Ausgangssituation
Die Bevölkerung der nördlichen Provinzen von Laos hatte bisher nur wenig Anteil an der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes. Prägend für die Region sind eine schwache Infrastruktur, schwieriger Marktzugang und sehr geringe landwirtschaftliche Produktivität. Die Notwendigkeit, Waldflächen zu schützen, und die staatliche Vergabe von Konzessionen für Plantagen, Stauseen und den Bergbau führen zu ungeklärten Grundbesitzverhältnissen. Das bringt Folgeprobleme mit sich, zum Beispiel Binnenmigration und Vertreibung, illegale und nicht nachhaltige Landnutzung, Landkonflikte und zu geringe Investitionen in die Land- und Forstwirtschaft.
Das Land steht vor einer Reihe von Herausforderungen: Um die verbleibenden Waldflächen und natürlichen Ressourcen zu schonen, muss das verfügbare Land intensiver genutzt werden. Nur wenn die Bevölkerung stärker an der Planung und Durchführung von Entwicklungsmaßnahmen beteiligt wird, werden sich ihre Lebensbedingungen verbessern. Noch sind die lokalen Behörden nicht leistungsfähig genug, um ihrer Koordinierungsfunktion gerecht werden zu können, zumal ihnen auch Personal und Mitteln fehlen. Mit Unterstützung der GIZ konzentriert sich das Northern Uplands Development Programme (NUDP) der laotischen Regierung darauf, durch gezielte Entwicklungsmaßnahmen und die Steigerung ländlicher Einkommen die Armut in den nördlichen Bergregionen zu mindern.
Ziel
Die lokalen partizipativen Landnutzungs- und Entwicklungsplanungsverfahren sowie die Ernährung und Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung sind verbessert. Die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter von Distriktbehörden und staatlichen Stellen sowie anderer Akteure der Dorf-, Distrikt-, Provinz- und nationalen Ebene ist verbessert, sodass sie eine nachhaltige, armutsorientierte kommunale Entwicklung fördern und koordinieren können.
Vorgehensweise
Finanziert mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), ist das Programm zur integrierten ländliche Entwicklung von Armutsregionen in Laos der Beitrag der Bundesregierung zum Northern Uplands Development Programme (NUDP). Es ergänzt andere Fördermaßnahmen, zum Beispiel die Finanzierungsbeiträge einer Gruppe von Entwicklungspartnern, zu denen die Französische Entwicklungsagentur Agence Française de Développement (AFD), die Europäische Union (EU) und die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zählen. Sie beteiligen sich im Rahmen einer Korbfinanzierung, durch die die Regierung von Laos Technische Zusammenarbeit, Dienstleistungen und Ausrüstungsgüter bereitstellen kann. So werden laotische Organisationen gestärkt, die Übernahme von Eigenverantwortung in Laos gefördert und die Geberharmonisierung verbessert.
Das NUDP und die GIZ sind in einigen der ärmsten Regionen von Laos tätig. Zu den Aktivitäten gehören die Beratung von Regierungsvertretern auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene, die Bereitstellung von Sach- und Ausrüstungsgütern und die finanzielle Förderung lokaler Planungsprozesse, Schulungen und Workshops. Im Rahmen des NUDP unterstützt die GIZ die Landnutzungsplanung und Flächenerfassung sowie die kommunale Verwaltung und Entwicklungsplanung. Abgestimmt auf ländliche Gemeinschaften unterschiedlicher ethnischer Herkunft, helfen die Programmaktivitäten der lokalen Bevölkerung, die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen selbst in die Hand zu nehmen, externe Ressourcen besser zu nutzen und sich den Ursachen und Wirkungen eines sich wandelnden wirtschaftlichen und ökologischen Umfelds zu stellen.
Ein Programmschwerpunkt ist Kompetenzentwicklung (Capacity Development). Zu diesem Zweck arbeitet das Programm mit Regierungsvertretern auf nationaler wie auch auf Provinz-, Distrikt- und Dorfebene zusammen. In diesem Rahmen werden intensive Schulungen und Beratungen zu strategischer und operativer Planung, Umsetzung und Evaluierung durchgeführt, die bestimmte Fachgebiete, Logistik, Finanzierung und Informations- und Wissensmanagement thematisieren. Die bei der Kompetenzentwicklung gewonnenen Erfahrungen fließen in die nationale Politikdebatte, Wirtschaftsentwicklung und Armutsbekämpfung sowie in einen Dialog über Entwicklungszusammenarbeit und -wirksamkeit ein.
Wirkung
Bislang haben an den Planungsprozessen auf Dorf- und Distriktebene an die 34.000 Menschen in rund 450 Dörfern mitgewirkt und etwa 6.700 lokale Entwicklungsprojekte ermittelt. Inzwischen organisieren die Bewohner von 160 Dörfern ihre Landnutzungsplanung auf partizipative Weise. Distriktbehörden von Fachministerien nutzen Dorf- und Landnutzungspläne bei der Bereitstellung neuer Dienstleistungen durch die Regierung. In mehr als 200 Dörfern sind die Menschen in Informationskampagnen über ihre Landrechte aufgeklärt worden. In rund 40 Dörfern wurden etwa 4.500 Parzellen Land registriert, was die bäuerlichen Grundbesitzverhältnisse stärker sichert. Zusätzlich unterstützt das Programm die kommunale Landeregistrierung, was bereits zu einer Sicherung von etwa 70 großen kommunalen Landparzellen geführt hat.
Im Rahmen des Programms sind 65 kleinere Infrastrukturprojekte umgesetzt worden, die die Ernährungssicherheit der Menschen, ihren Zugang zu Bewässerungs- und Trinkwasser und das lokale Straßennetz verbessert haben. 36 dieser Maßnahmen wurden mit EU-Mitteln gefördert. Zudem finanzierten die EU und das BMZ bis Ende 2011 Sensibilisierungsmaßnahmen im Bereich Ernährung und konnten damit Ernährungsgewohnheiten positiv beeinflussen. Diese Maßnahmen erreichten rund 1.420 Haushalte, in denen Mütter auch über die Vorteile einer verlängerten Stillzeit aufgeklärt wurden. Überdies legten 1.060 Haushalte Hausgärten an, durch die ihre Versorgung mit gesunden Nahrungsmitteln verbessert ist.
Zu den von der EU kofinanzierten Maßnahmen zählt auch die Bekämpfung von Nagetieren, die auf den Feldern und nach der Ernte große Schäden anrichten. Die Pflanzen- und Ernteschäden durch Nager gingen in 18 Dörfern um 60 Prozent zurück, sodass den Bewohnern heute ein größerer Teil der Feldfrüchte zum eigenen Verzehr bleibt.
Auf seine Erfolge aufbauend hat das Programm die Einführung und Anwendung offizieller staatlicher Standards und Leitlinien beeinflusst, nach denen neue Technologien eingeführt und hunderte von Fachkräften qualifiziert wurden. Zu den zahlreichen Beispielen zählen nationale Richtlinien für die Dorfentwicklungsplanung, Änderungen der Landnutzungsplanung, Technologien zur Kartierung und Registrierung von Landflächen, internetgestütztes Dorfdatenmanagement und Konzepte für eine integrierte ländliche Entwicklung gemäß der NUDP-Strategie.