Textillieferketten nachhaltig gestalten

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Sektorvorhaben Nachhaltigkeit in Textil-Lieferketten
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2022

Ausgangssituation

In vielen Entwicklungsländern ist die Textil- und Bekleidungsindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig: Entlang der Lieferkette sind rund 60 bis 75 Millionen Menschen beschäftigt, von denen etwa 80 Prozent Frauen sind. Neben den positiven Wirkungen auf Wachstum und Beschäftigung ist die Branche in vielen Produktionsländern von prekären Arbeitsbedingungen geprägt. Internationale Standards für Menschenrechte, Soziales und Umwelt spielen oft eine untergeordnete Rolle. Die Situation verschärft sich dadurch, dass neben offiziellen Herstellern auch informelle Unterauftragnehmer einen Teil der Produktion übernehmen.

Die Textilbranche ist überwiegend von großen, westlichen Unternehmen und Einzelhändlern geprägt. In Deutschland fordert die Bundesregierung im „Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte“ von diesen Unternehmen, dass sie ihre menschenrechtlichen und ökologischen Sorgfaltspflichten umsetzen, um die Produktionsbedingungen in den Lieferketten zu verbessern. Unternehmen sollen die Risiken für Menschenrechte und die Umwelt in ihren Lieferketten analysieren und Maßnahmen durchführen, um sie zu vermeiden oder zu mildern.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat im Jahr 2014 das Bündnis für nachhaltige Textilien (BnT) ins Leben gerufen, um mit Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Standardorganisationen und Gewerkschaften die sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette kontinuierlich zu verbessern. Grundlage dafür ist der Ansatz der Sorgfaltspflicht.

Ziel

Europäische Unternehmen nehmen ihre Sorgfaltspflicht in der Textilbranche stärker wahr.

Vorgehensweise

Das Vorhaben betreibt das Sekretariat des BnT und unterstützt und koordiniert dort die Aktivitäten der Bündnismitglieder, um die sozialen und ökologischen Bündnisziele zu verfolgen. Die Ziele orientieren sich an internationalen Vereinbarungen und Leitlinien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Vereinten Nationen (UNO) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Das BnT baut dabei auf drei Säulen:

  • Individuelle Verantwortung: Mitgliedsunternehmen setzen ihre menschenrechtlichen und ökologischen Sorgfaltspflichten in der Lieferkette um und berichten darüber.
  • Gemeinsames Engagement: Unternehmen und andere Akteur*innen führen gemeinsame Initiativen in Produktionsländern durch, um konkrete Herausforderungen anzugehen.
  • Gegenseitige Unterstützung: Alle Akteur*innen tauschen Informationen und Erfahrungen aus und begeben sich in einen Dialog über Lösungsansätze.

Das BnT kooperiert mit anderen europäischen und internationalen Initiativen, die sich auf Grundlage des Sorgfaltspflichtenansatzes für eine nachhaltige und zukunftsfähige Textilindustrie einsetzen.

Zudem wirkt das Vorhaben darauf hin, die deutsche Entwicklungszusammenarbeit beim Thema Nachhaltigkeit in Textillieferketten national und international stärker zu positionieren. Dafür berät und unterstützt es das BMZ inhaltlich und strategisch.

Wirkung

  • Im Jahr 2019 haben erstmals alle Bündnismitglieder öffentlich darüber berichtet, was sie 2018 erreicht haben, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und faire Löhne in Textillieferketten durchzusetzen. Demnach haben die Bündnismitglieder 2018 insgesamt 1.100 Maßnahmen umgesetzt.
  • Von der gesamten Baumwollmenge, die BnT-Mitgliedsunternehmen verarbeiten, stammten 2019 rund 10 Prozent aus biologischem Anbau und 22 Prozent aus anderen nachhaltigen Quellen. Damit wurde das Bündnisziel beinahe erreicht, gemeinsam bis zum Jahr 2020 mindestens 35 Prozent nachhaltige und biologisch produzierte Baumwolle einzusetzen.

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