Verbesserung der Sozialstandards in der pakistanischen Textilindustrie

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Verbesserung der Arbeits- und Sozialstandards in der pakistanischen Textilindustrie
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Pakistan
Politischer Träger: Labour and Human Resource Department, Regierung der pakistanischen Provinz Punjab
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2020

Ausgangssituation

Der Textil- und Bekleidungssektor mit seinen großen Clustern in der Provinz Punjab ist mit etwa 15 Millionen Beschäftigten (ca. 25 Prozent der arbeitenden Bevölkerung) der größte Industriezweig Pakistans. Die Arbeitsbedingungen sind durch eine geringe Arbeitssicherheit, niedrige Löhne, fehlende Mitbestimmungsrechte in den Unternehmen sowie einen unzureichenden Dialog zwischen Unternehmensführung, Arbeitnehmern und staatlichen Institutionen gekennzeichnet.

Die Arbeitsverwaltung auf Provinzebene spielt bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen eine Schlüsselrolle, denn sie ist für die Bereiche Aufsicht, Arbeitsschutz, ärztliche Betreuung und Rehabilitation sowie Entschädigung zuständig. Arbeitsinspektionen sind ein wichtiges aufsichtsrechtliches Instrument, um die Einhaltung aller gesetzlichen Arbeitssicherheits- und Arbeitsschutzvorschriften zu prüfen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen voranzubringen.

Die Aufsicht in der Provinz Punjab ist trotz ihrer vielen Inspektorinnen und Inspektoren nicht sehr effektiv.. Dafür gibt es mehrere Gründe: So bestehen enge Beziehungen zwischen den Akteuren in Politik und Wirtschaft, und schwache staatliche Strukturen sowie eine unterfinanzierte Provinzverwaltung erschweren den Inspektoren die Durchführung ihrer Aufgaben. Die Interaktion zwischen den staatlichen Institutionen und Behörden reicht für eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung im Hinblick auf die Gestaltung der Aufsicht nicht aus. Der private Sektor wiederum sieht keine Anreize für die Einhaltung von Sozialstandards und es fehlen Beratungsangebote, um den Unternehmen zu vermitteln, dass die Compliance in ihrem eigenen Interesse liegt. Damit herrschen in der Provinz Punjab keine günstigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Sozialstandards.

Ziel

Die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Sozialstandards in der Provinz Punjab sind verbessert. Es wurden Maßnahmen zur Kapazitätsentwicklung staatlicher Institutionen mit Bezug zur Aufsicht entwickelt. Der Dialog zwischen staatlichen und privaten Institutionen sowie der Zivilgesellschaft ist verbessert.

Vorgehensweise

Arbeitsinspektionen sind ein wesentliches Instrument, um die Einhaltung von Sozialstandards in der Industrie zu überwachen. Eine effektive Aufsicht trägt langfristig zu menschenwürdigen Arbeitsplätzen bei und verbessert die Einkommensmöglichkeiten und Lebensbedingungen. Studien haben gezeigt, dass die Einhaltung von Sozialstandards zu Steigerungen der Produktivität und der Fertigungsqualität führt und daher in engem Zusammenhang mit der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen steht.

Der Projektfokus liegt auf der Verbesserung der Zusammenarbeit in den Bereichen Aufsicht, Prävention, Rehabilitation und Entschädigung. Darüber hinaus ist eine Verknüpfung von Inspektionen und Arbeitsschutz-Managementsystemen geplant.

Die Projektmaßnahmen sind drei Handlungsfeldern zuzuordnen:

1. Capacity-Development für Arbeitsinspektionen

In diesem Handlungsfeld wird angestrebt, im Arbeitsministerium der Provinz Punjab, in ausgewählten nachgeordneten Behörden sowie in vier ausgewählten Arbeitsbehörden auf Bezirksebene die Kapazitäten zur Durchführung von Arbeitsinspektionen zu verbessern. Dazu werden verschiedene Capacity-Development-Maßnahmen durchgeführt, um die Leistungen und Beratungsmaßnahmen des Saeed Ahmed Awan Centre for the Improvement of Working Conditions and Environment zu erweitern, das sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsumfeldes einsetzt. In der für die soziale Absicherung der Beschäftigten zuständigen Behörde der Provinz Punjab (Employees Social Security Institution – PESSI) werden derzeit Kapazitäten aufgebaut, um die Diagnose von berufsbedingten Erkrankungen zu verbessern. Darüber hinaus unterstützt das Projekt die Einrichtung eines Schulungsprogramms für Sicherheitsbeauftragte.

2. Steigerung der organisatorischen Kapazität des Ministeriums für Arbeit und Personal der Provinz Punjab

In diesem Handlungsfeld sollen die organisatorischen Kapazitäten des Arbeitsministeriums der Provinz Punjab gesteigert werden. So soll das Ministerium künftig besser in der Lage sein, die Einhaltung von Sozialstandards in der Industrie zu fördern. Dabei besteht das wichtigste Ziel darin, die Zusammenarbeit und Koordination in Bezug auf Arbeitsschutzaspekte zwischen den verschiedenen Stellen des Ministeriums zu stärken. Insbesondere Stellen wie PESSI, die mit der sozialen Absicherung der Arbeitnehmer betraut sind, werden in gemeinsame Maßnahmen, beispielsweise die Erhebung von Daten und die Bewertung von Arbeitsunfällen, eingebunden, um die Effizienz von Präventionskampagnen zu erhöhen.

3. Unterstützung für Akteure aus dem privaten Sektor

In diesem Handlungsfeld werden die Akteure aus dem privaten Sektor bei der Einhaltung von Sozialstandards unterstützt; gleichzeitig lernen sie, ihre Produktivität zu steigern. Die Partnerunternehmen werden in die Lage versetzt, dialogbasierte Methoden als Instrumente für Veränderungsprozesse einzusetzen, mit denen sowohl eine Verbesserung der Produktivität als auch eine Verbesserung der Sozialstandards angestrebt wird. Der Dialogue for Compliance fördert die Problemlösungskompetenz, die interne Kommunikation sowie die Zusammenarbeit zwischen Werksleitung und Arbeitnehmern.