Ausgangssituation
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Armut betrifft vor allem die ländlichen Gebiete. Da der Staat dort kaum präsent ist, sind ländliche Entwicklung, der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, Bildung und Gesundheit sowie die Bekämpfung der Armut gefährdet. Laut einer Schätzung der Weltbank werden im Jahr 2020 aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie 1,38 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze fallen. Infolgedessen ist der Anteil der Bevölkerung, der in extremer Armut lebt, im Jahr 2020 auf 77% angestiegen.
Unter diesen unsicheren Lebensbedingungen werden Menschenrechte, wie das Recht auf Bildung, für viele Menschen oft nicht gewährleistet. Besonders Frauen und Kinder sind von den begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten betroffen. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie haben dazu geführt, dass das Bruttosozialprodukt bis 2020 um 4,2 % gesunken ist. Dem Staat fehlen die Kapazitäten, in die Infrastruktur zu investieren und grundlegende Dienstleistungen bereitzustellen. In weiten Teilen des Landes ist er nicht in der Lage, die Bevölkerung vor Kriminalität, Naturkatastrophen, Epidemien und den Folgen des Klimawandels zu schützen. Die erheblichen sozialen Ungleichheiten und die Unzufriedenheit mit der Regierung führen immer wieder zu politischen und sozialen Konflikten.
Die Dezentralisierung und Unterstützung der Gemeinden dienen als wichtige Instrumente, die von der Regierung zur Bekämpfung der Armut eingesetzt werden. Aufgrund ihrer schwierigen finanziellen Situation sind die Kommunen bisher jedoch nur begrenzt handlungsfähig. Wegen fehlender technischer Mittel und qualifizierten Personals sind sie oft nicht in der Lage, die ihnen zustehenden Einnahmen voll auszuschöpfen und der Bevölkerung zufriedenstellende Dienstleistungen anzubieten. Darüber hinaus arbeiten die Kommunen nur selten mit der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor zusammen, um den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu verbessern und eine lokale wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Ziel
Die ausgewählten Gemeinden nehmen ihre Rolle bei der Förderung einer auf die Armutsbekämpfung ausgerichteten wirtschaftlichen Entwicklung wahr und arbeiten zu diesem Zweck mit der Zivilgesellschaft und staatlichen Institutionen zusammen.
Vorgehensweise
Das Projekt nutzt digitale Lösungen, um die Eigeneinnahmen der Gemeinden zu erhöhen und die Voraussetzungen für eine transparente Haushaltsführung zu schaffen.
Um die kommunalen Dienstleistungen zu verbessern, fördert das Projekt lokale Partnerschaften zwischen den Gemeinden, der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor. Durch die Beratung der Gemeinden stärken diese Partnerschaften die Grundversorgung und die Verwaltungsleistungen, z.B. durch die Einführung neuer Standards.
Darüber hinaus berät das Projekt nationale Institutionen und Regionen, wie sie die Unterstützungsstrukturen für Kommunen verbessern können.
Parallel dazu werden Organisationen der Zivilgesellschaft durch Beratung, Finanzierung und Strukturierungsmaßnahmen von einer Gruppe an Geberorganisationen unterstützt.
Das Projekt kommt rund 800.000 Menschen in 150 Partnergemeinden zugute, die sich größtenteils in den ländlichen Teilen der Pilotregionen Diana, Analamanga und Boeny befinden. Ziel ist es, die Eigeneinnahmen des Staates und der Gemeinden zu erhöhen und die Finanztransfers an die Gemeinden zu erleichtern. Dadurch sollen die Kommunen über mehr finanzielle Ressourcen verfügen können. Gleichzeitig fördert das Projekt eine gute Regierungsführung sowie ein effizientes und transparentes Finanzmanagement in den Gemeinden. In Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft unterstützt es die Stärkung der kommunalen Dienste. Diese gemeinsamen Anstrengungen schaffen eine Dynamik für die lokale Entwicklung.
Mit seinen Aktivitäten unterstützt das Projekt den madagassischen Staat bei der Umsetzung der Agenda 2030.