Unabhängige Berichterstattung

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: FATA-Entwicklungsprogramm – Ansatz: Unabhängige Berichterstattung
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Pakistan
Politischer Träger: FATA-Sekretariat
Gesamtlaufzeit: 2009 bis 2015

Pakistan. Unabhängige Berichterstattung stärkt die Transparenz der Projektaktivitäten und verleiht der Bevölkerung eine Stimme. © GIZ

Ausgangssituation

Die Stammesgebiete unter Bundesverwaltung (Federally Administered Tribal Areas, FATA) liegen an der Grenze zu Afghanistan. Die Region ist von großer Not und einer Vielzahl sich überlagernder, oft gewaltsamer Konflikte gekennzeichnet. Auf Gemeindeebene existieren keine staatlichen Strukturen. Die Bevölkerung ist lediglich über traditionelle Stammesvertreter eingebunden. Diese haben jedoch in den letzten Jahren stark an Rückhalt in der Bevölkerung verloren oder sind gezielten Anschlägen militanter Akteure zum Opfer gefallen. Der Staat ist kaum fähig soziale Grunddienste bereitzustellen. Weite Teile der Gesellschaft sind marginalisiert, die mangelnde Teilhabe an Entscheidungsprozessen und der fehlende Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen sowie Einkommensmöglichkeiten haben bei der Bevölkerung großes Misstrauen gegenüber der Regierung geschürt. Das Gefühl der Machtlosigkeit und die tiefe Frustration der Menschen sind ein Nährboden für Extremismus. Die FATA sind für Außenstehende nur schwer zugänglich. Der größte Teil der Bevölkerung ist vom allgemeinen Fortschritt in Pakistan abgeschnitten.

Ziel

An der Universität Peschawar eigens dafür ausgebildete Journalistinnen und Journalisten berichten unabhängig über die Projektaktivitäten des FATA-Entwicklungsprogramms und die öffentliche Meinung in den FATA. Sie tragen zu einem verantwortungsvollen Journalismus bei, der den Dialog zwischen Staat und Zivilgesellschaft fördert.

Vorgehensweise

Das Independent Project Reporting (IPR) ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Peschawar und ein besonderes Merkmal des FATA-Entwicklungsprogramms. Studierende des Studiengangs Journalismus, junge Journalistinnen und Journalisten mit Berufserfahrung, setzen sich im Rahmen eines dreimonatigen Zertifizierungskurses zum Thema Entwicklungsjournalismus mit grundlegenden Werten des verantwortungsvollen Journalismus auseinander. Dazu zählt zum Beispiel die Trennung von Meinung und Information als Basis für eine objektive Berichterstattung. So vorbereitet berichten meist aus den FATA stammende Teams von Studierenden und Journalisten über Aktivitäten des Programms und stellen Projektfortschritte und den Stand der öffentlichen Meinung dar. Wegen der prekären Sicherheitslage in den FATA reisen Projektmitarbeitende nicht selbst in das Projektgebiet. Die Umsetzung der Aktivitäten wird daher von Peschawar aus gesteuert und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit lokalen Nichtregierungsorganisationen, Fachinstitutionen und technischen Experten. Den IPR-Journalisten kommt die Rolle der neutralen Beobachter und Berichterstatter zu. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung von Konflikten.

Durch den Kurs „Entwicklungsjournalismus“ trägt das IPR auch zu einer professionelleren Berichterstattung über die Lebensbedingungen in den FATA bei. Transparenz von Entscheidungsprozessen und ein konstruktiver Dialog zwischen Staat und Zivilgesellschaft werden durch die gut ausgebildeten Journalistinnen und Journalisten gestärkt.

Wirkungen

Seit der gemeinsam entwickelte Entwicklungsjournalismus-Kurs 2013 in den offiziellen Lehrplan der Universität Peschawar übernommen wurde, fanden sechs Kurse statt. Insgesamt haben 112 Studierende, darunter 23 Frauen, den Kurs belegt. Nach den ersten drei Durchläufen wurden der Kurs und seine Inhalte unter Beteiligung anerkannter Fachleute aus dem ganzen Land überarbeitet. Basierend auf den bisherigen Erfahrungen und Rückmeldungen von den Abgängern und IPR-Teams wurde der Lehrplan angepasst. Unter anderem wurde ein neues Modul zum Thema „Conflict Area Reporting“ aufgenommen. Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit dem Vorhaben „Förderung guter Regierungsführung“ ein Modul zum Thema „Gendersensitive Berichterstattung zu Fällen von Gewalt gegen Frauen“ eingeführt. Ziel der Lehreinheit ist es, die Journalistinnen und Journalisten bei einer gendersensiblen Berichterstattung zu unterstützen und sie für das Thema Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren.

Der Entwicklungsjournalismus-Kurs ist ein wichtiger Beitrag zum Diskurs der Medien in einer Region, in der Anschläge und militärische Auseinandersetzungen die Berichterstattung dominieren. Bei einer Konferenz im Dezember 2014 erklärten Vertreterinnen und Vertreter der größten nationalen Medienunternehmen, dass sie in Zukunft bei der Berichterstattung aus den FATA-Gebieten den Entwicklungsthemen mehr Bedeutung zukommen lassen werden.

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