Hochwertiges Saatgut stärkt die Landwirtschaft im Tschad

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Programm Operationalisierung des Saatgutsektors im Tschad
Auftraggeber: Direktion für die Entwicklung und Zusammenarbeit der Schweizerischen Eidgenossenschaft (DEZA)
Finanzier: Direktion für die Entwicklung und Zusammenarbeit der Schweizerischen Eidgenossenschaft (DEZA); Agence Française de Développement (AFD), Europäische Union (UE)
Kofinanziert von: Agence Française de Développement (AFD), Europäische Union (UE) 

Land: Tschad
Politischer Träger: Ministerium für Produktion, Bewässerung und landwirtschaftliche Ausrüstung 
Gesamtlaufzeit: 2013 bis 2023

Eine Frau sortiert die Mais-Saatgutproduktion

Ausgangsituation

Landwirtschaft ist die wichtigste Einkommensquelle im Tschad. Sie macht fast ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus und beschäftigt etwa 80 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Damit ist sie entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. 

Das volle Potenzial der Landwirtschaft wird im Tschad allerdings nicht ausgeschöpft. Nur sechs Prozent der möglichen Anbaufläche werden genutzt. Die Ursachen sind vielfältig: Neben unkontrollierbaren klimatischen Schwankungen, Bodenerschöpfung, Pflanzenschädlingen und unzureichendem Wassermanagement ist der stark eingeschränkte Zugang zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wie Saatgut besonders herausfordernd. 

Dabei ist qualitativ hochwertiges Saatgut einer der wichtigsten Faktoren, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern. Das Saatgut kann gleichzeitig die Selbstversorgung der Bevölkerung verbessern und Einkommen schaffen. Allerdings ist die Saatgutbranche im Tschad schlecht organisiert und strukturiert und kann der Nachfrage kaum gerecht werden. 

Ziel

Die Saatgutbranche ist effizient, gut organisiert und dient einer größeren Anzahl von Landwirt*innen. Die landwirtschaftlichen Produktionssysteme in den ausgewählten Provinzen sind diversifiziert und optimiert.

Bäuerinnen in einem Sorghum-Feld, 2018 @Team PROFI-SEM

Vorgehensweise

Aktuell befindet sich das Vorhaben in der zweiten Phase. Deren Hauptziel besteht darin, die Saatgutbranche langfristig zu entwickeln, um die Ernährungssicherheit zu verbessern. Zu diesem Zweck fördert das Vorhaben die Arten- und Sortenvielfalt sowie die Verfügbarkeit von hochwertigem Saatgut. Fünf Arten von Saatgut werden gefördert: Hirse, Mais, Sorghum, Erdnuss und Augenbohne. 

Das Vorhaben setzt sich für gefestigte Rechtsgrundlagen ein, die staatlichen und privaten Institutionen die Regulierung der Saatgutbranche erleichtern. Des Weiteren unterstützt es das Tschadische Institut der Agrarforschung für Entwicklung (Institut tchadien de recherche agronomique pour le développement, ITRAD) und das Direktorat für Saat- und Pflanzgut (Direction des Semences et Plants, DSP). Bessere Kenntnisse und zusätzliche Fähigkeiten erleichtern den Organisationen die Sortenauswahl, Produktion und Kontrolle von hochwertigem Saatgut aus lokalen Sorten. Das Vorhaben unterstützt auch die Saatguterzeuger organisatorisch und technisch, um die Professionalisierung ihrer Arbeit zu begünstigen. Außerdem erhalten die Landwirt*innen Trainings für die Aufzucht mit dem Saatgut. 

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Einsatz von Doppelnutzungssorten, die sowohl die Landwirtschaft als auch die Viehzucht nutzen können. Das trägt dazu bei, Konflikte über Agrarflächen zwischen Landwirten und Hirten zu verringern. Zudem führt das Vorhaben neue, sogenannte bio-fortifizierende Saatgutsorten ein, die einen hohen Nährwert haben. 

Wirkung

Das Vorhaben hat maßgeblich zur Koordination, Regulierung und Formulierung der nationalen Saatgutpolitik beigetragen. Ein Gesetz über Saatgut und Setzlinge pflanzlichen Ursprungs bildet die Grundlage für die Entwicklung von Saatgutproduktion. Das Gesetz wurde durch vier Begleitdokumente ergänzt, die den Interessengruppen der Branche vorliegen. 

Während ITRAD, die wichtigste landwirtschaftliche Forschungseinrichtung im Tschad, nun eine größere Sortenvielfalt anbieten kann, ist die DSP, die für die Saatgutkontrolle und -zertifizierung zuständig ist, nun effizienter in der Durchführung von Feld- und Laborkontrollen.

In den Einsatzgebieten des Vorhabens hat sich die Produktion von zertifiziertem Saatgut drastisch erhöht. Während im Jahr 2019 noch 140 Tonnen produziert wurden, waren es im Jahr 2020 bereits 244 Tonnen. Das Vorhaben hat 35 Prozent des kommerziellen Saatguts von Mais, Hirse, Sorghum, Erdnuss und Augenbohne im Tschad produziert. Auch die  Qualität des Saatguts hat zugenommen. So wurden nach der zweiten DSP-Inspektion 909 Hektar kommerzieller Saatgutproduktionsfelder für konform erklärt, was einer Akzeptanzrate von 97 Prozent der ausgesäten Flächen entspricht.

Neben dem verbesserten Angebot ist auch eine steigende Nachfrage zu verzeichnen, da das Bewusstsein über den Mehrwert von hochwertigem Saatgut bei den Landwirten steigt. 

Schließlich wird geschätzt, dass mehr als 2.000 Saatgutproduzent*innen und Landwirt*innen dank der Aktivitäten des PROFISEM+ von zusätzlichem Einkommen profitieren. 

Stand: März 2021

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