Aïssatou Cissoko steht kurz vor ihrem Abitur, keine Selbstverständlichkeit in Guinea. Nicht alle Kinder im schulpflichtigen Alter gehen zur Schule und nur die Hälfte aller Mädchen kommt weiter als bis zur 6. Klasse. Durch den Förderunterricht, den die GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung speziell für sozial benachteiligte Mädchen anbietet, holte Aïssatou Cissoko schnell auf. in den vergangenen zehn Jahren haben bereits 11.000 Mädchen davon profitiert.
Nach dem Abitur möchte ich gerne studieren, und zwar Medizin. Ich möchte schwachen Menschen helfen und Kranke behandeln. In der Schule interessiert mich der Biologieunterricht am meisten, aber auch Englisch. Die beiden Fächer mag ich seit der Grundschule. Im Fach Biologie lerne ich jetzt schon etwas über die Organe des Menschen, das kann ich im Studium sicher nutzen.
Ich habe drei jüngere und zwei ältere Geschwister und lebe bei meiner Mutter und bei meiner Großmutter. Meine Mutter unterstützt mich. Sie sagt, ich soll in die Schule gehen und zum Nachhilfeunterricht. Bei der Hausarbeit helfe ich ihr nur am Wochenende oder wenn ich keine Hausaufgaben mehr machen muss.
Der Unterricht findet zweimal in der Woche nachmittags statt. Es sind immer zwei Lehrerinnen im Unterricht. Eine zeigt uns den Stoff an der Tafel, die andere arbeitet mit uns in Gruppen. Jede Gruppe will die beste sein. Die Lehrerinnen stellen uns zum Beispiel Rechenaufgaben, wir lesen sie laut vor und versuchen sie zu lösen. Oder wir lesen Texte auf Französisch. Wir gehen auch nach draußen in den Schulhof, sitzen im Kreis und sagen Gedichte auf oder Reime. So lernen wir, Französisch auch vor einer größeren Gruppe zu sprechen.
Ich habe drei richtige Freundinnen in der Förderklasse. Ich verstehe mich mit ihnen, weil wir ähnlich Ängste haben und weil wir alle in der Schule nicht nur gute Noten schreiben. Mit ihnen kann ich offen reden und sie sind nicht faul, im Gegenteil, wir spornen uns gegenseitig an. Beim Förderunterricht machen auch Mädchen mit, die bisher nur zu Hause waren und keine Schule besucht haben.
Glück ist für mich zufrieden zu sein, zu arbeiten und meiner Familie und anderen Personen zu helfen.