Bezeichnung: Programm für nachhaltige Trinkwasser- und Sanitärversorgung in Stadtrandgebieten (PERIAGUA)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Bolivien
Politischer Träger: Ministerio de Medio Ambiente y Agua; Viceministerio de Agua Potable y Saneamiento Básico
Projektlaufzeit: 2013 bis 2016
Ausgangssituation
Bolivien hat als eines der ersten Länder das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung (MRWS) in seiner Verfassung (2009) verankert. Angesichts einer Landesfläche von mehr als einer Millionen Quadratkilometern und 10 Millionen Einwohnern (Volkszählung 2012) sind die zugewiesenen Haushaltsmittel jedoch viel zu gering, um eine nachhaltige Versorgung im Sinne des MRWS zu gewährleisten. Ähnliches gilt für die nachhaltige Finanzierung der Versorgungsleistungen durch Gebühren. Das ungebremste Wachstum der großen Städte, klimawandelbedingte Ressourcenknappheit und die unkontrollierte Entsorgung von Abwässern und Müll haben die Versorgungssituation in den letzten Jahren zusätzlich verschärft.
Trotz Investitionsbemühungen hat sich die Situation nur wenig verbessert: 2012 haben etwa 2,2 Millionen Menschen, mehr als ein Fünftel der Gesamtbevölkerung, keinen Zugang zu Trinkwasser, rund die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu einer Basissanitärversorgung. Das Erreichen der Millennium-Entwicklungsziele ist damit für die Sanitärversorgung nicht zu erwarten. Versorgungskontinuität, Trinkwasserqualität und Hygienestandards sind vor allem in ländlichen und städtischen Randgebieten nicht vollständig gesichert. Ein großer Teil der Abwässer wird ungeklärt in die Oberflächengewässer eingeleitet, nur rund 12 Prozent der Kläranlagen erzielen befriedigende Reinigungsleistungen.
Kompetenzen sowie institutionelle und finanzielle Leistungsfähigkeit der Sektorinstitutionen zur Sicherstellung des staatlichen Versorgungsauftrags, der Trinkwasserqualität, der sachgerechten Behandlung von Abwasser sowie der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wasserressourcen sind unzureichend. Insbesondere in ökonomisch schwachen Stadtrandgebieten sind Zugang und Qualität der Trinkwasser- und Sanitärversorgung defizitär und werden durch Verschmutzung und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen verschärft.
Ziel
Die bolivianischen Sektorinstitutionen und ausgewählte Wasserversorger erfüllen zunehmend ihre Mandate, damit mehr Menschen – insbesondere in ökonomisch schwachen Stadtrandgebieten – einen verbesserten Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser und zu Abwassersystemen haben. Unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels setzen sie auch Maßnahmen zum Schutz der Wasserressourcen erfolgreich um.
Vorgehensweise
Das Vorhaben orientiert sich strategisch und konzeptionell am in der bolivianischen Verfassung verankerten Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung. Durch die Maßnahmen des Programms sollen Systemengpässe im Sektor behoben werden:
Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Sektorinstitutionen durch Beratung und gemeinsame Bearbeitung von relevanten Fachfragen etwa zu Trinkwasser- und Abwasserqualität
Nachhaltige technische und finanzielle Verbesserung des Betriebs der Trinkwasser- und Sanitärinfrastruktur: Ausarbeitung von Konzepten zur Erhöhung der Anschlussgrade an Klärsysteme und zur Reduzierung technischer Wasserverluste
Stärkung der Kompetenz staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure zum Schutz der Wasserressourcen: Wasserressourcenmanagementpläne, Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs, Abfallmanagement
Zielgruppe ist die arme Bevölkerung in den Stadtrandgebieten von Santa Cruz und Tarija, die im Dienstleistungsgebiet ausgewählter Wasserversorgungsunternehmen lebt. Von den Maßnahmen auf nationaler Ebene für eine verbesserte Leistungsfähigkeit der Sektorinstitutionen profitiert die gesamte Bevölkerung.
Beim Anschluss von Haushalten an eine Kläranlage werden im Rahmen von Hygienekampagnen vor allem Frauen, aufgrund ihrer traditionellen Verantwortung für Gesundheit, Altenpflege und Kindererziehung, angesprochen.
Fach- und Führungskräfte der Sektorinstitutionen sowie Versorgungsunternehmen und ihre Verbände werden durch Weiterbildung gefördert, um ihre Mandate erfüllen zu können.