2011.2244.9

Indigene interkulturelle Universität

Auftraggeber
BMZ
Land
Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Guatemala, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Uruguay, Venezuela
Dauer
Partner
Fondo para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas de América Latina y el Caribe

Bezeichnung: Indigene Interkulturelle Universität (IIU)

Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Land: Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Ecuador, Guatemala, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Peru, Spanien

Politischer Träger: Fondo para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas de América Latina y El Caribe mit Sitz in La Paz, Bolivien

Projektlaufzeit: 2013 bis 2015

Indigene Interkulturelle Universität. Interkulturelle Wissenskonstruktion und interkultureller Wissensdialog sind Grundpfeiler für die Arbeit der IIU, Studentin während eines Rituals, Santiago/Chile 2013 © GIZ

Ausgangssituation

In vielen lateinamerikanischen Staaten wird die indigene Bevölkerung in neu verabschiedeten Gesetzen als Teil der nationalen multikulturellen Gesellschaften anerkannt. Gleichzeitig werden Einfluss und Rechte indigener Organisationen gestärkt. Weiterhin fehlen jedoch Institutionen, die indigene Männer und Frauen für die effektive Beteiligung in staatlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen ausbilden und indigenes Wissen als integralen Bestandteil ihrer Lehrpläne vermitteln.

Die bestehenden Bildungssysteme werden den Ausbildungsanforderungen der indigenen Bevölkerungsschichten nicht gerecht. Indigene Frauen haben immer noch ein niedrigeres Bildungsniveau als indigene Männer und benötigen mehr und verbesserten Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen. Traditionelles indigenes Wissen fließt zudem kaum in die allgemeine Hochschulausbildung ein, sodass wertvolle Potenziale für den interkulturellen Austausch nicht genutzt werden.

Vorhandene Lehrangebote zu indigenen Themen sind nicht auf die Förderung der zunehmend wichtiger werdenden Rolle der indigenen Bevölkerung in aktuellen gesellschaftlichen und politischen Prozessen und bei der Umsetzung der international anerkannten indigenen Rechte ausgerichtet.

Ziel

Das Netzwerk der Indigenen Interkulturellen Universität hat nachhaltige Strukturen entwickelt. Die indigene Bevölkerung hat Zugang zu qualifizierter Hochschulausbildung, die indigenes Wissen gleichberechtigt einschließt.

Indigenen Organisationen und lateinamerikanischen Regierungen stehen für die Behandlung indigener und interkultureller Aufgabenfelder hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte zur Verfügung.

Vorgehensweise

Zum virtuellen IIU-Netzwerk gehören vier Netzwerke: indigene Universitäten (RUIICAY), konventionelle Universitäten (RECAA), Graduierte (REUII) und der Indigene Lehrstuhl (CII). Dort organisieren sich unter anderem 25 konventionelle und indigene sowie interkulturelle Universitäten, hauptsächlich in Lateinamerika und eine in Spanien, außerdem indigene Weise, Männer wie Frauen, und die IIU-Graduierten. Angeboten werden drei- bis achtmonatige Weiterbildungskurse, einjährige Spezialisierungskurse sowie zweijährige Masterstudiengänge.

Das Projekt unterstützt die IIU-Netzwerke fachlich, organisatorisch und finanziell bei der Einrichtung und Durchführung der Postgraduierten-Studiengänge, die auf die Bedürfnisse indigener Studierender ausgerichtet sind. Gefördert werden außerdem interkulturelle und interepistemische Dialogräume, die Stärkung des indigenen Lehrstuhls, die Organisationsentwicklung des Projektpartners, das Wissensmanagement und die nachhaltige Ausrichtung der Netzwerkarbeit.

Die Kurse werden als Fernstudium mit Teilpräsenz durchgeführt, um Frauen und Männern das Studium zu ermöglichen, die auf Grund ihrer Arbeitsbedingungen, Wohn- und Einkommenssituation in der Regel keinen Zugang zu Universitäten haben. Der Hauptteil des Studiums wird dabei über ein Online-System absolviert. In den zwei Präsenzphasen vermitteln indigene Expertinnen und Experten des indigenen Lehrstuhls aus ganz Lateinamerika Lehrmodule zu indigener Geschichte und Weltanschauung, Traditionen und Wissen. Die Einbindung dieses Lehrstuhls in bestehende Universitäten ist die wichtigste Innovation des Vorhabens. Westlich sozialisierte und indigene Akademikerinnen und Akademiker arbeiten zusammen, was den interkulturellen Lernprozess intensiv fördert.

Momentan bietet die IIU Kurse zu folgenden Themen an: indigenes Recht, interkulturelle Medizin, interkulturelle zweisprachige Erziehung, Regierungsführung und öffentliche Politik, internationale Zusammenarbeit, selbstbestimmte Entwicklung, Erhalt indigener Sprachen, Stärkung der Führungskompetenzen indigener Frauen.

Die Stärkung und Begleitung der Graduierten im Rahmen eines spezifischen Netzwerkes trägt entscheidend zur Nachhaltigkeit der kollektiven Bildungsprozesse und zur organisationellen Stärkung der indigenen Führungskräfte bei.

Wirkung – Was bisher erreicht wurde

Seit ihrer Einführung stoßen die Postgraduierten-Angebote auf großes Interesse bei Akademikern und indigenen Autoritäten. Dies belegen hohe Bewerberzahlen und fast 1.000 Graduierte in der neunjährigen Laufzeit des Projektes. Bewerber und Graduierte kommen aus 20 Ländern und repräsentierten mehr als 90 indigene Völker, mehr als die Hälfte davon sind Frauen. Eine Verbleibstudie unter fast 40 Prozent der Graduierten zeigte, dass diese bis Ende 2010 tatsächlich als Fach- und Führungskräfte eingesetzt wurden. 90 Prozent der befragten Personen arbeiten in indigenen und internationalen Organisationen, staatlichen Institutionen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Mehr als die Hälfte sind in Führungspositionen tätig.

Auch der indigene Lehrstuhl erfährt immer breitere regionale Anerkennung und ist inzwischen eine Referenz für alternative Hochschulbildungsmodelle. Das Netzwerk der indigenen Universitäten ist mittlerweile auch ein anerkannter Projektpartner europäischer Universitäten.

Das beispielhafte Sichtbarmachen des gesellschaftlichen Mehrwerts und Erkenntnisgewinns, der aus dem Wissensdialog zwischen modernem und traditionellem Wissen für die integrale Entwicklung der lateinamerikanischen Staaten erwächst, ist ein wichtiger Schritt, um plurale, interkulturelle Gesellschaftsmodelle zu stärken. 
Weitere Projektinformationen

CRS-Schlüssel
11420

Entwicklungspolitische Kennungen

Signifikantes Nebenziel:

  • Gleichberechtigung der Geschlechter

Zuständige Organisationseinheit
2C00 Lateinamerika, Karibik

Vorgänger-Projekt
2008.2062.1

Auftragsvolumen (aktuelles Projekt)
3.007.480 €

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