Erneuerbare Energien

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Erneuerbare Energien
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Chile
Politischer Träger: Ministerio de Energía
Gesamtlaufzeit: 2004 bis 2012

  Chile. Windenergie

Ausgangssituation

Chiles Stromerzeugung basiert zu rund 60 Prozent auf importierten fossilen Energieträgern und zu 40 Prozent auf eigener Wasserkraft. Wegen seines dynamischen Wirtschaftswachstums verzeichnete Chile seit 1999 eine Steigerung des Stromverbrauchs von jährlich 6,2 Prozent. Die hohen Zuwachsraten sollen sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Bis 2020 wird ein erheblicher Ausbau der Kraftwerksleistung von gegenwärtig rund 17.000 Megawatt auf 25.000 Megawatt erwartet.

Chile verfügt nicht nur über Kapazitäten zur Nutzung der eigenen Wasserkraft, sondern auch über beachtliche Potenziale an nicht konventionellen erneuerbaren Energieträgern (Energías Renovables No Convencionales, ERNC). Deren Anteil an der Stromerzeugung lag 2004 jedoch erst bei 2,4 Prozent, 2011 bereits bei rund 4 Prozent. Die Privatwirtschaft hat bisher nur in Einzelfällen investiert, zumal die Einspeisung in das Stromnetz durch ungeklärte rechtliche und technische Fragen erschwert war. Außerdem stehen erneuerbare Energien im liberalisierten, vollständig privatisierten Strommarkt im direkten Wettbewerb mit konventionellen Energieträgern.

2004 kam es in Chile zum Einbruch der kostengünstigen Erdgaslieferungen aus Argentinien und in der Folge zu Versorgungsengpässen im Stromsektor. Zwar gelang eine rasche Umstellung auf Erdölprodukte; der höhere Dieselanteil und der Preisschub bei den fossilen Brennstoffen ließ jedoch auch die Strompreise nach oben schnellen. Diese Erfahrungen haben in Politik und Gesellschaft Diskussionen über die Sicherheit und Nachhaltigkeit im Energiesektor ausgelöst und zu neuen energiepolitischen Weichenstellungen geführt. Zukünftig sollen Energieeffizienz und erneuerbare Energien eine deutlich größere Rolle für die Versorgungssicherheit und eine umwelt- und klimaschonende nachhaltige Energieversorgung spielen.

Ziel

Die nicht konventionellen erneuerbaren Energien erlangen zunehmende Bedeutung für eine nachhaltige Stromversorgung.

Vorgehensweise

Das Projekt unterstützt das für die Regulierung und die Energiepolitik zuständige Energieministerium bei der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Die Zusammenarbeit will Barrieren gegenüber der verstärkten Nutzung regenerativer Energien abbauen und die politische Akzeptanz sowie das Investitionsklima für den Ausbau netzgebundener erneuerbarer Energien verbessern.

Arbeitsschwerpunkte der Kooperation sind:

  • Entwicklung von Politikvorschlägen und Instrumenten zur Förderung erneuerbarer Energien sowie Verbesserung des Regulierungsrahmens für die Integration in den Strommarkt
  • Erarbeitung von Informationen und Orientierungen zur Erleichterung von Investitionsentscheidungen des Privatsektors, unter anderem durch Potenzialstudien, Machbarkeitsstudien und Leitfäden
  • Verbesserung der lokalen Kapazitäten zur Entwicklung der erneuerbaren Energien
  • Förderung der Informationsverbreitung und des internationalen Austauschs

Das Projekt arbeitet mit den Institutionen des Energiesektors, der Wirtschaftsförderungsinstitution CORFO, der Umweltbehörde CONAMA, anderen Institutionen, Universitäten und privaten Akteuren zusammen. Die deutsche Internationale Zusammenarbeit wird ergänzt durch Refinanzierungslinien, die die KfW Entwicklungsbank über die CORFO zur Förderung von Investitionen in erneuerbare Energieträger anbietet.

Wirkung – Was bisher erreicht wurde

Die chilenische Regierung hat im April 2008 ein Gesetz verabschiedet, das einen verbindlichen Anteil von erneuerbaren Energien an der Stromversorgung festschreibt. Das Gesetz ist der bisher wichtigste Meilenstein in der Zusammenarbeit. Bereits 2006 konnte durch eine Verordnung die Netzeinspeisung für kleine und mittlere Anlagen bis 20 Megawatt geregelt werden, die zuvor nicht am Strommarkt teilnehmen konnten. Außerdem wurden technische Normen für die Einspeisung und den Betrieb von regenerativen Anlagen auf der Verteilungsebene verabschiedet. Diese Schritte sind große Erfolge für einen diskriminierungsfreien Netzzugang neuer Energietechnologien und für zukünftige Investitionen in erneuerbare Energien. Gleichzeitig wurde neuen Akteuren die Teilnahme am Strommarkt grundlegend erleichtert.

Die neuen gesetzlichen Bestimmungen und neue innovative Förderinstrumente, die von CNE und CORFO teils mit Unterstützung der deutschen Internationalen Zusammenarbeit entwickelt wurden, haben das Interesse privater Investoren und Projektentwickler an Stromerzeugungsprojekten mit erneuerbaren Energien in Chile dynamisch anwachsen lassen.

Vom Projekt veröffentlichte Informationen und Qualifizierungsangebote wie Fortbildungskurse, Seminare und Fachinformationsreisen geben dem Markt für Investitionen in erneuerbare Energieträger Impulse. Studien über verfügbare Energiepotenziale, Messergebnisse, Leitfäden zur Umweltverträglichkeitsprüfung und Planungsdokumente sind Orientierungshilfen für private Projektentwickler und öffentliche Institutionen.

Bis April 2012 wurden bereits 134 Projekte mit einem Umfang von 4.756 Megawatt durch die zuständige Stelle für Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt, weitere 43 Projekte mit einer Leistung von 3.213 Megawatt wurden zur Evaluierung eingereicht. Gegenwärtig befinden sich insgesamt 733 Megawatt installierte Leistung nicht konventioneller erneuerbarer Energien am chilenischen Stromnetz, was einer Prozentzahl von 4,4 entspricht.