Internationale Waldpolitik nachhaltig gestalten
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Sektorvorhaben Internationale Waldpolitik (IWP)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Global
Gesamtlaufzeit: Mai 2020 bis April 2024
Kontakt
Evy von Pfeil
Evy.pfeil@giz.de
Ausgangssituation
Die Bereitschaft, Wälder zu schützen und nachhaltig zu bewirtschaften, ist so groß wie nie zuvor. Trotzdem gehen jährlich viele Millionen Hektar Wald verloren, der größte Teil davon in den Tropen und Subtropen. Die Waldverluste beschleunigen nicht nur den Klimawandel, sondern zerstören auch die Lebensgrundlage vieler Menschen. Ungefähr ein Drittel der Menschen weltweit ist mehr oder minder zur Überlebenssicherung auf den Wald angewiesen.
Die Herausforderungen sind vielfältig. Zwar haben die positiven Klimawirkungen des Waldes für eine größere politische Bedeutung und für höheres Geberengagement gesorgt. Trotzdem übersteigen in vielen Ländern die Investitionen in den Landwirtschafts- und Agrarsektor, die potenziell zu Entwaldung führen, dieses Engagement um ein Vielfaches.
Walderhaltende Politik ist schwer durchsetzbar, Konflikte um Land und Landnutzung nehmen weltweit zu. Politische Zuständigkeiten sind in vielen Ländern auf verschiedene, teils konkurrierende Ministerien verteilt, was ein koordiniertes strategisches Vorgehen erschwert. Gute Regierungsführung im Waldsektor bleibt eine große Herausforderung. Auch auf Geberseite besteht Bedarf, die aktuellen Förderansätze weiter zu harmonisieren und einer weiteren Zersplitterung und Bürokratisierung entgegen zu wirken. Hinzu kommt die Situation der Zivilgesellschaft. Restriktive Gesetze, Kriminalisierung und Bedrohungen schränken die Handlungsspielräume indigener Gruppen und Naturschutzorganisationen immer mehr ein.
Ziel
Der Schutz und Erhalt der Wälder, ihr Wiederaufbau und ihre nachhaltige Bewirtschaftung sind wesentliche Elemente zur Umsetzung der Agenda 2030. Die Leitlinien des BMZ Engagements orientieren sich an den Zielen der New Yorker Walderklärung aus 2014 und der Glasgow Leadership Declaration aus 2021:
- Waldverluste bis 2030 stoppen
- 350 Millionen Hektar Wald bis 2030 wiederaufbauen
- Lieferketten entwaldungsfrei gestalten
Vorgehen
Das SV unterstützt das BMZ dabei, wesentliche internationale Prozesse und Initiativen für Walderhalt entwicklungspolitisch zu gestalten. Es erarbeitet Strategien, Konzepte und Instrumente für Walderhalt und -schutz, die in die Prozesse einfließen und auf Länderebenen genutzt werden. Als Teil eines internationalen Netzwerks von Initiativen wird das Vorhaben von Gutachtern und Consultingunternehmen unterstützt.
Es trägt zur Umsetzung der BMZ Strategie „Entwicklungspolitik 2030", insb. Aktionsfeld „Wald" in der Kernthemenstrategie 5 „natürliche Lebensgrundlagen" bei, und ordnet sich in das Schwerpunktthema „Just Transition" ein. Beiträge leistet das SV ebenfalls zum Schwerpunktthema „feministische Entwicklungspolitik", und zwar über Beratung zum Themenkomplex IPLC und Wald sowie Teilhabe von Frauen im Waldsektor.
Das SV berät das BMZ bei der Gestaltung und Umsetzung von Verpflichtungen aus COP 27 UNFCCC und dem Globalen Biodiversitätsrahmen, insb. bei der Gestaltung der Forest Climate Leaders Partnership (FCLP) in Zusammenarbeit mit der GN2U Initiative (Germany, Norway, UK, USA). Wichtige Themen sind dabei die Stärkung und wirkungsvolle Nutzung der Waldklimafinanzierung, die Beteiligung von indigenen Völkern und Lokalen Gemeinden (IP&LC), sowie die Förderung von Ansätzen zum Erhalt von High Integrity Forests.
Darüber hinaus berät das SV bei der Steuerung mehrerer multilateraler Partnerschaften, deren Gesamtbeiträge sich seit 2008 auf rd. 1 Mrd. Euro belaufen. Derzeit im Vordergrund stehen mehrere Trustfunds bei der Weltbank (Programm für nachhaltige Landschaften PROGREEN, Waldkohlenstoffpartnerschaft FCPF, Programm zur Stärkung der Beteiligung von IP&LC EnABLE, neuer Umbrella Trustfund SCALE (noch kein Beitrag)), die Amazonas Initiative bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank, die zentralafrikanische Waldinitiative CAFI, sowie die waldrelevanten Beiträge zum GCF und zur GEF.
Wirkungen
Mit Hilfe der Beratungsleistungen des Sektorvorhabens gestaltet das BMZ internationale und nationale politische Prozesse nach den Grundsätzen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit, steuert sein waldrelevantes Portfolio und entwickelt dieses weiter.
Globale Zielgruppe sind mehr als 2,6 Milliarden Menschen, zum Großteil vulnerable Gruppen, die in und von Wäldern leben. Die faire Beteiligung von Indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften, Frauen und Jugendlichen an Planungs- und Entscheidungsprozessen, die Klärung von Landrechten und der Zugang zu Beschwerde- und Konfliktlösungsmechanismen, die über die Ansätze des Sektorvorhabens angestrebt werden, sind wesentliche Voraussetzungen für den Erhalt und die Wiederherstellung von Wäldern.