Ausgangssituation
In der jungen Nation Timor-Leste herrscht Nahrungsmittelknappheit. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung leben im ländlichen Raum. Die Mehrheit baut auf weniger als zwei Hektar in Subsistenzwirtschaft unter anderem Reis, Mais, Bohnen oder stärkehaltige Knollen an. Traditionelle Landbearbeitungs- und Anbaumethoden bei fehlender Diversifizierung erzielen nur niedrige Erträge. Der Anteil des Landwirtschaftssektors am Bruttosozialprodukt beträgt etwa 30 Prozent, was die niedrige Produktivität widerspiegelt.
Regelmäßig auftretende Hungerperioden werden durch das Bevölkerungswachstum und drastische Wetterveränderungen, durch die es zu Ernteausfällen kommt, verschärft. Der zunehmende Landdruck verstärkt die Konkurrenz um knappe natürliche Ressourcen und ist immer wieder Ursache von Konflikten.
Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft sind gering. Timor-Leste besitzt jedoch ein hohes natürliches Potenzial, um die Produktion von Nahrungsmitteln nachhaltig zu steigern und sich neue Exportoptionen zu erschließen. Die Regierung hat die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung der natürlichen Ressourcen bei gleichzeitigem Schutz von Forst- und Küstenzonen sowie der Biodiversität zu einem der wichtigsten Bausteine der Wirtschaftsentwicklung erklärt.
Um die landwirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, wurde 2008 der staatliche Beratungsdienst gegründet. Er wird vom Nationalen Direktorat für Landwirtschaftliche Beratung unter dem Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei getragen. Aufgrund mangelhafter Aus- und Fortbildung der Berater und eines unzureichenden Managementsystems des Ministeriums wurden aber mit der neuen Beratung bisher kaum breitenwirksame Ergebnisse erzielt.
Ziel
Die Bevölkerung im Programmgebiet hat ihre Agrarproduktion nachhaltig gesteigert und ihre Ernährungsbasis verbessert.
Vorgehensweise
Die GIZ implementiert RDP IV in Kooperation mit der portugiesischen Entwicklungsagentur Camões unter der Leitung des Landwirtschaftsministeriums. Das Vorhaben fügt sich eng in den nationalen Entwicklungsplan Timor-Lestes ein. In diesem Kontext wird der landwirtschaftliche Beratungsdienst Timor-Lestes hinsichtlich Ausbildung, Organisationsfähigkeit, praktische Anwendung von Methoden und Techniken sowie Konfliktmanagement gestärkt. Im Rahmen des 10. Europäischen Entwicklungsfonds ist die Europäische Union (EU) Kofinanzier des Vorhabens.
Das Vorhaben ist in allen zwölf Distrikten Timor-Lestes tätig.
Wirkung – Was bisher erreicht wurde
Bisher wurden landesweit 1.803 Demonstrationsflächen für Mais, Reis, Kaffee, Forstwirtschaft, Bohnen und Gemüse angelegt. Auf ihnen demonstrierten die lokalen Bauerngruppen öffentlich hohe Ertragssteigerungen durch die Anwendung von verbesserten Anbaumethoden (Good Agricultural Practices – GAP). Beispielsweise waren die Erträge auf den Demonstrationsflächen für Maisanbau verglichen mit traditionellen Methoden im Durchschnitt 64 Prozent höher – in einigen Fällen sogar um bis zu 300 Prozent..
Bei Farmer Field Days, die für die jeweiligen Kampagnen in den Distrikten stattfinden, kommen Bauern, Vertreter von Nichtregierungsorgansationen, Ministeriumsmitarbeiter und Journalisten zusammen. Sie vergleichen gemeinsam den Ertrag von traditionellen Anbaufeldern und den Demonstrationsfeldern mit verbesserten Anbautechniken (GAP, Good Agricultural Practices) und tauschen sich anschließend gemeinsam über Ergebnisse und Produktionsprozesse aus.
Für alle landwirtschaftlichen Kampagnen wurden Trainingsmodule entwickelt und praxisorientiert umgesetzt. Die Bauern werden motiviert, sich verstärkt an die Feldberater zu wenden und die ertragssteigernden Methoden in der nächsten Saison erneut selbst anzuwenden. Wissen wird dabei nicht nur durch die landwirtschaftlichen Berater, sondern auch durch Medienkampagnen auf Dorfebene geteilt. Effektive Managementmethoden und Formate wurden entwickelt und auf nationaler und Distriktebene eingebracht. Gender- und Konfliktsensibilität wurden als übergreifende Themen auf beiden Ebenen eingeführt und Ministeriumsmitarbeiter entsprechend geschult.
Wiederherstellungs- und Baumaßnahmen wurden an Landwirtschaftsschulen in drei Distrikten wie geplant umgesetzt. Sie ermöglichen die Aufnahme von jeweils rund 300 Schülerinnen und Schülern und eröffnen ihnen damit nachhaltig berufliche Perspektiven.