungssystem erhalten. Sie haben dadurch die Chance, von Hilfsempfängern zu aktiven Mitgliedern der türkischen Wirtschaft zu werden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder eine berufliche Qualifikation zu erwerben.
Bisher haben jedoch weder die Arbeitsmarktinstitutionen noch die Berufsschulen an die Bedarfe der Flüchtlinge angepasste Angebote. Vielen Flüchtlingen fehlen notwendige türkische Sprachkenntnisse. Durch den Krieg haben sie ihre Ausbildungen nicht abschließen können und ihre Zeugnisse verloren. Außerdem sind sie mit dem türkischen Arbeitsmarkt und den Beratungsangeboten nicht vertraut. Erschwerend kommt hinzu, dass die besonders betroffenen türkischen Grenzprovinzen schon vor dem Bürgerkrieg wirtschaftlich nicht besonders stark waren. Die Aufnahme von vielen Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt stellt die Provinzen deshalb vor besonders große Herausforderungen.
Ziel
Die syrischen Flüchtlinge und die türkische Bevölkerung in den Grenzprovinzen Sanilurfa und Gaziantep haben besseren Zugang zu beruflicher Bildung und Arbeitsmarktdienstleistungen.
Vorgehensweise
Das Projektziel wird durch Aktivitäten in drei Handlungsfeldern erreicht:
1.Gemeinsam mit ISKUR, der speziell für syrische Flüchtlinge zuständigen Abteilung der türkischen Arbeitsagentur, Nichtregierungsorganisationen und Partnern aus der Privatwirtschaft arbeitet das Projekt an der verbesserten Bereitstellung von Arbeitsmarktdienstleitungen. Dazu zählen beispielsweise die Unterstützung von Existenzgründungen sowie die Anpassung von Angeboten der Arbeitsvermittlung und der Berufsberatung an die Bedarfe der syrischen Flüchtlinge. Die Flüchtlinge sollen so besser in den türkischen Arbeitsmarkt integriert, die Abhängigkeit von Hilfsleistungen verringert und Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden.
2.Das Projekt unterstützt die Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen, die den syrischen Flüchtlingen Zugang zum türkischen Ausbildungssystem ermöglichen. Durch Sprach- und Angleichungskurse sollen sie auf eine Ausbildung im regulären Bildungssystem vorbereitet werden. Darüber hinaus werden Lehrer und Schulen durch Trainings in Konfliktbearbeitung und interkultureller Kompetenz gestärkt. Angebote zur psychosozialen Beratung werden entwickelt, um potenzielle Konflikte zwischen türkischen und syrischen Auszubildenden zu vermeiden und eine kompetente Betreuung auch traumatisierter Jugendlicher zu gewährleisten.
3.Im Rahmen von Cash-for-Work-Maßnahmen werden gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen und Institutionen direkte Einkommensmöglichkeiten für Flüchtlinge geschaffen. Die Beschäftigungsprogramme werden beispielsweise für die Rehabilitierung öffentlicher Einrichtungen und Anlagen sowie die Durchführung von Informationskampagnen und sozialen Initiativen genutzt.