Ausgangssituation
Die Arbeitslosigkeit in Ägypten erreichte Anfang 2012 den höchsten Stand seit zehn Jahren. Besonders stark sind Jugendliche zwischen 15 und 30 Jahren betroffen, die rund 90 Prozent der ägyptischen Arbeitslosen ausmachen. Gleichzeitig wächst die Zahl der offenen Stellen, die nicht adäquat besetzt werden können. Quer durch alle Branchen beklagt die Privatwirtschaft das niedrige Qualifikationsniveau jugendlicher Arbeitsuchender. Es mangelt an institutionalisierten Kooperationsformen zwischen Akteuren aus Politik und Wirtschaft, um gemeinsam die Beschäftigung Jugendlicher zu fördern.
Ziel
Akteure aus Politik und Wirtschaft setzen Reformen zur gemeinsamen Förderung der Jugendbeschäftigung in öffentlich-privater Partnerschaft um.
Vorgehensweise
Das Vorhaben unterstützt die ägyptische Regierung bei der Entwicklung neuer Maßnahmen für eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Im Mittelpunkt steht die enge Zusammenarbeit zwischen Verbänden der Privatwirtschaft und staatlichen Einrichtungen. Das Programm wird kofinanziert vom australischen Department of Foreign Affairs and Trade (DFAT) – sowie von RWE DEA.
Schwerpunkte sind:
Politikberatung und strategische Planung der Berufsbildung. Das Beschäftigungsförderprogramm (Employment Promotion Programme, EPP) unterstützt das Bildungsministerium dabei, eine aktive Rolle im nationalen Beschäftigungsdialog zu übernehmen und Kompetenzen für Monitoring und Evaluierung aufzubauen, um Reformen und Programme stärker evidenzbasiert gestalten zu können.
Stärkere Einbindung der Privatwirtschaft. Das Programm berät Verbände der Privatwirtschaft beim Aufbau nachfrageorientierter Dienstleistungen für Aus- und Weiterbildung auf dem Arbeitsmarkt.
Bereitstellung von Arbeitsmarktinformationen. EPP baut in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden Strukturen für ein regionales Arbeitsmarktmonitoring auf, um die Informationsbasis für Politikgestaltung, aber auch für die Beratung und Vermittlung von Arbeitsuchenden zu verbessern.
Einführung neuer Angebote zur Karriere- und Berufsberatung. Das Programm fördert private und staatliche Akteure bei der Umsetzung zielgruppenspezifischer Modelle der Karriere- und Berufsberatung. Es unterstützt so die bessere Zuordnung Jugendlicher in bedarfsgerechte Berufe oder Ausbildungsgänge.
Entwicklung nachfrageorientierter Qualifizierungsmaßnahmen. EPP unterstützt das Bildungsministerium und ausgewählte private Institutionen dabei, Qualifizierungsmaßnahmen gezielt auf die Beschäftigungspotenziale des ägyptischen Arbeitsmarktes auszurichten und auszubauen. Mithilfe der DACUM-Methode (Develop A CurriculUM) werden dabei neue, am ägyptischen Arbeitsmarkt ausgerichtete Berufsbilder entwickelt.
Wirkung
Das Bildungsministerium hat mithilfe des Programms eine Einheit eingerichtet, die Politiken und Programme anderer staatlicher Einrichtungen sowie internationaler Geber steuert und eigene Reformen evidenzbasierter gestaltet. Außerdem wurde eine Einheit aufgebaut, die Forschung und Entwicklung zur Berufsbildung vorantreibt, sowie eine weitere Einheit zu Karriere- und Berufsberatung im Bildungsministerium.
Das Programm berät und unterstützt das Bildungsministerium bei der Weiterentwicklung und Umsetzung einer neuen Berufsbildungsstrategie.
Gemeinsam mit Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft hat das Beschäftigungsförderprogramm (EPP) einen nationalen Beschäftigungsdialog ins Leben gerufen, um Politikempfehlungen für den ägyptischen Arbeitsmarkt zu entwerfen und abzustimmen.
Im Rahmen von EPP wurde ein Ansatz zur regionalen Arbeitsmarktbeobachtung und Analyse weiterentwickelt. Unter der Schirmherrschaft des Privatsektors sind mittlerweile in zwei Regionen Arbeitsmarktmonitoringsysteme (Regional Labour Market Observatories) eingerichtet worden. Auf diese Weise wurde eine solide Grundlage für eine regionale Beschäftigungspolitik geschaffen. Auf Wunsch des Bildungsministeriums wird der Ansatz derzeit in vier weiteren Regionen umgesetzt; lokale Kompetenzen zur Arbeitsmarktbeobachtung werden geschult.
Mit Unterstützung des Programms haben Sekundarschulen Strukturen zur Berufs- und Karriereberatung aufgebaut. Berufsschüler in ausgewählten Regionen haben so zum ersten Mal Zugang zu Beratungsleistungen, die sie auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Die ersten Ergebnisse waren so positiv, dass der Ansatz mittlerweile von Jugendzentren und privaten Nichtregierungsorgansationen verwendet wird. Gemeinsam mit dem Bildungsministerium wird außerdem eine Strategie erarbeitet, um den Ansatz weiter zu verbreiten.
Im Rahmen der Kombifinanzierung mit RWE DEA werden zusätzliche Interventionen unterstützt. Ziel ist es, Beschäftigungsfähigkeit und Einkommensmöglichkeiten Jugendlicher in einem der Erdgasfördergebiete von RWE DEA im ägyptischen Nildelta zu erhöhen. Die Interventionen konzentrieren sich auf die Bereitstellung von Ausbildungsangeboten und Berufsberatung, die Vermittlung von Arbeitssuchenden in die angrenzenden Industriezonen sowie die Unterstützung von Jugendlichen bei der Existenzgründung.
Das Beschäftigungsförderprogramm (EPP) und das Programm zur Förderung der Privatwirtschaft in Ägypten haben in einer gemeinsamen Initiative „icecairo" (Innovation, Collaboration, Entrepreneurship) ins Leben gerufen – eine Innovationsschmiede für kreative Ideen mit sozialem und ökologischem Charakter.