Integrierte Stadtentwicklung

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Integrierte Stadtentwicklung
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Mongolei
Politischer Träger: Ministerium für Bau und Stadtentwicklung
Gesamtlaufzeit: 2006 bis 2012

Mongolei. Der Direktor des Litauischen Standards Board, Brunonas Shichkus, begrüßt den Direktor der Mongolischen Administration of Land Affairs, Construction, Geodesy and Cartography, Ts. Gankhuu, Anfang 2012 in Vilnius. © GIZ

Ausgangssituation

In der Mongolei herrscht Kontinentalklima mit langen, kalten Wintern und kurzen, heißen Sommern. Ulaanbaatar ist nicht nur die kälteste Hauptstadt der Welt, sie hat auch den höchsten „Delta T Faktor“, das heißt eine Temperaturdifferenz von 60 Grad Celsius zwischen Innen- und Außentemperatur im Winter. Dies bedeutet große Anforderungen an Baumaterialien, Bautechnologien und die Infrastrukturversorgung. Ulaanbaatar steht mit hochgradiger Luft-, Boden- und Wasserverunreinigung, Energie- und Wasserversorgungsengpässen, zunehmendem Verkehrschaos und sich ausbreitenden Ger-Vierteln vor dem ökologischen Kollaps. Das zuständige Ministerium und die Stadtverwaltung von Ulaanbaatar haben die Probleme erkannt, sind aber noch nicht in der Lage, adäquate Lösungsmodelle einzuführen. Die Stadtentwicklungsplanung ist weder energieeffizient noch umweltgerecht, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft werden noch nicht ausreichend beteiligt.

Ziel

Steuerungs- und Managementkompetenzen des Ministeriums für Straßen, Transport, Bau- und Stadtentwicklung sowie der Stadtverwaltung von Ulaanbaatar sind verbessert.

Vorgehensweise

Das Vorhaben leistet Politik-, Fach-, und Prozessberatung und setzt Pilotprojekte mit Lösungsansätzen um. Dieses ganzheitliche Beratungskonzept gewährleistet die größtmögliche Verankerung in den beteiligten Institutionen und der Privatwirtschaft. Der Einsatz umweltfreundlicher, energieeffizienter Technologien und Baustoffe in den Pilotmaßnahmen dient dazu, neue Lösungen zu testen, Investoren zu gewinnen und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Das Programm konzentriert sich auf:

  • Energie- und kosteneffizienten Neubau und dementsprechende Sanierung von Gebäuden
  • Weiterqualifizierung für Ingenieure und andere Berufsgruppen im Bausektor
  • Verbesserung des legislativen Rahmens inklusive Normen und Standards für nachhaltige Stadtentwicklung, Sanierung und ökologisches Bauen

Wirkung – Was bisher erreicht wurde

Training (non-formale Weiterqualifizierung)
Vom Programm entwickelte Trainingsmodule (Wärmedämmverbundsystem, Trockenbau, Metalldachkonstruktion, Natursteinpflasterung) verbessern die Qualifikation von Berufsschülerinnen und -schülern.
Die zuständige Stelle im Bauministerium (Training, Research, Construction and Procurement Unit, TRCPU) hat diese Trainingsmodule in ihr Schulungsprogramm für Ingenieure und Architekten aufgenommen – ebenso wie deren Weiterqualifizierung zu Energiemanagern.
Die Ingenieure der General Authority for Specialized Inspection (GASI) wurden als erste landesweit für Energieaudits von Gebäuden geschult. Damit können erstmals die mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erarbeiteten und offiziell verabschiedeten Wärmeschutzstandards für Neubauten eingehalten werden.
Auch neue energieeffiziente Bautechnologien werden über die Weiterqualifizierung von Bauunternehmern, Berufsschullehrern und -schülern eingeführt. Jugendliche Arbeitslose aus Ger-Vierteln können durch die Qualifizierung ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich steigern. So sind 36 von 206 in Natursteinpflasterung ausgebildeten Jugendlichen in drei neu gegründeten Firmen für Pflasterarbeiten in Ulaanbaatar tätig.
Entwicklungshelfer an der Radjiv Gandi Berufsschule und am Technical College Ulaanbaatar vermitteln den Berufsschullehrern Kenntnisse über umweltgerechtes Bauen sowie die praxis- und handlungsorientierte Gestaltung von Unterricht. Gemeinsam werden moderne Lehrpläne erarbeitet, die aktuelle Berufsstandards widerspiegeln und dem Bedarf an qualifizierten Fachkräften entsprechen.

Thermo-technische Sanierung, energieeffizienter Neubau und Solarthermie
Die Stadtverwaltung von Ulaanbaatar hat einen CDM-Projektantrag (Clean Development Mechanism) für thermo-technische Plattenbausanierung mit einer Heizenergieeinsparung von bis zu 60 Prozent ausgearbeitet, die KfW Entwicklungsbank ergänzend eine Durchführbarkeitsstudie erstellt.
Das mongolisch-deutsche energieeffiziente Modellquartier ECO CITY „Berlin“, für dessen Erschließung die mongolische Regierung umgerechnet 20 Millionen Euro bereitstellt, wird umgesetzt. Beteiligt sind das Ministerium für Straßen, Transport, Bau- und Stadtentwicklung, die Stadtverwaltung von Ulaanbaatar und die private Bauwirtschaft. „Berlin“ ist Teil des 100.000-Wohnungseinheitenprogramms der Regierung. Heizenergieeinsparungen von 65 Prozent im Vergleich zu herkömmlichem Wohnungsbau konnten nachgewiesen und Solarthermie eingeführt werden.

Luftreinhaltung
Mithilfe von Luftmesscontainern wurde eine zuverlässige, transparente Datenbasis zur Luftverschmutzung erhoben. Die Öffentlichkeit wird über den Grad der Luftverunreinigung täglich informiert. Ein Luftreinhaltungsgesetz wurde verabschiedet, das der Präsident der Mongolei aufgrund der alarmierenden Daten erarbeiten ließ. Es sieht die Nutzung umweltfreundlicher Herde und Energieeinsparung bei Bau und Sanierung von Gebäuden vor, inklusive den Einsatz von Solarenergie mit entsprechenden Fördermechanismen. Vom Programm erstellte umfassende Richtlinien für solarthermische Anlagen haben die Basis zur Einführung von Solarenergie in der Mongolei geschaffen.

Normen und Standards
Die Einführung des europäischen Normen- und Standardsystems im Bausektor und damit die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Mongolei werden unterstützt. Normen und Standards werden mit den zuständigen mongolischen Gremien angepasst und abgestimmt. Zum Erfahrungsaustausch finden Studienreisen nach Deutschland, Polen und Litauen statt.

Umweltfreundliche und energieeffiziente Herde
„GTZ 7.5.“-Herde zum Kochen und Heizen mit einem Wirkungsgrad von 90 Prozent, einer Reduzierung der Feinstaubemissionen um über 90 Prozent und halbiertem Kohleverbrauch werden von den Ger-Viertel-Bewohnern nachgefragt. Der Produzent des von der GIZ entwickelten Herdes gewann eine Ausschreibung zur Produktion und Subventionierung von 1.000 Herden, finanziert aus dem Clean Air Fund des mongolischen Umweltministeriums. Produktion und Verkauf des „GTZ 7.5“ sind in vollem Gange.

Mongolei. Besuch des Prüflabors der Technischen Universität in Litauen, in dem verschiedene Bauprodukte getestet werden. © GIZ

Stadterneuerung
Ein Gesetzentwurf zur Stadterneuerung liegt der Regierung zur Kommentierung vor. Er sieht die Beteiligung der Bewohner an der Aufstellung des Flächennutzungs- und des Bebauungsplanes vor sowie die Verabschiedung der Pläne in den zuständigen Gremien. Erste Schritte zur Anwohnerbeteiligung wurden bei der Stadtteilerneuerung des Mikrodistriktes Nr. 7 in Ulaanbaatar gemacht, festgehalten in einer Fotodokumentation in Zusammenarbeit mit dem Verbindungsbüro des Goethe-Instituts.