Innovationen vor der Haustür

Projektkurzbeschreibung

Titel: Grüne Innovationszentren der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Kamerun
Politischer Träger: Ministère d’Economie, du Plan et d’Administration Territoriale (MINEPAT)
Gesamtlaufzeit: 2014 bis 2017

Kamerun. Beschäftigter in der Geflügelzucht. © GIZ

Ausgangssituation

Kameruns Landwirtschaft ist kleinbäuerlich geprägt. Über 90 Prozent der Betriebe sind nicht größer als vier Hektar, tragen aber insgesamt zu knapp einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts bei. Der Großteil der Bäuerinnen und Bauern baut hauptsächlich für den Eigenbedarf an. Die verbleibenden Überschüsse reichen meist nicht aus, um auch die umliegende Region mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen.

Der Landwirtschafts- und Ernährungssektor ist der wichtigste Motor für Kameruns Wirtschaftswachstum im ländlichen Raum. Die nationale und internationale Nachfrage nach pflanzlichen und tierischen Produkten ist hoch, sodass die Bedingungen für Produktivitätssteigerungen günstig sind. Das agroökologische Potenzial sowie die regional noch gute Verfügbarkeit von landwirtschaftlichen Flächen machen die Erzeugung einer Vielzahl landwirtschaftlicher Produkte möglich.

2014 betrug die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts in Kamerun 5,9 Prozent. Ein Großteil des Wachstums entfallen auf die Landwirtschaft und auf die Viehzucht. Über 60 Prozent der aktiven Bevölkerung sind im ländlichen Sektor beschäftigt. Dennoch ist gerade die ländliche Armutsrate mit 56,8 Prozent besonders hoch – verglichen mit 8,9 Prozent in der Stadt.

Landwirtschaftliche Produktion, Verarbeitung und Vermarktung könnten weiter ausgebaut werden, die Potenziale bleiben aber bisher weitgehend ungenutzt. Kleinbäuerliche Betriebe, aber auch andere Akteure in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, haben nicht ausreichend Zugang zu Innovationen, die ihnen bei der Steigerung von Produktivität und Einkommen helfen und zur Sicherung einer gesunden Ernährung beitragen könnten.

Ziel

Durch Innovationen der Agrar- und Ernährungswirtschaft in ausgewählten Wertschöpfungsketten sind die Einkommen kleinbäuerlicher Betriebe, Beschäftigung sowie die regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln verbessert.

Kamerun. Beschäftigte im Kakaoanbau. © GIZ

Vorgehensweise

Einen bedeutenden Beitrag zur Verringerung von Armut und Hunger zu leisten, ist das Ziel der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Das Programm „Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ ist in 13 Ländern aktiv, darunter auch in Kamerun.
Die Grünen Innovationszentren fördern die Wertschöpfungsketten Kartoffeln, Kakao und Geflügelhaltung durch unterschiedliche Maßnahmen:

  • Förderung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie kleinen und mittleren Unternehmen: Die Teilnehmenden bekommen Zugang zu Forschungsergebnissen und bestehenden Innovationen, um sie pilothaft einzusetzen. Die Innovationszentren unterstützen die landwirtschaftliche Ausbildung, fördern unternehmerisches Denken und Handeln, begleiten die Organisation von Bauerngruppen, beispielsweise über die Verbesserung von Unterrichtsmaterialien, das Angebot praktischer Kurse zu Demonstrationszwecken, die Einführung neuer Techniken oder die Ausrüstung, die in Kooperativen und Bauerngruppen, sogenannten physischen Innovationszentren, eingeführt werden.
  • Unterstützung des Wissenstransfers: Damit Innovationen schneller verbreitet werden können, werden zum Beispiel Trainer, Berater und Bauernorganisationen fortgebildet. Partner beim Wissenstransfer sind lokale zivilgesellschaftliche, staatliche und bäuerliche Organisationen.
  • Professionalisierung von Bauernorganisationen stärkt die Rolle von Erzeugern in den Wertschöpfungsketten.
  • Anbahnung und Abschluss von Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft: Akteure des deutschen und kamerunischen Privatsektors werden durch Innovationspartnerschaften in das Vorhaben eingebunden.
  • Enge Zusammenarbeit mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren: Um Ergebnisse zu institutionalisieren, arbeitet das Vorhaben mit dem Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (MINADER) und dem Ministerium für Viehzucht, Fischerei und Tierindustrie (MINEPIA) zusammen. Aus der Zivilgesellschaft wird das Projekt durch lokale Partner von Brot für die Welt und andere lokale Nichtregierungsorgansationen bei Trainingsmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.

In den drei Wertschöpfungsketten sollen mithilfe des Vorhabens:

  • 30.000 Kleinbauern ihr Einkommen im Durchschnitt um ein Viertel erhöhen,
  • mindestens 1.800 Arbeitsplätze geschaffen werden,
  • die Flächenproduktivität um durchschnittlich ein Viertel steigen,
  • Aus- und Fortbildungsangebote für über 40.000 Menschen verfügbar sein.

Wirkungen

Kartoffeln. Die GIZ hat zusammen mit dem nationalen Kartoffelprogramm lokale Bewässerungssysteme getestet, damit Bauern auch in der Trockenzeit Kartoffeln zu besseren Preisen erzeugen können. Die ausgewählten Bewässerungssysteme wurden verbessert und bis Ende 2016 in 12 Kooperativen eingeführt, um sie als einfache, rentable Technologie zu verbreiten. Lokale zertifizierte Kartoffelsorten wurden vermehrt, um sie in den Kooperativen einzusetzen. Durch Unterstützung des internationalen Kartoffelcenters wird an der Verbesserung der lokalen Sorten gearbeitet, gleichzeitig erhalten Bauern Zugang zu neuen Sorten, die lokal vermehrt werden. Die Kleinbauern haben so Zugang zu zertifiziertem Saatgut, das mehr Erträge bringt und die Qualität der Ware erhöht.

Kakao. Das Projekt hat Solartrockner zur nachhaltigen Trocknung der Kakaobohnen eingeführt, um die Qualität der Bohnen zu verbessern und zugleich den Holzkonsum beim Einsatz der traditionellen Öfen zu vermindern. Wertschöpfung durch lokale Verarbeitung von Kakaobohnen zu Kakaobutter wird in 4 Kooperativen durch den Einsatz von Röstmaschinen und Pressen ermöglicht. Die Kooperativen werden insgesamt als Wirtschaftsakteure gestärkt und haben damit eine bessere Verhandlungsposition auf dem Markt.

Geflügel. Gemeinsam mit dem Ministerium für Viehzucht, Fischerei und Tierindustrie und dem privaten Partner CAPHAVET baut das Projekt Tiergesundheits- und Impfstationen auf. Sie sollen die Sterblichkeit der Tiere bei den lokalen Geflügelzüchterinnen mindern. Dies kommt vor allem Frauen und jungen Leuten zugute, die so ihr Erzeugungsrisiko vermindern und lokale Märkte besser mit hochwertigem tierischem Protein beliefern können.

Kamerun. Beschäftigte bei der Kartoffelernte. © GIZ