Ausgangssituation:
Afghanistan konnte in den letzten Jahren zum Teil erhebliche Entwicklungsfortschritte erzielen. Diese positiven Ergebnisse beim Wiederaufbau des Landes fallen jedoch regional sehr unterschiedlich aus. Die Provinz Uruzgan ist beispielsweise selbst im innerafghanischen Vergleich von einer nach wie vor schwach ausgeprägten Staatlichkeit und einer instabilen Wirtschaftssituation gekennzeichnet.
Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften stellt dabei ein wesentliches Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung der Provinz dar. Das Bildungsniveau in der Provinz verbleibt deutlich unterhalb des afghanischen Durchschnitts. Das betrifft insbesondere auch das staatliche Berufsbildungswesen. Es mangelt an adäquaten Ausbildungseinrichtungen, qualifiziertem Berufsschulpersonal und den für die fachpraktische Ausbildung benötigten Materialien.
Ziel:
Der Bau eines Berufsschulzentrums in der Provinzhauptstadt Tarin Kowt und die Beratung des Vizeministeriums für Berufsbildung und lokaler Entscheidungsträger erlauben der afghanischen Regierung, erstmalig eine moderne, qualifizierte Berufsbildung in der Provinz Uruzgan anzubieten. Darüber werden die lokalen Wirtschaftspotenziale entfaltet und der Bevölkerung in Uruzgan ermöglicht, an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu partizipieren.
Vorgehensweise:
Im Auftrag des Auswärtigen Amts und kofinanziert durch die niederländische Regierung plant die GIZ den Bau des ersten modernen Berufsschulzentrums in der Provinz. Gemeinsam mit Consultingfirmen und den afghanischen Partnerbehörden plant die GIZ einen Campus für das neue Berufsbildungszentrum. Die Bauleistungen werden von lokalen Baufirmen durchgeführt; die baufachliche Begleitung und Qualitätssicherung wird durch die GIZ gewährleistet. Die Ausstattung des Bildungszentrums wird an den lokalen Ansprüchen und Erfordernissen ausgerichtet, zugleich aber mit international anerkannten Ausstattungsstandards vereint.
Das Vizeministerium für Berufsbildung und lokale Entscheidungsträger werden durch die GIZ bei der Übernahme ihrer Verantwortung beraten, um einen dauerhaften Schulbetrieb sicherzustellen. Das betrifft sowohl die Auswahl und Qualifizierung des Schulpersonals als auch die Entwicklung angepasster Ausbildungsinhalte, insbesondere für berufsvorbereitende Maßnahmen und Weiterbildungsangebote.
Das Schulmanagement und Lehrpersonal wird kontinuierlich fortgebildet, um ein hohes Ausbildungsniveau in Uruzgan zu erreichen. Diese Qualifizierungsmaßnahmen werden durch internationale und nationale Experten sichergestellt. Eine ergänzende Beratung und Begleitung des Schulpersonals vor Ort unterstützt bei der qualitätsorientierten Durchführung ihrer Aufgaben.
Die lokale Wirtschaft mit ihren traditionellen Familienbetrieben wird in die Ausbildungsaktivitäten direkt einbezogen. Gemeinsam mit Handwerkern umliegender Märkten unterrichten die Berufsschullehrer die Auszubildenden und stellen damit ein hohes Maß an Praxisbezug und lokalem Wissenstransfer sicher.
Wirkungen:
In Tarin Kowt wurde ein neuer Campus für das Berufsschulzentrum mit drei Schulgebäuden und drei modernen Werkstattgebäuden errichtet. Damit haben erstmals 400 eingeschriebene Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, an einer modernen Berufsbildung in 13 Ausbildungsgänge und berufsvorbereitenden Maßnahmen teilzunehmen.
Die Berufsschule verfügt über zusätzliches Management- und Lehrpersonal, das durch den afghanischen Staat rekrutiert wurde. Durch die kontinuierliche Beratung und enge Begleitung ist das Schulmanagement in der Lage, das Lehrangebot und den Schulbetrieb, einschließlich Unterhaltung und Wartung der Gebäude, zunehmend eigenständig zu planen und durchzuführen. Die Qualifizierung des Lehrpersonals und die Einbindung der lokalen Handwerker in die fachpraktische Ausbildung tragen dazu bei, dass die Berufsausbildung einen hohen Praxisbezug aufweist und somit erstmalig eine moderne Berufsausbildung in Uruzgan angeboten wird.