© GIZ/James Ochweri

03.03.2022

Als Ingenieur in der Entwicklungszusammenarbeit: „Ein technischer Hintergrund ist immer eine gute Basis“

Ansgar Pinkowski treibt in Brasilien das Thema grüner Wasserstoff voran. Im Interview berichtet der „Business Scout“ vom Weg von der Theorie in die Umsetzung.

Sucht man im Internet nach „grüner Wasserstoff“ und „Brasilien“, gehört sein Name zu den ersten Treffern: Ansgar Pinkowski berät als so genannter „Business Scout for Development“ Unternehmen zu Förder-, Finanzierungs- und Kooperationsangeboten der deutschen und europäischen Entwicklungszusammenarbeit. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH vermittelte den Experten im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) an die Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer (AHK) in Rio. Dass er gelernter Maschinenbauingenieur ist, erweist sich bei seiner Arbeit als Vorteil, sagt Pinkowski im Interview.

Herr Pinkowski, ein Job in Rio de Janeiro – das ist ein Traum für viele. Wie kamen Sie dort hin?

Eine längere Geschichte - ich machte 1993 ein Praktikum und war direkt fasziniert von Brasilien. Im Anschluss arbeitete ich fünf Jahre hier, bevor ich Anfang 2000 wieder zurück nach Deutschland ging. 2011 schickte mich mein damaliger Arbeitgeber erneut nach Rio – und 2019 wechselte ich dann über das Centrum für Integrierte Migration und Entwicklung zur AHK Rio.

Als Business Scout unterstützen Sie jetzt die deutsch-brasilianische Zusammenarbeit im Wasserstoffsektor. Wie sieht Ihr Alltag aus, woran arbeiten Sie gerade?

Als wir bei der AHK anfingen, das Thema grüner Wasserstoff zu bearbeiten, vermittelten wir vor allem Grundlageninformationen. Die Pandemie hat dabei geholfen - ich weiß nicht, wie viele Webinare ich in den letzten zwei Jahren gehalten habe, aber 50 waren es mindestens. Mittlerweile ist in Brasilien ein guter Wissensstand erreicht, das Interesse ist groß. Jetzt beschäftigen wir uns damit, wie Geschäftsmöglichkeiten rund um grünen Wasserstoff aussehen und welche Unternehmen dafür zusammenarbeiten können.

Gemeinsam mit den Kollegen der AHK São Paulo kümmern wir uns derzeit darum, das Thema grüner Wasserstoff in die Welt der Start-ups zu bringen. Brasilien ist ja bereits seit einigen Jahren im Bereich grüner Wasserstoff tätig und hat eine aktive Forschungslandschaft. Das macht das Land besonders spannend für Unternehmen, die Innovationen vorantreiben möchten. Ein anderer Teil meiner Arbeit besteht darin, Unternehmen zu dem Thema zusammenzubringen und zu helfen, erste Projekte zu initiieren, die wichtig für den weiteren Hochlauf und die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Brasilien sind – zum Beispiel im wirtschaftlich schlechter gestellten Nordosten des Landes.

Sie sind ausgebildeter Maschinenbauingenieur mit Schwerpunkt Energiewirtschaft – inwiefern nützt Ihnen dieser berufliche Hintergrund für Ihre Arbeit?

Gerade in dieser Pionierzeit ist das Thema noch sehr technisch geprägt. Es gibt viele Fragen nach der technischen Machbarkeit. Auch die Umsetzung der politischen Vorgaben erfordert zunächst eine gewisse technische Diskussion, damit am Ende erfolgreiche Projekte stehen. Da kann ich mit meinem Background als Ingenieur wertvoll unterstützen.

Tragen Ingenieure besonders zur nachhaltigen Entwicklung bei?

Meiner Meinung nach ja. Bei grünem Wasserstoff und anderen Nachhaltigkeitsthemen lassen sich noch viele technischen Lösungen entwickeln. So wird hier zum Beispiel gerade daran geforscht, wie man grünen Wasserstoff aus Plastikabfällen, Biomasse, Algen und anderem gewinnen kann. Ich denke, ein technischer Hintergrund ist immer eine gute Basis, um mit Unternehmen nachhaltige Themen zu diskutieren und Lösungen zu skizzieren.

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