Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (GPQI) – Brasilien

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Globalprojekt Qualitätsinfrastruktur (GPQI) – Brasilien
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
Land: Brazil
Politischer Träger: Brasilianisches Ministerium für Entwicklung, Industrie, Handel und Dienstleistungen (MDIC)
Gesamtlaufzeit: 2017 to 2023

Ausgangssituation

Die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Kompatibilität von Produkten und Dienstleistungen gehören zu den wichtigsten Erwartungen, die Verbraucher und Unternehmen an die Qualität stellen. Das System, das die Erfüllung dieser Erwartungen und gesetzlichen Anforderungen gewährleistet, wird als Qualitätsinfrastruktur bezeichnet. Es umfasst sämtliche privaten und staatlichen Akteure, die für die Festlegung und Umsetzung von freiwilligen Standards und technischen Vorschriften, die Durchführung von Konformitätsbewertungen und Zertifizierungsprozessen sowie die Gewährleistung der Marktüberwachung und des gesetzlichen Eichwesens zuständig sind. 
Angesichts der weltumspannenden Wertschöpfungsketten wird es immer wichtiger, dass die nationalen Qualitätsinfrastrukturen der einzelnen Länder gut funktionieren und international aufeinander abgestimmt werden. Sinnvolle internationale Standards verringern den Zeit- und Kostenaufwand sowie die Unwägbarkeiten, mit denen sich auf dem Weltmarkt tätige Unternehmen vielfach konfrontiert sehen. Dadurch leisten sie einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung von Handel und Wirtschaft. Unterschiedliche Normen sowie vielfältige Prüf- und Zertifizierungsanforderungen führen dagegen in vielen Fällen nicht zu einer höheren Produktqualität, sondern verursachen vor allem Kosten für Unternehmen und Verbraucher. Zwar wurden die Zölle in den letzten Jahrzehnten weltweit gesenkt, doch zunehmende technische und regulatorische Handelshemmnisse machen eine verstärkte internationale Zusammenarbeit notwendiger denn je.
Mit einem bilateralen Handelsvolumen von fast 14 Milliarden US-Dollar pro Jahr (2016) haben Deutschland und Brasilien ein großes Interesse daran, die Qualität der gehandelten Waren und Dienstleistungen zu verbessern. Beide Länder sind sich darin einig, dass das Potenzial der bilateralen Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen wie der Industrie oder den digitalen Technologien noch nicht ausgeschöpft ist.  Dabei gilt: Je enger die Wirtschaftspartnerschaft zwischen Deutschland und Brasilien wird, desto wichtiger ist es, sich über die technischen Modalitäten des Handels zu verständigen. Die Tatsache, dass ein Ausbau der Zusammenarbeit im Bereich der Qualitätsinfrastruktur notwendig ist, belegt, dass die Beziehungen zwischen beiden Ländern immer enger werden.

Ziel

Das Globalvorhaben Qualitätsinfrastruktur (GPQI) berät und unterstützt den politischen und technischen Dialog zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und den Partnerministerien in Schwellenländern wie Brasilien, China, Indien, Indonesien und Mexiko, um technische Handelshemmnisse abzubauen, die Produktsicherheit zu erhöhen, Innovationen zu fördern und den Verbraucherschutz zu stärken.

Vorgehensweise

Der politische und fachliche Dialog zwischen Deutschland und seinen Partnerländern umfasst zentrale Stakeholder beider Seiten, darunter Ministerien, staatliche Stellen der nachgeordneten Ebenen, Industrieverbände und Unternehmen sowie technische und wissenschaftliche Institutionen. 
Das (ehemalige) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das (ehemalige) brasilianische Ministerium für Industrie, Außenhandel und Dienstleistungen (MDIC) haben am 13. November 2017 im brasilianischen Porto Alegre die deutsch-brasilianische Arbeitsgruppe für Qualitätsinfrastruktur gegründet. Die Themen der Arbeitsgruppe decken wichtige Bereiche der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ab und werden jedes Jahr überprüft und bei Bedarf aktualisiert. Die behandelten Themen reichen von der Sicherheit von Maschinen und Anlagen und der intelligenten Fertigungstechnik über Automobilbau und Medizintechnik bis hin zu Informationstechnologien und Datenschutz.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat die GIZ damit beauftragt, die Umsetzung der gemeinsam vereinbarten Maßnahmen zu unterstützen. Die GIZ fördert zusammen mit den zuständigen Regulierungsbehörden die Entwicklung von realisierbaren Lösungen, die den Zeit- und Kostenaufwand für die Industrie verringern. Dabei umfasst das Globalvorhaben im Einzelnen folgende Maßnahmen:

  • Förderung der Beteiligung von relevanten Stakeholdern, damit diese lernen, häufige aufsichtsrechtliche und technische Probleme zu identifizieren, die privaten Unternehmen den Marktzugang erschweren;
  • Durchführung von Experten-Workshops und -Konferenzen;
  • Erstellung und Veröffentlichung von Berichten;
  • Veranstaltung von Studienreisen, um den Wissensaustausch zu fördern und den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, neue Vorschriften und technische Richtlinien kennenzulernen.

Die deutsch-brasilianische Arbeitsgruppe für Qualitätsinfrastruktur konzentriert sich auf die drei Bereiche Normung, Konformitätsbewertung und Zertifizierung sowie Produktsicherheit und Marktüberwachung.

Wirkungen

Das Projekt in Brasilien strebt folgende Wirkungen an:

  • Probleme im Zusammenhang mit Konformitätsbewertungsverfahren, mit denen die Industrie konfrontiert ist, werden identifiziert und gelöst, um die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern;
  • die Zertifizierungsstellen beider Länder arbeiten zusammen, um ihre Konformitätsbewertungssysteme zu verbessern und den bilateralen Handel zu erleichtern;
  • Produktsicherheit und Marktüberwachungssysteme werden durch politische Vorgaben sowie durch produktspezifische Vorgaben für die Sicherheit von Maschinen und Druckgeräten gefördert;
  • beide Seiten entwickeln gemeinsam neue Standards in aufstrebenden Bereichen wie den digitalen Technologien.

Stand: September 2023