Naturressourcen in den ehemaligen Konfliktregionen Kolumbiens schützen

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Umweltorientierte Raumordnung in konfliktbetroffenen Gebieten Kolumbiens - AmPaz
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Kolumbien
Politischer Träger: Präsidialamt für internationale Zusammenarbeit Kolumbien
Gesamtlaufzeit: 2018 bis 2020

Kooperative Asmujima“ Zeigt ein Mitglied der Frauenkooperative Asmujima, welche AmPaz in der Verarbeitung und Vermarktung von Milchprodukten unterstützt

Ausgangssituation

Kolumbien ist in Bezug auf Biodiversität das drittreichste Land der Welt. Die Gebiete mit hohem Biodiversitäts- und Waldanteil sind in besonderer Weise von dem seit über 60 Jahren andauernden, internen Konflikt betroffen. In diesen Gebieten sind illegale Landnutzungspraktiken und großflächige Entwaldung ein weitverbreitetes Problem. Die sozialen Konsequenzen treffen vor allem Frauen, Jugendliche, indigene und afrokolumbianische Minderheiten. Sie sind oft Opfer von Gewalt, Enteignung oder Vertreibung.

2016 wurde mit der wichtigsten Guerillagruppe „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, FARC) ein Friedensvertrag unterzeichnet. Der erste Punkt dieses Abkommens sieht eine umfassende landwirtschaftliche Reform vor. Damit eröffnete es die Chance, die Postkonfliktregionen neu zu gestalten und dabei ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Jedoch gestaltet sich die Umsetzung des Friedensprozesses und der dafür entwickelten territorialen Entwicklungsprogramme als große Herausforderung. 

Ziel ist, ein wirksames Zusammenspiel zwischen Umwelt, einkommensschaffenden Maßnahmen und sozialer Teilhabe zu ermöglichen. Häufig fehlt es den Gemeinden jedoch an Handlungsfähigkeit, um Planungsprozesse einheitlich zu gestalten und sie an die Bedürfnisse der Bevölkerung anzupassen. Es gibt nur wenige vielversprechende Beispiele für umweltfreundliche Einkommensalternativen, für deren Umsetzung es zudem an finanzieller und technischer Unterstützung fehlt. 

Ziel

Territoriale Planung und entwicklungsfördernde Maßnahmen in den Postkonfliktregionen berücksichtigen den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Naturressourcen. Gleichzeitig berücksichtigen sie die besonderen Bedarfe konfliktbetroffener Bevölkerungsgruppen.

Kooperative Asmujima“ Zeigt ein Mitglied der Frauenkooperative Asmujima, welche AmPaz in der Verarbeitung und Vermarktung von Milchprodukten unterstützt.

Vorgehensweise

Rund um das thematische Dreieck „Umwelt-Territorium-Frieden“ fördert das Vorhaben AmPaz Landnutzungsoptionen, die Umweltaspekte miteinbeziehen und mit Entwicklungsmaßnahmen im Einklang stehen. Das Vorhaben ist in sechs Gemeinden in den Postkonfliktregionen der Departments Meta und Caquetá aktiv und gliedert sich in vier Handlungsfelder. 

Im ersten Handlungsfeld stärkt das Vorhaben lokale und regionale Beteiligte, um eine einheitliche Planung für Entwicklung und umweltorientierte Raumordnung zu ermöglichen. Ansichten und Entscheidungen lokaler Handlungsträger*innen bezüglich der Nutzung von Naturressourcen werden in der Raumordnung berücksichtigt und in den Entwicklungsplänen der Gemeinden verankert. 

Im zweiten Handlungsfeld entwickelt das Vorhaben mit Kooperativen grüne Geschäftsmodelle und setzt sie um. Sie bieten der lokalen Bevölkerung Einkommensalternativen, die Naturressourcen nachhaltig nutzen.

Im dritten Handlungsfeld ermöglicht das Vorhaben den Zugang zu grünen Finanzierungsinstrumenten für langfristige Geschäftsmodelle und Beschäftigungsformen in Kooperation mit lokalen und nationalen Finanzgebern.

Im vierten Handlungsfeld stärken themenübergreifende Kurse und Weiterbildungsmaßnahmen die Fertigkeiten und Kompetenzen von Handlungsträger*innen und fördern Beziehungen sowie Wissensaustausch. 

Wirkungen

Im ersten Handlungsfeld unterstützte AmPaz das Umweltministerium dabei, die Bevölkerung partizipativ in die Aktualisierung der Raumordnungskomponenten einzubinden. Diese bilden die Grundlage der lokalen Raumordnungspläne und kommen rund 40.000 Menschen zu Gute.

Im zweiten Handlungsfeld entwickelten Milch-, Kautschuk- und Kakaoproduzent*innen grüne Geschäftsmodelle, die natürliche Ressourcen nachhaltig nutzen und die Produktivität der Betriebe steigern. Davon profitieren rund 600 Menschen.

Im dritten Handlungsfeld hat das Vorhaben mit drei Finanzinstituten grüne Agrarkredite entwickelt und pilotiert. Es unterstützt damit das Umweltministerium und die Entwicklungsbank FINAGRO im Aufbau einer landesweiten grünen Kreditstrategie. Im Kurs für Finanzthemen lernten zudem 450 Kleinproduzent*innen, Investitionen zu identifizieren und grüne Kredite zu beantragen. 55 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen. 

Mit der Ausbildung in kommunikativen Fertigkeiten aus Handlungsfeld vier berichten nun 60 Reporter*innen kontinuierlich und aus erster Hand über die Transformation ihrer Heimatgemeinden.

Infolge der Notsituation durch COVID-19 setzte AmPaz Maßnahmen zur wirtschaftlichen Erholung in den Projektregionen um. Mit zusätzlichen Maßnahmen zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung unterstützte das Vorhaben mehr als 1.600 Produzent*innen und ihre Familien, die nun höhere Verkaufspreise erzielen können.

Stand: September 2020

Aufbau von Trockungsanlagen  Kakao