Energieerzeugung aus Abwässern und organischen Abfällen

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Energieerzeugung aus Abwasser und organischen Abfällen
Auftraggeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
Land: Indien
Politischer Träger: Ministry of Environment and Forests (MoEF); Nashik Municipal Corporation (NMC)
Gesamtlaufzeit: 2009 bis 2016

Ausgangssituation

Indien ist der viertgrößte Energieverbraucher der Welt. Bei anhaltend starkem Wirtschaftswachstum wird sich der Energieverbrauch in den nächsten zwanzig Jahren vervierfachen. Gleichzeitig schreitet die Urbanisierung in Indien in schnellem Schritt voran und bis 2030 werden nach heutigen Schätzungen bis zu 600 Millionen Menschen, und damit fast die Hälfte der indischen Bevölkerung, in Städten leben. Dem Wirtschaftswachstum steht ein steigender Ressourcenverbrauch gegenüber, der mit einer deutlichen Verschlechterung der Umweltqualität einhergeht. Die Abfall- und Abwasserentsorgung funktioniert nur begrenzt. Große Teile der städtischen Bevölkerung sind von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen. Laut dem indischen nationalen Programm für städtische Sanitärversorgung 2008 haben bereits heute schon 150 Millionen Menschen in Städten keinen angemessenen Zugang zu Sanitäreinrichtungen. Das Abwasser gelangt nicht in Kläranlagen, wodurch es die Frischwasserreserven verschmutzt und Treibhausgase emittiert. Laut dem zentralen Ausschuss für Umweltverschmutzungskontrolle gelangen nur wenig mehr als 20 Prozent des städtischen Abwassers in Kläranlagen. Energie gewinnen die Städte daraus nicht, da den technischen Mitarbeitern das Know-how und die Technologien fehlen. Darüber hinaus entsorgen die Kommunen viele Abfälle unsachgerecht, wodurch sie Böden, Luft und Grundwasser kontaminieren und Treibhausgase emittieren.

Ziel

Die indische Stadt Nashik im Bundesstaat Maharashtra reduziert ihre Treibhausgasemissionen durch die energetische Nutzung von Abwasser und organischen Abfällen. Sie verbessert dadurch ihre städtische Abwasser- und Abfallentsorgung und demonstriert eine reproduzierbare und finanzierbare technische Lösung in urbanen Ballungsgebieten, die zu den Klimaschutzzielen der indischen Regierung beiträgt.

Vorgehensweise

Das Projekt arbeitet mit der Verwaltung und dem technischen Personal der Stadt Nashik zusammen, um eine Anlage zur Energieerzeugung aus Abwasser und organischen Abfällen zu planen, zu errichten und zu betreiben. Diese Anlage soll Abwasser und organische Abfälle durch anaerobe Vergärung stofflich und energetisch verwerten. Zunächst verständigten sich die beteiligten Partner aus dem indischen Umweltministerium und der Stadtverwaltung auf das gemeinsame Projekt.

Eine erste Bewertung und Machbarkeitsstudie klärte die Fragen nach dem Standort der Pilotanlage, der Verfügbarkeit adäquater und langfristig stabiler Abfall- und Abwasserstoffströme, dem Potenzial der Biogasproduktion. Die Studie eruierte die effizientesten Mischung an Abwasser und organischen Abfällen, errechnete die möglichen Einsparung von Treibhausgasen, und erstellte ein Überwachungs- und ein Verwertungskonzept inklusive einer Kosten- Nutzen Analyse für die Stadtverwaltung.

Im Anschluss an diese Vorbereitungen führte das Projekt gemeinsam mit der Stadt Nashik alle vorbereitenden Arbeiten durch. Die Partner erarbeiteten gemeinsam mit dem Projekt die Planungs- und Genehmigungsunterlagen, bereiteten die Ausschreibungsunterlagen zum Bau der technischen Anlage vor. Das Projekt erstellte ein Finanzierungsabkommen mit der Stadtverwaltung Nashik. Technisch unterstützte ein internationales Konsortium die Arbeiten und übernahm die notwendigen wissenschaftlichen Vorversuche zum Biogaspotenzial, die nicht bereits Teil der Grundlagenermittlung waren.

Als nächste Schritte folgen der Bau und die Inbetriebnahme der Pilotanlage. Die Inbetriebnahme der Pilotanlage wird durch internationale technische Experten und Expertinnen sowie Trainings für den Betreiber und das technische Personal der Stadt Nashik unterstützt.

Der Betrieb der Anlage wird außerdem wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse werden ausgewertet, um sie für weitere Städte und Betreiber in Indien nutzbar zu machen.

Wirkungen

Durch die intensive Beteiligung der gewählten Vertreter und Vertreterinnen der Stadt Nashik und auch der Stadtverwaltung konnten alle ihre technischen und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen verbessern. Internationale Experten vermittelten das notwendige Know-how zu technologischen Optionen und Betriebsführung, indem sie unter anderem über die Nutzung des Einspeisegesetzes für Strom und die Nutzung einer Kombination aus Abwasser und organischen Abfällen informierten. Weitere Städte erkundigten sich nach dem nachhaltigen Betriebs- und Finanzierungsmodell der Anlage in Nashik und zeigen Interesse, es ebenfalls anzuwenden. Diese Art der Energieerzeugung aus Abwasser und organischen Abfällen stellt ein neues Konzept für indische Städte dar, daher ist das Interesse am Bau weiterer Anlagen dieser Art groß.