2009.2190.8

Programm Dezentrale Stromversorgung durch Erneurbare Energien

Auftraggeber
BMZ
Dauer
Partner
Energy Services Regulatory Authority

Ausgangssituation

In der Nacht verschluckt die Dunkelheit die meisten Dörfer in Nordafghanistan. Tagsüber raucht es aus den Innenhöfen: Viele Haushalte verwenden Holz oder Dung zum Kochen. Ein Leben ohne Elektrizität ist beschwerlich und gesundheitsgefährdend. Drei von vier Familien klagen über durch Rauch verursachte Atembeschwerden. Kerosin und Diesel-Generatoren sind teuer, das können sich die wenigsten Bewohner auf dem Land leisten. Eine verbesserte Stromversorgung erleichtert nicht nur den Alltag. Sie ist der Ausgangspunkt für jegliche wirtschaftliche Entwicklung.

Ziel

Die ländliche Bevölkerung ist verlässlich mit preiswertem Strom versorgt. In Städten und Dörfern, die noch nicht an das nationale Stromnetz angebunden sind, wird die Stromversorgung durch netzunabhängige Wasser- oder Solarkraft verstärkt.

Vorgehensweise

Mit der Bereitstellung von Strom durch den Bau von Solar- und Kleinwasserkraftwerken oder lokalen Stromnetzen allein ist es nicht getan. Auf nationaler Ebene müssen sowohl politische Rahmenbedingungen und eine Strategie für die ländliche Elektrifizierung durch erneuerbare Energien als auch der gesetzliche Rahmen für eine nachhaltige Stromversorgung entwickelt werden. Das Projektteam unterstützt und berät die afghanische Regierung, diese Ziele zu erreichen. Darüber hinaus berät es die Regierung dabei, elektrotechnische Standards gemäß internationaler Vorgaben einzuführen, um die Energieeffizienz zu erhöhen und Risiken bei der Nutzung elektrischer Energie zu mindern.

Für eine dezentrale ländliche Energieversorgung ist es zudem wichtig, dass in den Provinzen selbst die Versorgungsbedarfe erhoben und Elektrifizierungskonzepte umgesetzt werden. Die Projektmitarbeiter beraten die Provinzregierungen dabei, die dafür nötigen Planungsgrundlagen und Verwaltungsverfahren zu entwickeln.

In den Kommunen begleitet das Projekt den Bau von insgesamt 10 Kleinkraftwerken. Die dabei gewonnenen Erfahrungen fließen in die Richtlinien zur nachhaltigen Energieversorgung des Energieministeriums sowie in das Betriebsmanagement des Stromversorgers DABS ein.

Um die Solar- und Kleinwasserkraftwerke nachhaltig zu betreiben, werden zusammen mit DABS auch privatwirtschaftliche Betreibermodelle entwickelt und erprobt. Da ohne qualifizierte Mitarbeiter ein nachhaltiger Kraftwerksbetrieb und die Instandhaltung nicht möglich sind, unterstützt das Vorhaben Ausbildungscurricula und Lehrgänge für angehende Techniker in der ministeriumseigenen Berufsakademie.

Wirkungen (kann bei gerade begonnenen Projekten zunächst entfallen)

Seit 2007 wurden insgesamt 10 Kleinwasserkraft-Demonstrationsanlagen in den Provinzen Badakhshan und Takhar errichtet und dadurch rund 100.000 Menschen mit Strom versorgt. Zudem erhalten über 200 öffentliche Einrichtungen und mehr als 200 Geschäfte oder Gewerbebetriebe Stromlieferungen aus den Kraftwerken.

Durch den dauerhaften Betrieb der Anlagen entstanden über 50 Arbeitsplätze. In sechs Kundenzentren der Provinz Badakhshan beraten die Mitarbeiter die Stromnutzer zum sicheren und effizienten Umgang mit elektrischer Energie. 16 Trainerinnen durchliefen eine Ausbildung und sensibilisierten 5.000 Frauen und Männer für eine sichere Stromnutzung und Möglichkeiten, Energie einzusparen.

Das Projektteam schulte bislang 100 Kleinunternehmer und -unternehmerinnen darin, Maschinen und Materialien fachgerecht zu nutzen. Frauen und Männer, die Existenzgründungskurse besucht haben, eröffneten zum Beispiel Eis- oder Kopierläden, eine Ölmühle, bieten Schreibdienste an oder verarbeiten landwirtschaftliche Produkte.

Das Ministerium für Energie und Wasser ist dabei, eine landesweite Sektorpolitik und eine Strategie für die Förderung erneuerbarer Energien zu erstellen. Die Provinzen Badakhshan, Takhar und Balkh haben regionale Arbeitsgruppen eingerichtet und Elektrifizierungskonzepte verabschiedet.

Im April 2012 startete der erste eineinhalbjährige Kurs zum Betrieb dezentraler Energieversorgungssysteme für Techniker. Daran nahmen 45 Fachleute teil. In Zusammenarbeit mit Siemens wird ein Ausbildungszentrum für erneuerbare Energien am Berufsschulzentrum des Ministeriums für Energie und Wasser errichtet.

Bis 2014 wurden durch die Beratung des Vorhabens mehr als 200 elektrotechnische Standards – beispielsweise für Kabel, Isolierungen und Übertragungsleitungen – bei der afghanischen Standardisierungsbehörde ANSA entwickelt und verabschiedet. Dank der eingeführten Standards erhöht sich nicht nur die Energieeffizienz, etwa in der Stromübertragung. Auch die Verbrauchersicherheit steigt durch sicherere elektrische Produkte – sei es bei Kabeln, Isolierungen, Lichtschaltern oder Steckern.

 
Weitere Projektinformationen

CRS-Schlüssel
23110

Entwicklungspolitische Kennungen

Signifikante Nebenziele:

  • Gleichberechtigung der Geschlechter
  • Klimawandel, Minderung von Treibhausgasen

Zuständige Organisationseinheit
2B00 Asien II

Vorgänger-Projekt
2007.2120.9

Nachfolger-Projekt
2015.2000.6

Auftragsvolumen (aktuelles Projekt)
20.400.000 €

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