Anpassung von Biosphärenreservaten an den Klimawandel

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Erhöhung der Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme in grenznahen Biosphärenreservaten in der Republik Haiti und der Dominikanischen Republik
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kofinanziert von: Europäische Union (EU)

Land: Dominikanische Republik, Haiti
Politischer Träger: Ministerio de Economía, Planificación y Desarrollo, República Dominicana, Ministère de la Planification de la Coopération Externe, Haïti
Gesamtlaufzeit: 2014 bis 2022

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Ausgangssituation

Haiti und die Dominikanische Republik gehören zu den Ländern, die am stärksten durch den Klimawandel gefährdet sind. Trockenperioden und Extremniederschläge häufen sich. Die Biosphärenreservate La Selle in Haiti und Jaragua-Bahoruco-Enriquillo (JBE) in der Dominikanischen Republik liegen im südlichen Gebirgsmassiv der Insel. Sie sind die ersten anerkannten Biosphärenreservate in Haiti und der Dominikanischen Republik. Sie dienen als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung, in denen Schutz und umweltverträgliche Nutzung natürlicher Ressourcen im Vordergrund stehen. Sie sind Schlüsselgebiete der biologischen Vielfalt, sogenannte key biodiversity areas, und gehören seit 2007 zum Karibischen Biokorridor. Der Erhalt von Tier- und Pflanzenwelt ist herausragend bedeutsam.

Allerdings gehören die Gebiete auch zu den jeweils ärmsten Regionen der Insel. Auf haitianischer Seite sind 30 Prozent des Bodens im Reservat wegen des schlechten Zustands kaum noch produktiv nutzbar: Viele Flächen sind entwaldet, der Bodenverlust durch Erosion ist hoch. Die Biodiversität auf beiden Seiten leidet unter starker Übernutzung und umweltschädigenden Einflüssen der Landwirtschaft. Gleichzeitig ist die Bevölkerung kaum auf veränderte klimatische Bedingungen vorbereitet. Durch Umwelt- und Klimarisiken in der Grenzregion der beiden Biosphärenreservate droht sich die Situation weiter zu verschärfen.

Ziel

Geschützte und umweltverträglich genutzte Ökosysteme im haitianisch-dominikanischen Grenzgebiet der Biosphärenreservate bieten der Bevölkerung bessere Voraussetzungen für die Anpassung an den Klimawandel.

Degradierte Flaechen im Wassereinzugebiet Pedernales

Vorgehensweise

Biosphärenreservate sind weltweite Modellregionen für Schutz, nachhaltige Nutzung sowie Umweltforschung und Umwelterziehung. In genau diesen Bereichen arbeitet das Vorhaben schwerpunktmäßig. Außerdem unterstützt das Projekt die Biosphärenreservatsverwaltungen sowie lokale, staatliche und zivilgesellschaftliche Organisationen in der Governance ihrer Gebiete. Darüber hinaus fördert das Programm, im Rahmen einer Finanzierung der Europäischen Union, seit 2019 das Katastrophenrisikomanagement im Wassereinzugsgebiet Pedernales. Diese Region liegt im Grenzgebiet der beiden Reservate.

In Haiti arbeitet das Vorhaben im Wesentlichen direkt mit Organisationen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zusammen. Das Projektgebiet ist stark bevölkert. So liegt ein Schwerpunkt auf dem Ausbau von umweltverträglichen Produktionsweisen in landwirtschaftlich genutzten Walgebieten, zum Beispiel bei Kaffee, Avocado oder Macadamia. Weitere Themen sind die Aufforstung zur Verbesserung der Vernetzung zwischen grenzübergreifenden Ökosystemen und die Unterstützung des Umweltministeriums beim Schutzgebietsmanagement.

In der Dominikanischen Republik unterstützt das Projekt das Umweltministerium beim Aufbau von Verwaltungsstrukturen für das Biosphärenreservat sowie bei der Wiederherstellung von Ökosystemen. Zivilgesellschaftliche Organisationen erhalten Hilfe bei ihren Modellprojekten zu Schutz und innovativer nachhaltiger Nutzung von natürlichen Ressourcen.

Eine Kofinanzierung der Europäischen Union erweitert seit 2019 die zwischenstaatliche Zusammenarbeit, die bisher vor allem auf das Thema Biosphärenreservate sowie fachlichen Austausch konzentriert war. Sie wird um die Themen Wassereinzugsgebietsmanagement sowie lokales Katastrophenrisikomanagement ergänzt. Durch Aufforstung in beiden Ländern werden die gemeinsam genutzten Wasserressourcen geschützt.

Produktion von Insektiziden mit lokalen Zutaten.

Wirkungen

  • Die Produktionsgrundlagen von mehr als 600 Bauernhaushalten wurden in Haiti verbessert. Veraltete und von Schädlingen befallene Kaffeeparzellen wurden dafür mit resistenten Arten erneuert und diversifiziert. Mischkulturen, die gegenüber Trockenheit widerstandsfähig sind, wurden eingeführt.
  • Räumliche Grenzen eines haitianischen Schutzgebiets wurden geändert. Es umschließt nun mehr Waldflächen und grenzt direkt an einen dominikanischen Nationalpark an.
  • Mehr als 500 Hektar Trocken-, Misch- und Bergwald in beiden Ländern wurden restauriert. Dadurch wurde die Zerteilung der Wälder reduziert. Zusammenhängender Lebensraum für mehrere bedrohte Arten ist verbessert.
  • In der Dominikanischen Republik ist eine institutionenübergreifende Verwaltungsstruktur für das Biosphärenreservat entstanden. Die Akteure arbeiten mehr und mehr daran, das Gebiet entsprechend der Funktionen von Biosphärenreservaten als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung weiterzuentwickeln.
  • Die Initiative der UNESCO, dem haitianischen und dominikanischen Reservat durch ein Grenzübergreifendes Reservat einen gemeinsamen Rahmen zu geben, ermöglicht zudem, die zwischenstaatliche Zusammenarbeit zu stärken, ohne dass dabei nationale Besonderheiten ausgeblendet werden.