Ausgangssituation
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der bangladeschischen Textil-, Bekleidungs-, und Lederindustrie sind täglich den unterschiedlichsten Arbeits-, Sicherheits-, und Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Die genaue Zahl der Arbeitsunfälle und berufsbedingten Erkrankungen kann jedoch nicht genau quantifiziert werden, da verlässliche Statistiken fehlen. Ein weiterer Grund für die schlechte Datenbasis ist, das die Arbeitgeber ihrer Meldepflicht für Arbeitsunfälle und berufsbedingte Erkrankungen weitestgehend ignorieren. Durch Fabrikunglücke wie den Einsturz des Rana Plaza Komplexes im April 2013 und den Brand in der Fabrik von Tazreen Fashions im November 2012 sind die zum Teil verheerenden Bedingungen unter denen die Textilarbeiter/-innen in Bangladesch arbeiten ins Blickfeld der internationalen Aufmerksamkeit gerückt.
Obwohl die Regierung vereinzelt gesetzliche Regelungen in den Bereichen Prävention, Rehabilitation und Kompensation eingeführt hat, fehlt nach wie vor eine umfassende Strategie, um die Arbeitnehmer/-innen gegen die Risiken am Arbeitsplatz abzusichern. Hinzu kommt, dass trotz der bestehenden zivilrechtlichen Haftung nur wenige Unternehmen ihren rechtlichen Verpflichtungen nachkommen. Grund hierfür ist unter anderem, dass die verantwortlichen Regierungsstellen nicht ausreichend Möglichkeiten und Ressourcen besitzen, um die gesetzlichen Regelungen durchzusetzen.
Die Regierung von Bangladesch ist sich der Probleme bewusst und plant die Einführung einer gesetzlichen Unfallversicherung, welche die drei Säulen Prävention, Rehabilitation und Kompensation abdeckt. Da die für die Einführung notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen, administrativen Verwaltungsstrukturen und organisatorischen Prozesse noch nicht in Kraft sind, unterstützt das GIZ-Projekt, die bangladeschische Regierung dabei, die die Einführung einer Unfallversicherung, die den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) entspricht, zu initieren.
Die Zielgruppe des Projektes sind zunächst die ca. 5 Millionen Arbeitnehmer/-innen aus der bangladeschischen Textil-, und Bekleidungs-, und Lederindustrie. Der Großteil der Belegschaft in diesen Branchen besteht aus gering qualifizierten Frauen die für einen minimalen Monatslohn arbeiten. Langfristig soll die Unfallversicherung auf die ca. 7.3 Millionen Arbeitnehmer/-innen mit formellen Arbeitsverträgen aus weiteren verarbeitenden Industrien ausgeweitet werden.
Ziel
Ziel des Projektes ist es, für die Arbeitnehmer/-innen der bangladeschischen Textil, Bekleidungs-und Lederindustrie ein Unfallversicherungssystem zu etablieren, welches diese langfristig gegen die gesundheitlichen und finanziellen Konsequenzen von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen absichert. Gleichzeitig trägt eine umfassende Unfallversicherung über Präventionsmaßnahmen zu einer Verringerung der Zahl von Arbeitsunfällen bei.